Die Rente mit 70? Für die Masse der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer und die Gewerkschaften im Lande wäre diese Anhebung des Rentenalters der Albtraum schlechthin. Trotz der steigenden Lebenserwartung. Und trotz eines sinkenden Anteils der jungen arbeitenden Bevölkerung, die die Rentenkassen füllen muss.
Manchmal muss man Menschen auch vor sich selber schützen
Aber es gibt auch die Menschen, die mit über 70 noch gerne arbeiten wollen. So wie der in Ebern und Pfarrweisach tätige Pfarrer Rudolf Theiler. 71 Jahre alt ist der Geistliche. Und zudem gesundheitlich angeschlagen. Da will das Bistum Würzburg ihn nun gegen seinen ausdrücklichen Willen in den Ruhestand versetzen. Obwohl der Pater bekundet, dass er seinen Aufgaben noch gewachsen ist. Würde es sich hier um eine Lehrkraft oder einen Arbeiter in der Fabrik handeln, wäre der Tenor wohl: "Manchmal muss man Menschen auch vor sich selber schützen." Nicht so in diesem Fall.
Denn hier geht es um die katholische Kirche. Und ihren dramatischen Priestermangel. Überall im Lande fehlen die Pfarrer. Und da kann es sich das Bistum erlauben, einen weiterhin arbeitswilligen Geistlichen "in die Wüste" zu schicken, der zudem in seinem Wirkungskreis überaus beliebt ist?
Der Aufschrei in Ebern und Pfarrweisach ist groß. Trennung von Kirche und Staat hin und her, die Kommunalpolitik hat sich nun eingeschaltet. Die Bürgermeister Jürgen Hennemann (Ebern) und Markus Oppelt (Pfarrweisach) warnen Bischof Franz Jung in einem offenen Brief vor einem großen Fehler. Schon zuvor hat Landrat Wilhelm Schneider das Bistum gebeten, die Personalentscheidung noch einmal zu überdenken.
Die Sympathien scheinen eindeutig verteilt
Die Sympathien scheinen also eindeutig verteilt: Das "böse Bistum" möchte einen guten Pfarrer aufs Altenteil schicken - und das bei diesen Nachwuchssorgen. Andererseits sollten alle, die nun kritische Worte finden, eins bedenken: Von der Kirche wird gefordert, dass sie sich an das weltliche Arbeitsrecht hält. Bezieht man das Recht auf Ruhestand mit ein, so könnte man der Kirche schnell folgenden Vorwurf machen, der wohl kaum besser wäre: Wieso lasst Ihr es zu, dass ein über 70-jähriger und zudem gesundheitlich gezeichneter Priester noch im Dienst ist?
lernt man offenbar in der Schule doch was fürs Leben
In Geschichte hab ich mal gehört, der Anlass für irgendetwas muss nicht unbedingt etwas mit den Ursachen zu tun haben.
Und in Latein haben wir gelernt, was "cui bono?" bedeutet.
Zusammenfassung: hm, warum schickt man Herrn Pfarrer Theiler tatsächlich in den Ruhestand, und wer hat da was davon?
Allerdings muss man auch einen Arbeitgeber finden, der einen beschäftigen möchte.
Letzteres ist hier wohl nicht der Fall.
Ich kann beide Seiten verstehen, vertrete allerdings die Meinung das derjenige um den es geht nicht übergangen werden sollte. Und das ist nun einmal Pfarrer Rudolf Theiner. Er ist ein erwachsener Mensch dessen eigenen Wunsch entsprochen werden sollte weil es niemanden schadet außer ihm möglicherweise selbst. Aber so lange er im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte ist, ist es seine Entscheidung.
Vor allem ist es auch eine scheinheilige Debatte! Als Ruhestandspfarrer ist Herr Theiler sicherlich weiterhin gerne in der Diözese gern gesehen und wird sicherlich auch so eingesetzt. Es gibt einige Ruhestandspfarrer die weiterhin extrem gefordert werden und sind und sicherlich in manchen Fällen weiterhin noch 40 Stunden die Woche unterwegs sind. Ruhestandspfarrer haben wenigstens den Vorteil das der "Verwaltungskram" entfällt und sie ihrer eigentlich Berufung nachkommen können!
Klar passts nicht in diese Leistungsgesellschaft, daß es eben auch Menschen mit Behinderungen gibt, jeder gaukelt hier gerne seiner Umwelt vor, stets 110% leistungsfähig zu sein, selbst wenn man mit fragwürdigen leistungssteigernden oder schmerzunterdrückenden Medikamenten bis oben hin vollgestopft ist.
Nach der Argumentation des Kommentators Sage hätte es ja auch einen betagten Rollstuhlfahrer namens Schäuble niemals in der Rolle des Bundestagspräsidenten geben dürfen.
Hier wäre etwas mehr Respekt vor Alter und gesundheitlichen Voraussetzungen durchaus angebracht.
Wohlgemerkt: niemand zwingt Pater Theiler, an Baunach und Weissach auszuharren, bis sein letztes Stündlein geschlagen hat.
Und selbst in Rom hockt ein Greis auf dem Petersstuhl, der teilweise aus dem letzten Loch pfeift, aber trotzdem seinen Aufgaben sehr gerecht wird, hoffentlich noch lange!