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Nassach
Kann Nassach den Dorfwettbewerb gewinnen? Der Ort mit Toscana-Charme zeigt sich von seiner Schokoladenseite
Der Ortsteil von Aidhausen ist auf unterfränkischer Ebene einer von fünf Kandidaten bei "Unser Dorf hat Zukunft". Am Mittwoch besuchte die Jury den Ort am Haßbergtrauf.
Die Ortschaft Nassach, die zur Gemeinde Aidhausen gehört, ist einer von fünf Kandidaten des Wettbewerbs 'Unser Dorf hat Zukunft'. 
Foto: Martin Schweiger | Die Ortschaft Nassach, die zur Gemeinde Aidhausen gehört, ist einer von fünf Kandidaten des Wettbewerbs "Unser Dorf hat Zukunft". 
Martin Schweiger
 |  aktualisiert: 24.06.2024 02:39 Uhr

Aidhausens Ortsteil Nassach ist einer von fünf Kandidaten beim Wettbewerb "Unser Dorf hat Zukunft". Dabei sind weiterhin Wiesenbronn und Effeldorf im Landkreis Kitzingen, Westerngrund im Landkreis Aschaffenburg und Moos im Landkreis Würzburg. Es ist das Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, das den Wettbewerb alljährlich auslobt.

Das Ministerium möchte damit die Lebensqualität im ländlichen Raum steigern und die Zukunftsperspektiven in den Dörfern verbessern. Am Mittwoch besuchte die Bewertungskommission den 250-Seelen-Ort in der Haßgau-Toskana. Organisiert wird der Wettbewerb in Unterfranken von der Abteilung Gartenbau des Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Kitzingen-Würzburg, die auch die Bewertungskommission stellt.

Der Stausee ist heute beliebt bei Anglern und Badegästen

Dass Nassach durchaus ein Dorf mit Zukunft ist, versuchte Bürgermeister Dieter Möhring der Jury bei einem Rundgang durch den Ort zu verdeutlichen. Sinnigerweise startete der Rundgang im Süden des Ortes am Nassach-Bach, der dem Ort auch seinen Namen gibt. Zusammen mit dem Ellertshäuser See wurde der Nassacher See in den 1950er Jahren aufgestaut, beide damals noch im Landkreis Hofheim gelegen.

Der Nassacher Stausee wurde ursprünglich als reiner Beregnungssee angelegt. In dieser Funktion kann er auch heute noch 97 Grundstücke in Nassach vor Brand schützen und zehn Prozent der Ackerflächen bewässern. Mittlerweile ist der See als Angel- und Badesee beliebt. Die Nassach entspringt in Ortsnähe und versorgt das Dorf mit Trinkwasser.

Ökologisch unterwegs: Die Jury mit Bürgermeister Dieter Möhring (vorne) auf einem Achtsitzer-Fahrrad vor der Pfarrscheune in Aidhausen.
Foto: Martin Schweiger | Ökologisch unterwegs: Die Jury mit Bürgermeister Dieter Möhring (vorne) auf einem Achtsitzer-Fahrrad vor der Pfarrscheune in Aidhausen.

Weitere Stationen waren der Heldenhain, ein Park mit einem Kriegerdenkmal, sowie der Friedhof, der seit dem Jahr 1668 außerhalb des Kernortes liegt. In der Ortsmitte verwies Bürgermeister Möhring auf das Jugendheim, das die Ortsbevölkerung in Eigenleistung erbaut hat, ebenso wie einen überdachten Treffpunkt, den "Laubengang". 54 private und fünf öffentliche Maßnahmen wurden in den letzten Jahren durchgeführt. Dazu zählt auch die Sanierung des Spielplatzes in der Ortsmitte.

Feriengäste im ehemaligen Kuhstall

Eine vorbildliche private Maßnahme ist die Sanierung des Anwesens "Christiansen" unterhalb der Kirche. Das einst landwirtschaftliche Anwesen wurde im Jahr 1669 erbaut und in den Jahren 2013 und 2014 saniert. Heute finden Gäste in drei Ferienwohnungen dort Platz. Im ehemaligen Kuhstall können heute 19 Personen schlafen. Außerdem gibt es eine Küche, einen Aufenthaltsraum und einen Grillplatz. Derzeit wohnt dort eine Familie aus den USA.

Das Anwesen Christiansen bietet Ferienwohnungen an.
Foto: Martin Schweiger | Das Anwesen Christiansen bietet Ferienwohnungen an.

Die gotische Kirche mit Kirchenburganlage stammt aus dem 14. bis 15. Jahrhundert und hat heute eine klassizistische Ausstattung. Die Pfarrscheune aus dem 18. Jahrhundert gehört zusammen mit Pfarrhof und Pfarrhaus zu einer der noch wenigen Pfarrhofanlagen in den Haßbergen. Die gesamte Anlage wurde für im Jahr 1993 saniert, für umgerechnet rund eine halbe Million Euro. Die Pfarrscheune dient heute als Ort für Trauungen, Vereinsfeiern oder Auftritte der Volkstanzgruppe, die im Jahr 2012 bayerischer Meister wurde.

Ein Einfahrtsschild heißt die Gäste willkommen.
Foto: Martin Schweiger | Ein Einfahrtsschild heißt die Gäste willkommen.

Nach dem Rundgang informierte Architekt Jürgen Häpp über Besonderheiten des Dorfes. So ist Nassach jetzt schon energieautark und produziert mehr Strom als es selbst verbraucht. Typisch ist die Kulturlandschaft mit Streuobstwiesen und einer Pappelallee, die der Landschaft einen Hauch von Toskana verleiht. Auch die ökologische Vielfalt mit Bibern und der mit rund 1000 Tieren größten Fledermauskolonien im Landkreis prägt den Ort.

Es fehlen die jungen Menschen im Ort

Häpp nannte auch die Probleme des Dorfes, wie Gebäudeleerstände und die Altersstruktur. Ein Großteil der Einwohnerinnen und Einwohner gehört zur Generation 50 plus. Der Architekt bezeichnete die Leerstände als "Potenziale, die an den Mann oder die Frau gebracht werden" können.

Die erste Bewertung durch die Jury fiel positiv aus. Selten habe man so eine gute Ortsanalyse erlebt. Die hohe Anzahl von Urlaubsgästen belege, dass der Ort schön sein muss. Nassach könne zum "Modelldorf" werden, wenn die vorhandenen landwirtschaftlichen Gebäude umgenutzt würden. Besonders bemerkenswert sei die Bedeutung der Nassach, die Fledermauskolonie und die gute Zusammenarbeit zwischen Landwirten und der Naturschutzbehörde.  Das Ergebnis für Unterfranken soll am Freitagmittag bekannt gegeben werden.

 
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