zurück
Haßfurt
Inflationsausgleich: Bekommen Beschäftigte von Unternehmen im Haßbergkreis jetzt mehr Geld?
Die Kosten steigen, doch das Gehalt bleibt gleich. Abhilfe könnte eine Ausgleichszahlung schaffen. Doch nicht alle Arbeitgeber kommen ihren Angestellten finanziell entgegen.
Die Inflation merken Bürgerinnen und Bürger derzeit vor allem bei den Lebensmittelpreisen (Symbolbild).
Foto: Hendrik Schmidt, dpa | Die Inflation merken Bürgerinnen und Bürger derzeit vor allem bei den Lebensmittelpreisen (Symbolbild).
Johanna Heim
 |  aktualisiert: 10.05.2023 09:48 Uhr

Das tägliche Leben wird für die Menschen in Deutschland immer teurer – auch im Landkreis Haßberge. Vor allem für Energie und Lebensmittel müssen die Menschen derzeit tief in die Taschen greifen. Grund dafür ist die gestiegene Inflation, die laut dem Statistischen Bundesamt im Juli bei 7,5 Prozent lag.

Zuletzt hat die Bundesregierung deshalb Entlastungspakete für Bürgerinnen und Bürger geschnürt – beispielsweise mit dem Tank-Rabatt, der Energiepreispauschale in Höhe von 300 Euro und dem 9-Euro-Ticket. Diese Redaktion hat nachgefragt, ob die großen Arbeitgeber im Haßbergkreis ihren Angestellten nun ebenfalls finanziell entgegenkommen.  

"Der Landkreis Haßberge beschäftigt 25 Beamte und 328 Angestellte", informiert Monika Göhr, Pressesprecherin des Landratsamtes, auf Nachfrage. "Daneben sind für das Landratsamt weitere 47 Beamte und 46 Angestellte des Freistaats Bayern tätig." Einen Inflationsausgleich gebe es nicht, da die Besoldung der Beamtinnen und Beamten gesetzlich geregelt sei. 

Bezahlung im öffentlichen Dienst sei angemessen

"Eine darüber hinausgehende Besoldung ist nicht zulässig", so Göhr.  Die Leistungen für kommunale und staatliche Beschäftigte seien in Tarifverträgen vereinbart, an die der Landkreis Haßberge gebunden sei. Auch auf die Höhe der Entgelte für die vom Freistaat Bayern beschäftigten Mitarbeitenden hat der Landkreis keinen Einfluss, so Göhr. "Insgesamt ist die Bezahlung im öffentlichen Dienst aus hiesiger Sicht auch unter den aktuellen Umständen als angemessen zu beurteilen."

Die Elso Elbe Gmbh in Hofheim, die derzeit 411 Mitarbeitende beschäftigt, zahlt ebenfalls keinen Inflationsausgleich, wie Karin Glemser, Assistenz der Geschäftsleitung, auf Nachfrage der Redaktion mitteilt. Ähnlich wie der Landkreis Haßberge sind auch die Angestellten des Metallverarbeitungsunternehmens, welches beispielsweise Gelenkwellen herstellt, an einen Tarif gebunden: in diesem Fall an den der IG-Metall. Ende September erwarte man eine Tariferhöhung – und damit auch einen Ausgleich. 

Tariferhöhung beim Bayerischen Roten Kreuz

Ähnlich ist die Lage bei Schäffler in Eltmann. "Die Löhne und Gehälter in der Metall- und Elektroindustrie in Deutschland werden zwischen den Tarifvertragsparteien verhandelt", informiert Matthias Herms, Leiter Kommunikation Finanzen bei der Schäffler AG. Diese Tarifabschlüsse gelten laut Herms für den überwiegenden Teil der Schaeffler Gruppe und für die Beschäftigten in Eltmann.

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) können sich zwar auf keinen direkten Inflationsausgleich, jedoch auf die zweite Tariferhöhung innerhalb eines Jahres sowie weitere Boni einstellen. Die erste Tariferhöhung um zwei Prozent wurde im April umgesetzt. Eine zweite Erhöhung um sechs Prozent werde ab Dezember wirksam, erklärt Michael Will, Pressesprecher des BRK-Kreisverbands Haßberge.  

Tarifverhandlungen beginnen früher

"Normalerweise werden die Tarifverträge erst zum Ablauf des laufenden Entgelttarifvertrages verhandelt", informiert der Pressesprecher – also am 31. Dezember dieses Jahres. Aber: "Angesichts der aktuellen Lage erfolgten die Tarifverhandlungen dieses Jahr deutlich früher."

Damit werde den 518 BRK-Mitarbeitenden im Haßbergkreis so früh wie noch nie Planungssicherheit und ein Ausblick für das nächste Jahr geboten. "Jeder Mitarbeitende weiß schon jetzt, auf was für eine Gehaltsentwicklung er oder sie sich für das nächste Jahr einstellen kann", so Will. Gerade in Zeiten, in denen viele Entwicklungen nicht absehbar seien, biete das BRK damit Planbarkeit, Sicherheit und Entlastung.

Für einige  Menschen dürfte der Blick in den Geldbeutel aufgrund der gestiegenen Preise derzeit keine Freude sein (Symbolbild).
Foto: Patrick Pleul, dpa | Für einige  Menschen dürfte der Blick in den Geldbeutel aufgrund der gestiegenen Preise derzeit keine Freude sein (Symbolbild).

Zusätzlich hätten die Angestellten eine einmalige Erhöhung des Urlaubsgeldes um 200 Euro bekommen, eine weitere pandemiebedingte Sonderzahlung in Höhe von 400 Euro werde zum Jahresende ausgezahlt.

Nicht jeder Arbeitgeber ist allerdings in der Lage, seinen Angestellten einen Inflationsausgleich zu zahlen. Die rund 850 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Kommunalunternehmens Haßberg-Kliniken sowie deren Tochterunternehmen gehen leer aus. "Die Zahlung eines Inflationsausgleichs ist derzeit nicht vorgesehen", erläutert Pressesprecherin Karin Kramer. Der Grund: Ohne entsprechende gesetzliche Hilfsmaßnahmen der Bundesregierung könne die Zahlung nicht geleistet werden. 

Maincor und Bosch Rexroth bleiben vage

Zurück zur Industrie: Bei Maincor gab es eine Anpassung der Lohn- und Gehaltspolitik, informiert Geschäftsführer Dieter Pfister. Wie genau das Unternehmen die Gehälter der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am Standort Knetzgau angepasst hat, verrät Pfister nicht.

Auch das Unternehmen Bosch Rexroth bleibt vage."Bei Bosch Rexroth werden sowohl Tarifbeschäftigte als auch außertariflich Beschäftigte durch erfolgsabhängige Entgeltbestandteile am Unternehmenserfolg beteiligt", heißt es vonseiten des Unternehmens. Über die Höhe der Entgeltbestandteile für die Mitarbeitenden am Standort Augsfeld informiert das Unternehmen allerdings nicht.

Inwiefern weitere Unternehmen im Haßbergkreis ihren Mitarbeitenden einen Inflationsausgleich oder weitere Boni bezahlen, ist unklar. Anfragen an zahlreiche Firmen, darunter Rösler, Coca-Cola, Fränkische Rohrwerke, Uponor und Uniwell sowie die Sparkasse Schweinfurt-Haßberge, blieben bis Redaktionsschluss unbeantwortet.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Haßfurt
Knetzgau
Eltmann
Ebern
Hofheim
Johanna Heim
Angestellte
Arbeitgeber
Fränkische Rohrwerke
Wirtschaft im Landkreis Haßberge
IG Metall
INA-Holding Schaeffler KG
Inflation
Maincor
Statistisches Bundesamt
Tariferhöhungen
Tarifverträge
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • Veraltete Benutzerkennung
    Zunächst gehen die Preise hoch. Deshalb braucht es Lohnerhöhungen. So rum ist es richtig.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Veraltete Benutzerkennung
    Nach jeder Lohnerhöhung gehen viele Preise und Gebühren wieder hoch. Kein Arbeitgeber zahlt gerne drauf. Der größte Preistreiber ist der Staat. Auf der einen Seite gibt er fünf Euro auf der anderen Seite nimmt er wieder 10 Euro. Das seit Monaten alles teurer wird ist der Fehler der EZB mit billigen Krediten an finanzschwache Länder. Die Preissteigerungen wäre auch ohne Ukrainekrieg gekommen. Jetzt hat man halt einen Schuldigen gefunden.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten