Hand aufs Herz, liebe Haßfurterinnen und Haßfurter: Wie lange ist es her, dass Sie in Ebern waren? Und liebe Ebernerinnen und Eberner: Wann waren Sie zuletzt in Haßfurt? – Behördengänge einmal ausgenommen. Es ist schon merkwürdig: Beide Städte gehören zum gleichen Landkreis und doch kennt man sich gegenseitig kaum. So werden auch manche Kommentarschreiber unter den Online-Artikeln der Main-Post nicht müde, immer wieder zu fordern, man solle nachholen, was bei der Gebietsreform 1972 nicht passiert ist: den Haßbergkreis auflösen und nach Bamberg, Schweinfurt und Coburg aufteilen.
Dass viele Bürgerinnen und Bürger den Landkreis nicht als Einheit verstehen, ist verständlich: Warum soll ein Eberner beispielsweise zum Großeinkauf ins größere Haßfurt fahren, wenn er doch viel schneller im noch größeren Bamberg ist? Und was will eine Haßfurterin in Ebern bekommen, das sie nicht auch in Bamberg oder Schweinfurt kaufen könnte? Das Ziel, einen regen Austausch zwischen allen Teilen des Kreises zu schaffen, dürfte schon allein aufgrund der geographischen Lage des Haßbergkreises kaum zu erreichen sein.
Wäre die Alternative wirklich eine Verbesserung?
Die Forderung nach einer Zerschlagung des Landkreises kommt offenbar vor allem von Menschen aus dem Eberner Raum, die den Verlust ihres Status als Kreisstadt nicht verwunden haben und sich auch nach 50 Jahren noch gegenüber der neuen Kreisstadt Haßfurt zurückgesetzt fühlen. Nicht zuletzt haben die Pläne zur Reorganisation der Haßberg-Kliniken diese Sorgen weiter befeuert.
Die Gefühle dieser Menschen sind verständlich, dennoch muss die Frage erlaubt sein: Wären Ebern und sein Umland wirklich besser dran, wenn der Landkreis aufgeteilt würde? Im Landkreis Haßberge ist Ebern die zweitgrößte Stadt und praktisch das Zentrum des nördlichen Kreises. Das verleiht der Stadt doch eine gewisse Bedeutung. Ob sie diese auch hätte, wenn sie zum Landkreis Bamberg gehören würde?
Gemeinsam kämpft es sich besser
Dort würde Ebern neben der großen kreisfreien Stadt wohl noch mehr untergehen als jetzt neben Haßfurt, zudem müsste die Stadt mit anderen Städten und Gemeinden im Bamberger Umland konkurrieren, die größer sind als Ebern. Die ehemalige Kreisstadt würde von der "Nummer 2" im Landkreis Haßberge zu einer Randnotiz im riesigen Landkreis Bamberg werden. Glaubt ernsthaft jemand, dass die Eberner Anliegen in Bamberg mehr Gehör finden würden als in einer relativ kleinen Kreisstadt Haßfurt?
Hofheim, der anderen Ex-Kreisstadt, würde es bei einer Aufteilung ähnlich gehen wie Ebern. Und auch Haßfurt hätte mehr zu verlieren als nur den Status als Kreisstadt. Trotzdem wird in Hofheim und Ebern – vielleicht auch nicht ganz zu Unrecht – über Haßfurt geschimpft. Hört man sich in Haßfurt um, werden die Anliegen der Eberner und Hofheimer dagegen gerne als gekränkte Eitelkeit über den Statusverlust abgetan. Vielleicht müssten alle Seiten erkennen, dass sie gemeinsam besser dran sind. Man muss sich nicht ständig gegenseitig besuchen, um zusammen einen starken Landkreis zu bilden und für die Ziele des ländlichen Raumes zu kämpfen.
Haßfurt hat es sich verscherzt mit den beiden Altkreisstädten HOH und EBN, siehe nur das unwürdige Gezerre um die Altkennzeichen im Jahr 2013. Man muss wirklich dem Kresi Haßberge keine Träne nachtrauern, die Vetantwortlichen im Landratsamt Haßberge haben über Jahre viel falsch gemacht. Alles nach Haßfurt gezogen und den Altkreis Haßfurt einseitig bevorzugt, so getan, als wäre es weiterhin der Altkreis Haßfurt.
Selbst der unglückliche Name "Haßberge" ist mittlerweile verbrannt, eine positive Besetzung des Namen ist ebenfalls nie gelungen, aus Eitelkeit und Selbstherrlichkeit und Überheblichkeit aus dem Altkreis Haßfurt und der Repräsentanten des Kreises "Haßberge". Man braucht hier nichts feiern, wirklich nicht.
Schon auch allein aufgrund des Dialekts werden wir Eberner uns im Landkreis Bamberg viel besser aufgehoben fühlen, wo auch der südliche Teil unseres alten Landkreises nie (!!!) über die Zugehörigkeit zum Landkreis Bamberg geklagt hat!