Das tägliche Leben wird für die Menschen in Deutschland immer teurer – auch im Landkreis Haßberge. Vor allem für Energie und Lebensmittel müssen die Menschen derzeit tief in die Taschen greifen. Grund dafür ist die gestiegene Inflation, die laut dem Statistischen Bundesamt im Juli bei 7,5 Prozent lag.
Zuletzt hat die Bundesregierung deshalb Entlastungspakete für Bürgerinnen und Bürger geschnürt – beispielsweise mit dem Tank-Rabatt, der Energiepreispauschale in Höhe von 300 Euro und dem 9-Euro-Ticket. Diese Redaktion hat nachgefragt, ob die großen Arbeitgeber im Haßbergkreis ihren Angestellten nun ebenfalls finanziell entgegenkommen.
"Der Landkreis Haßberge beschäftigt 25 Beamte und 328 Angestellte", informiert Monika Göhr, Pressesprecherin des Landratsamtes, auf Nachfrage. "Daneben sind für das Landratsamt weitere 47 Beamte und 46 Angestellte des Freistaats Bayern tätig." Einen Inflationsausgleich gebe es nicht, da die Besoldung der Beamtinnen und Beamten gesetzlich geregelt sei.
Bezahlung im öffentlichen Dienst sei angemessen
"Eine darüber hinausgehende Besoldung ist nicht zulässig", so Göhr. Die Leistungen für kommunale und staatliche Beschäftigte seien in Tarifverträgen vereinbart, an die der Landkreis Haßberge gebunden sei. Auch auf die Höhe der Entgelte für die vom Freistaat Bayern beschäftigten Mitarbeitenden hat der Landkreis keinen Einfluss, so Göhr. "Insgesamt ist die Bezahlung im öffentlichen Dienst aus hiesiger Sicht auch unter den aktuellen Umständen als angemessen zu beurteilen."
Die Elso Elbe Gmbh in Hofheim, die derzeit 411 Mitarbeitende beschäftigt, zahlt ebenfalls keinen Inflationsausgleich, wie Karin Glemser, Assistenz der Geschäftsleitung, auf Nachfrage der Redaktion mitteilt. Ähnlich wie der Landkreis Haßberge sind auch die Angestellten des Metallverarbeitungsunternehmens, welches beispielsweise Gelenkwellen herstellt, an einen Tarif gebunden: in diesem Fall an den der IG-Metall. Ende September erwarte man eine Tariferhöhung – und damit auch einen Ausgleich.
Tariferhöhung beim Bayerischen Roten Kreuz
Ähnlich ist die Lage bei Schäffler in Eltmann. "Die Löhne und Gehälter in der Metall- und Elektroindustrie in Deutschland werden zwischen den Tarifvertragsparteien verhandelt", informiert Matthias Herms, Leiter Kommunikation Finanzen bei der Schäffler AG. Diese Tarifabschlüsse gelten laut Herms für den überwiegenden Teil der Schaeffler Gruppe und für die Beschäftigten in Eltmann.
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) können sich zwar auf keinen direkten Inflationsausgleich, jedoch auf die zweite Tariferhöhung innerhalb eines Jahres sowie weitere Boni einstellen. Die erste Tariferhöhung um zwei Prozent wurde im April umgesetzt. Eine zweite Erhöhung um sechs Prozent werde ab Dezember wirksam, erklärt Michael Will, Pressesprecher des BRK-Kreisverbands Haßberge.
Tarifverhandlungen beginnen früher
"Normalerweise werden die Tarifverträge erst zum Ablauf des laufenden Entgelttarifvertrages verhandelt", informiert der Pressesprecher – also am 31. Dezember dieses Jahres. Aber: "Angesichts der aktuellen Lage erfolgten die Tarifverhandlungen dieses Jahr deutlich früher."
Damit werde den 518 BRK-Mitarbeitenden im Haßbergkreis so früh wie noch nie Planungssicherheit und ein Ausblick für das nächste Jahr geboten. "Jeder Mitarbeitende weiß schon jetzt, auf was für eine Gehaltsentwicklung er oder sie sich für das nächste Jahr einstellen kann", so Will. Gerade in Zeiten, in denen viele Entwicklungen nicht absehbar seien, biete das BRK damit Planbarkeit, Sicherheit und Entlastung.
Zusätzlich hätten die Angestellten eine einmalige Erhöhung des Urlaubsgeldes um 200 Euro bekommen, eine weitere pandemiebedingte Sonderzahlung in Höhe von 400 Euro werde zum Jahresende ausgezahlt.
Nicht jeder Arbeitgeber ist allerdings in der Lage, seinen Angestellten einen Inflationsausgleich zu zahlen. Die rund 850 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Kommunalunternehmens Haßberg-Kliniken sowie deren Tochterunternehmen gehen leer aus. "Die Zahlung eines Inflationsausgleichs ist derzeit nicht vorgesehen", erläutert Pressesprecherin Karin Kramer. Der Grund: Ohne entsprechende gesetzliche Hilfsmaßnahmen der Bundesregierung könne die Zahlung nicht geleistet werden.
Maincor und Bosch Rexroth bleiben vage
Zurück zur Industrie: Bei Maincor gab es eine Anpassung der Lohn- und Gehaltspolitik, informiert Geschäftsführer Dieter Pfister. Wie genau das Unternehmen die Gehälter der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am Standort Knetzgau angepasst hat, verrät Pfister nicht.
Auch das Unternehmen Bosch Rexroth bleibt vage."Bei Bosch Rexroth werden sowohl Tarifbeschäftigte als auch außertariflich Beschäftigte durch erfolgsabhängige Entgeltbestandteile am Unternehmenserfolg beteiligt", heißt es vonseiten des Unternehmens. Über die Höhe der Entgeltbestandteile für die Mitarbeitenden am Standort Augsfeld informiert das Unternehmen allerdings nicht.
Inwiefern weitere Unternehmen im Haßbergkreis ihren Mitarbeitenden einen Inflationsausgleich oder weitere Boni bezahlen, ist unklar. Anfragen an zahlreiche Firmen, darunter Rösler, Coca-Cola, Fränkische Rohrwerke, Uponor und Uniwell sowie die Sparkasse Schweinfurt-Haßberge, blieben bis Redaktionsschluss unbeantwortet.