Haßfurt soll eine neue Gemeinschaftsunterkunft für Geflüchtete bekommen. Die Regierung von Unterfranken will diese auf einem Grundstück bauen, das ihr die Stadt zu diesem Zweck verpachten soll. Dass das eine gute Idee ist, darüber sind sich im Stadtrat der Kreisstadt offenbar alle Fraktionen einig: Wenn der Bezirk Unterfranken die Leute aufnehmen muss, dann muss jeder Landkreis seinen Beitrag leisten. Gerade der Haßbergkreis hat da noch Nachholbedarf und die Kreisstadt sieht sich in einer besonderen Verantwortung.
Wenn die Flüchtlingsunterkunft zur Gefängnisinsel wird
Uneinigkeit besteht aber, wenn es um die Frage nach einem geeigneten Standort in Haßfurt geht. Während für manche feststeht, dass nur ein Grundstück an der Photovoltaikanlage am Moosanger infrage kommt, sagen andere, Alternativen seien nicht ausreichend geprüft worden – und nennen Gründe, warum sie das Grundstück am Moosanger für ungeeignet halten.
Denn das liegt in einem Überschwemmungsgebiet. Zwar liegt die Fläche, auf der die Geflüchtetenunterkunft dort entstehen könnte, ein bisschen höher als die Umgebung. Aber wäre es wirklich sinnvoll, ein bewohntes Gebäude an einen Standort zu stellen, der im Katastrophenfall von Wasser eingeschlossen ist? Sollte es tatsächlich auf eine Flüchtlingsunterkunft am Moosanger hinauslaufen, dann müsste das Architekturbüro bei der Planung des Gebäudes vielleicht gleich mal einen Lagerraum für Schlauchboote mit einplanen, um das nicht zur Gefängnisinsel werden zu lassen.
Ohne Nachbarn kann leicht ein "Ghetto" entstehen
Und dann wäre da noch die Sache mit der Integration. Dafür ist es wichtig, dass die Neuankömmlinge möglichst schnell Kontakt zu Einheimischen bekommen, statt erst einmal unter sich zu bleiben. Stephan Schneider von der Haßfurter SPD hat es sehr treffend formuliert: Die Stadt muss aufpassen, dass kein "Ghetto" entsteht. Dass das Moosanger-Grundstück am Stadtrand liegt, wäre nicht das Problem, wenn es wenigstens an ein Wohnviertel angrenzen würde. Doch die nächsten Wohnhäuser sind ein ganzes Stück entfernt, in der Gegend finden sich vor allem Vereins- und Gewerbeflächen.
Beispiele dafür, dass es auch anders geht, gibt es genug, auch in Unterfranken. Unter anderem Karlstadt (Lkr. Main-Spessart) und Würzburg haben es schon vor Jahren vorgemacht.
CSU, SPD und Grüne wollen weiter nach Alternativen suchen
Dass CSU, SPD und Grüne im Stadtrat aus diesen Gründen den Moosanger für ungeeignet halten und lieber nach Alternativen suchen würden, ist daher durchaus verständlich. Klar, wenn sich letztlich kein anderes Grundstück finden ließe, müsste man am Ende sagen: Besser ein schlechter Standort als gar kein Standort. Dann müsste die Stadt der Regierung wohl doch die Fläche an der Photovoltaik-Anlage geben.
Bis dahin war es aber sicher die richtige Entscheidung, einen Beschluss zu vertagen und noch einmal auf die Suche nach besseren Möglichkeiten zu gehen. Bei einer Stadt der Größe von Haßfurt müsste sich da doch irgendetwas finden lassen.