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Kirchlauter
Katholische Gemeindereferenten: Einst Zuarbeit für den Pfarrer, heute ein eigenständiges Berufsbild
Matthias Vetter und Hanna Lutz-Hartmann: Ein Referent und eine Referentin aus der Region Haßberge berichten über den Wandel ihres Berufs und ihre Wünsche.
Sie brennen für ihren Beruf: Gemeindereferent Matthias Vetter und Gemeindereferentin Hanna Lutz-Hartmann.
Foto: Günther Geiling | Sie brennen für ihren Beruf: Gemeindereferent Matthias Vetter und Gemeindereferentin Hanna Lutz-Hartmann.
Günther Geiling
 |  aktualisiert: 06.07.2024 02:37 Uhr

Ob Pfarrer, Pastoralreferentin, Küster oder Kirchenmusikerin. Die Berufe im kirchlichen Dienst sind vielfältig. Unstrittig ist: Sie alle stehen vor großen Herausforderungen, sei es durch den Priestermangel, sei es durch die schrumpfende Zahl an Gläubigen. Zum Berufsfeld gehören auch die 110 katholischen Gemeindereferenten und Gemeindereferentinnen im Bistum Würzburg, die in der Neumünsterkirche ihr 75. Jubiläum feierten. Das Motto des Festes lautete: "Ein Beruf in Bewegung". Die Redaktion hat mit zwei Betroffenen gesprochen: Matthias Vetter, Jahrgang 1975,  der schon sein 25-jähriges Dienstjubiläum als Gemeindereferent beging;  und Hanna Lutz-Hartmann, Jahrgang 1994, die erst seit kurzem in diesen kirchlichen Beruf einstieg.

Vielen ist der Begriff eines "Gemeindereferenten" in der katholischen Kirche vielleicht nicht so geläufig. Es war auch eine längere Wegstrecke bis zu diesem heutigen Berufsbild. Früher sprach man von Pfarrhelferin oder Seelsorgehelferin, eine Tätigkeit, die fast ausschließlich von Frauen ausgeübt wurde, noch dazu von unverheirateten.

Erst mit dem II. Vatikanischen Konzil (1962-65) kam es zum Zugang über das Fachhochschuldiplom zu dieser neuen Berufsbezeichnung und wurde damit auch Männern möglich. Trotzdem sind die Frauen als Gemeindereferentinnen in einer großen Überzahl geblieben. Aber der kirchliche Beruf ist seitdem immer wieder Veränderungen unterworfen und "ständig in Bewegung". Von den Gemeindereferentinnen und -referenten in der Diözese Würzburg ist gut ein Drittel mit einer Spezialaufgabe oder einem "kategorialen Einsatz" betraut, der von der Alten- und Krankenheimseelsorge über die Jugendarbeit bis zum Bildungsbereich reichen kann.

Matthias Vetter studierte Religionspädagogik und Lehramt und ist seit 1998 tätig. Er arbeitete ab 2000 in den Pfarreien Nordheim und Sommerach, bei den Benediktinern in Israel und war dann viele Jahre Jugendseelsorger. Seit dem Jahre 2020 ist er in der Pfarreiengemeinschaft Maintal-Heilige Länder Ebelsbach-Kirchlauter tätig und Koordinator für den pastoralen Raum Ost und seine Entwicklung.

Hanna Lutz-Hartmann stammt aus Aidhausen und ist jetzt wohnhaft in Bad Staffelstein. Sie ist seit dem Jahre 2017 in Ausbildung mit 3,5 Semester Fachhochschulstudium und nach ihrem Abschluss jetzt als Gemeindereferentin mit Schwerpunkt für die "pastoralen Räume" in der Diözese Würzburg zuständig. Außerdem gibt sie derzeit Religionsunterricht an einer Grundschule.

Gemeindereferentin Hanna Lutz-Hartmann mit der Gitarre bei einem szenischen Spiel in ihrem Religionsunterricht an der Grundschule Kirchlauter.
Foto: Günther Geiling | Gemeindereferentin Hanna Lutz-Hartmann mit der Gitarre bei einem szenischen Spiel in ihrem Religionsunterricht an der Grundschule Kirchlauter.
Wie sind Sie zu dieser Berufswahl gekommen und was hat Sie dazu motiviert?

Hanna Lutz-Hartmann: Eigentlich wollte ich nach dem Abi erst ins Ausland, aber daraus wurde nichts. Ich komme aus der kirchlichen Jugendarbeit, habe an der Jugendstelle in Haßfurt ein Jahr assistiert und bin eigentlich von Matthias (Anm. d. Red.: gemeint ist Matthias Vetter) dazu angeregt worden. Dabei hat mich die besondere Bandbreite in diesem Berufsfeld überrascht und deswegen habe ich einen anderen Studienplatz in den Wind geschlagen und in Eichstätt das Fachhochschulstudium als Gemeindereferentin absolviert.

Matthias Vetter: Auch bei meiner Berufswahl waren Vorbilder entscheidend und darunter war ein Super-Pastoralreferent, der mich begeistert hat. Ich fand den Religionsunterricht interessant und dachte dann, in die Schule zu gehen und zu arbeiten wäre auch mein Ding.

Wie sahen die Schwerpunkte der Aufgaben bei Ihrem Berufseinstieg aus?

Vetter: Im Mittelpunkt standen die Kommunion- und Firmvorbereitung, Ministrantenarbeit und auch etwas Religionsunterricht. Hier stellte sich schon die Frage, wie wir die Verbindung zu den Schulen hinbekommen. Es gab auch schon Wortgottesdienstfeiern, aber da waren wir nicht gefragt.

Lutz-Hartmann: Das war anfangs mehr eine Zuarbeit für die Pfarrer, während wir jetzt ein eigenständiges Berufsbild mit viel Eigenverantwortung antreten. Ich haben einen "kategorialen Schwerpunkt" und bin für die pastorale Entwicklung und Konzeption der "pastoralen Räume" in der Diözese zuständig. Außerdem bin ich an zwei Tagen in der Grundschule in Kirchlauter, wo ich für die vier Klassen den Religionsunterricht erteile.

"Ein Beruf in Bewegung" stand über dem 75-jährigen Jubiläum. Wie sehen Sie diese Bewegung, entspricht sie auch Ihrer Wahrnehmung und ihren Zielen?

Vetter: Es hat sich wirklich viel bewegt. Wir können jetzt mehr mitentscheiden und koordinieren, wobei wir erst mitten in der Entwicklung der pastoralen Räume sind. Hier bin ich für den pastoralen Raum-Ost Koordinator. Ich habe mich aber auch auf anderen Gebieten weitergebildet zum Notfallseelsorger, wo man Menschen in Krisensituationen begleiten kann. In den Pfarrgemeinden gibt es darüber hinaus viele andere pastorale Dienste bis hin zur Gestaltung von Gottesdiensten und Beerdigungen.

Lutz-Hartmann: Unser Beruf ist heute eine Mischung aus Theologie und Sozialpädagogik und es geht damit mehr in die praktische Richtung. Unsere Aufgaben sind vielseitiger geworden und kein Tag ist wie der andere. Ich schätze es, dass jeder Tag anders ist mit unterschiedlichen Terminen und Leuten. Es gibt sicher wenige Berufe, die so vielfältig sind und das ist eine reizvolle Herausforderung.

Zur Arbeit von Gemeindereferent Matthias Vetter gehören viele Aufgaben, wie hier die Vorbereitung der 'Heiligen Drei Könige' mit den Eltern der Kinder.
Foto: Günther Geiling | Zur Arbeit von Gemeindereferent Matthias Vetter gehören viele Aufgaben, wie hier die Vorbereitung der "Heiligen Drei Könige" mit den Eltern der Kinder.
Religion und noch mehr die Kirche stehen mehr denn je in der Kritik. Was bedeutet das für sie in ihrem Beruf?

Vetter: Ich habe in einer Zeit angefangen, als die Kirche noch eine Art Volkskirche war. Wir haben aber auch heute noch gute Leute, die sich engagieren und auch die Kinder zeigen sich offen für die Kirche. Das macht mir Mut.

Lutz-Hartmann: Die Kirche muss zukünftig anders funktionieren und wird es auch. Ich glaube, dass die Kirche dazu einen Weg finden muss und wird. Es sind ja immer noch Leute da, die ihren Glauben leben wollen. Aber vielleicht muss das anders sein. Wie es sein muss, wissen wir noch nicht. Das müssen wir herausfinden und das funktioniert nur mit den Leuten, die vor Ort da sind.

Beim Blick in die Zukunft hat haben Sie sicherlich auch als Gemeindereferent oder Gemeindereferentin eigene Wünsche. Welche könnten Sie nennen?

Lutz-Hartmann: Ich stelle heute fest, dass die Kirche auseinandergedriftet ist in Liberale und Konservative. Deswegen wünsche ich mir mehr Verständnis füreinander, weil alle an das Gleiche glauben. So muss für den einen der Rosenkranz noch möglich sein und für den anderen sollen auch moderne Strömungen zur Diskussion stehen dürfen.

Vetter: Ich wünsche mir viele Menschen, die Lust haben etwas zu bewegen, damit wir einen guten Weg in die Zukunft finden. Wir können nur ein Angebot machen.

 
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