Vor gut einem Jahr hat das Schlossrestaurant "Zeitlos" in Oberschwappach Schluss gemacht. Ein neuer Pächter oder eine neue Pächterin haben sich seither nicht finden lassen: Jammerschade für die vollausgestattete Küche und die volleingerichteten Wirtsstuben. Jammerschade auch, weil es im Dorf sonst, abgesehen von saisonalen Heckenwirtschaften, kein weiteres gastronomisches Angebot gibt. Schade für die Einheimischen, aber zum Beispiel auch für die vielen Ausflüglerinnen und Ausflügler, die, oft wandernd oder Rad fahrend, am Schloss vorbeikommen und nicht selten das hier untergebrachte Museum besichtigen.
Doch nun krempeln die Menschen in dem knapp 600-Seelen-Dorf selbst die Ärmel hoch: Gut 40 Frauen und Männer werden in Eigenregie ab dem 7. April zunächst einmal bis in den Oktober hinein jeden Sonntag für einen Café-Betrieb im Schloss sorgen. Und das jeweils von 14 bis 18 Uhr, also parallel zum Museumsbetrieb (der endet um 17 Uhr).
Die Redaktion hat sich, noch im Februar, mit den Initiatoren und einem Teil des Café-Teams vor Ort getroffen. An einem für die Crew wichtigen Tag: Wer Gäste in einem Café bewirten will, muss wissen, wie man Latte Macchiato, Milchkaffee oder Espresso kocht. Genau das galt es an jenem Februarmittwoch für die künftigen Service-Kräfte an der professionellen Kaffee-Maschine zu üben, während der Reporter das Drum und Dran der künftigen Bewirtschaftung erfragte, Antworten einsammelte und eine Tasse Kaffee testen durfte – die schmeckte.
Wer steht hinter dem Schloss-Café?
Träger ist der Kulturverein Schloss Oberschwappach. Dessen Vorsitzender Egon Stumpf erklärt, die Trägerschaft habe es den Akteuren erspart, einen neuen Verein gründen zu müssen. Allerdings sind für den Café-Betrieb eigene Konten eingerichtet. Das Schloss-Café arbeitet jedoch nicht gewinnorientiert, sondern gemeinnützig. Sollten Gewinne anfallen, werden sie gespendet, etwa an die Vereine im Dorf, klärt Egon Stumpf auf.
Wer hatte die Idee und wer macht mit?
Als Initiatoren des Projektes gelten Birgit Pfister und Karl Weißenberger, beide aus Oberschwappach. Ihnen haben sich gut 40 Männer und Frauen aus dem Ort angeschlossen, die allesamt ehrenamtlich den Café-Betrieb bewerkstelligen wollen. Knetzgaus Bürgermeister Stefan Paulus (CWG/SPD) sprach jüngst im Gemeinderat von einem "großartigen Engagement", das man gar nicht genug würdigen könne. Die Gemeinde hat ein kleines zinsloses Darlehen in Höhe von 1000 Euro zur Anschubfinanzierung gewährt und erlässt dem Schloss-Café die Pacht.
Wie genau soll der Betrieb ablaufen?
Die ehrenamtlichen Café-Betreiberinnen und -Betreiber sind in vier Gruppen aufgeteilt, die jeweils in eigener Regie operieren und sich von Sonntag zu Sonntag abwechseln. Jedes Team ist also ungefähr einmal im Monat in der Verantwortung. Und Eigenregie heißt: Die Teams backen selbst Kuchen und Torten und stellen dann auch das Service-Team im Café. Die Verantwortlichen haben die entsprechenden Hygieneschulungen absolviert; auch liegt ihnen eine Schankgenehmigung für alkoholische Getränke vor.
Welches Angebot erwartet die Gäste?
Es wird an jedem Sonntag Kuchen und Torten geben, die je nach den Vorlieben und Backkünsten der Teams variieren. Schwarzwälder Kirschtorte, Himbeerschnitten, Ananas-Sahne-Torte, all diese Leckereien sollen irgendwann im Angebot auftauchen. Neben vielen möglichen Kaffeevarianten können die Gäste auch Wasser, Limo, Bier oder Wein bestellen. Und bei entsprechender Nachfrage will das Schloss-Café auch kleinere Snacks wie Salzstangen oder Brezeln anbieten.
Ansonsten gilt Selbstbedienung an der Theke in der großen Wirtsstube. Hier suchen sich die Gäste aus, was sie essen und trinken möchten (Torten und Kuchen befinden sich in einer Vitrine) und bekommen es vom Personal überreicht. "Wenn jemand älter oder gehbehindert ist, machen wir aber eine Ausnahme", sagt Birgit Pfister. Dann bringt die Bedienung die Bestellung an den Tisch, entweder in der Wirtsstube, im Sakristeizimmer oder bei gutem Wetter auf der schönen Schlossterrasse.
Mit welchen Preisen müssen die Café-Besucher rechnen?
"Das werden sehr moderate Preise sein", versprach Karl Weißenberger beim Besuch der Redaktion im Schloss, und begründete das damit, dass das Café weder Personalkosten noch Gewinnabsicht hat. Mittlerweile stehen die Preise fest. Ein Stück trockener Kuchen soll 2 Euro kosten, das Stück Torte 2,50 Euro und beispielsweise der große Pott Kaffee 2 Euro.
Wen hat das Schloss-Café als Zielgruppe im Auge?
"Wir haben hier ein wunderbares Schloss, wir haben ein wunderbares Museum und wir haben wunderbare Schlosskonzerte", sagt Kulturvereinsvorsitzender Egon Stumpf. "Und bald müssen wir die Leute nicht mehr fortschicken, wenn sie das Schloss besucht haben." Das gilt eben auch für die Konzerte mit dem Streichquartett der Bamberger Symphoniker, für die der Kulturverein die Bewirtung übernommen hat.
Auch wer bisher als Radfahrerin und Wanderer etwa zum Zabelstein am Schloss einen Zwischenhalt eingelegt hat, soll hier nun an den Sonntagen einkehren. Aber: "Es soll auch ein Café für uns Oberschwappacher sein", erklärt Karl Weißenberger – ein wichtiger Treffpunkt für die Menschen im Ort also. An eine Ausweitung des Café-Betriebs etwa auf die Samstage ist nicht gedacht. Das würde die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer überfordern. Auch betonen Weißenberger und Pfister, dass das Café den in Oberschwappach etablierten Festivitäten keine Konkurrenz machen wird.
Und wenn sich plötzlich ein professioneller Pächter findet?
Dann hören wir sofort auf, heißt es unisono aus den Reihen der ehrenamtlichen Café-Betreiber. "Vielleicht gelingt es uns sogar, mit unserem Café einen Pächter auf uns aufmerksam zu machen", drückt Egon Stumpf die Hoffnung der Menschen in Oberschwappach und Umgebung aus, dass es vielleicht doch bald wieder ein umfassendes und dauerhaftes gastronomisches Angebot in dem malerischen Barockschloss geben könnte.