
Später in der Freitagabendsendung wird Landtagspräsidentin Ilse Aigner den "heute show"-Reporter Fabian Köster fragen, ob er alles verstanden hat. Der nämlich kommt aus Nordrhein-Westfalen und treibt sich ausgerechnet beim politischen Aschermittwoch der CSU in Passau herum. Manch "Neigschmeckter" mag sich da mit den bayerischen Dialekten schwertun. Aber nicht Köster. Er habe alles verstanden, "sehr zu meinem Leidwesen", kontert der Komiker. Von wegen!
Drei Sendeminuten früher nämlich hat Köster Julian Müller aus Sand am Main vor dem Mikrofon. Und fragt ihn, ob er aus der CSU heraus einen Tipp für Friedrich Merz habe, der ja nun bald Kanzler sei. Und das hat Julian Müller auch. Merz solle oft nach Bayern kommen und am besten in die Haßberge zu Dorothee Bär, empfielt er. Und fügt mit einem fränkischen Zungenschlag hinzu: "Ich dürf ihr stellvertretender Kreisvorsitzender sein und die Doro macht eine hervorragende Arbeit bei uns vor Ort."
Der Unterschied zwischen "Dürfen" und "Tun"
Ins Hochdeutsche übersetzt hat Müller also gesagt: "Ich darf ihr stellvertretender Kreisvorsitzender sein", doch Köster versteht: "Ich tu ihr stellvertretender Kreisvorsitzender sein". Und macht ein Getue aus dem "tu", sprich er macht sich unverzüglich darüber lustig, wie beliebt die deutsche Sprache in Bayern sei. Genau das bekommen die Fernsehzuschauerinnen und -zuschauer dann zu sehen.

Ärgert es ihn nachträglich, dass der "heute show"-Mann ihn falsch wiedergegeben hat? Nein, meint Müller am Dienstag auf Nachfrage der Redaktion. Es sei ja ein Unterschied, ob so ein Fehler in einem seriösen Medium oder in einer Satire-Show geschehe, bei der es ja ohnehin darum gehe, die Interviewten zu veralbern. Vielleicht hat er auch deshalb nicht vor laufender Kamera protestiert. Dass ihm das mit "Tun" statt "Dürfen" nichts ausmacht, glaubt man Müller gerne. Denn er hat den Beitrag der "heute show" aus der Passauer Dreiländerhalle auf seinem privaten Facebook-Account gepostet.
Wie kam es überhaupt dazu, dass Fabian Köster ihn auserwählt hat für einen Akt vor der Kamera? Müller erzählt, dass er mit Freunden und Bekannten der Jungen Union Haßberge beim politischen Aschermittwoch unterwegs war, die Gruppe habe sogar Sitzplätze weit vorne im Saal gehabt. Als einige Leute zum Rauchen rausgehen wollten, sei er mitgegangen, "aus Solidarität und obwohl ich strikter Nichtraucher bin."
Der Deal: Ein Bild gegen Fragen
Vor dem Saal habe die Gruppe dann Köster entdeckt und gebeten, ein Foto mit ihm machen zu dürfen. Denn der Comedian ist eben bekannt. "Er hat gesagt, wenn Ihr ein Bild macht, dann darf ich Euch auch Fragen stellen. Und dafür hat er mich dann aus der Gruppe herausgepickt." Drei bis vier Minuten, so schätzt Julian Müller, habe der Komiker ihn anschließend interviewt. "Das war alles spürbar Klamauk", nichts sei vorher abgesprochen gewesen.

Auf knapp 25 Sekunden hat die "heute show" die Szene mit dem Sander Nachwuchspolitiker zusammengeschnitten, eben auf die wenigen Augenblicke rund um die falsch verstandene Mundart. Weggefallen ist damit auch seine Antwort darauf, wie weit es Parteifreundin Dorothee Bär, Erststimmenkönigin bei der Bundestagswahl, in der CSU bringen könnte, wenn sie einen Penis hätte.
Denn diese Frage kann Köster, der nur ein paar Monate jünger als Müller ist, in der Sendung nur eine Sequenz später der Bundestagsabgeordneten und CSU-Kreisvorsitzenden selbst stellen. Und nach einem herzhaften Lacher antwortete die Social-Media-Expertin souverän: "Da hatte ich tatsächlich nie einen Neid diesbezüglich." Zumal die 46-Jährige, die es auch schon als Flugtaxi-Fan in die "heute show" geschafft hat, ja durchaus erwarten kann, jetzt Ministerin zu werden – was sie freilich nicht sagt.
Wohl aber verrät sie dem Millionenpublikum der beliebten ZDF-Fernsehsendung, dass sie es war, die kürzlich das berühmte Foto der Sechserrunde von CDU- und CSU-Spitze gemacht hat. Das eben vor allem deswegen so bekannt geworden ist, weil da nur Männer um den Tisch sitzen. Friedrich Merz sei der allerallergrößte Frauenversteher, findet Bär augenzwinkernd, nach Markus Söder natürlich.
Überrascht vom starken Feedback
Zurück vom Medienprofi Dorothee Bär zu ihrem stellvertretenden Kreisvorsitzenden Julian Müller. Der ist freudig überrascht, wie viel Feedback er auf seinen Auftritt bekommt, von entfernter Verwandtschaft aus dem Raum Hannover bis zu Bekannten, mit denen er vor einigen Jahren den Jagdschein in Essen gemacht hat. Er selbst sehe die Comedy-Nachrichtensendung um Frontmann Oliver Welke nicht immer, jedoch immer wieder gerne. Denn: "Wenn man ernste Themen nicht mehr humorvoll betrachten kann, dann ist es schlecht um uns bestellt", findet Julian Müller.