
Zu Besuch im Landkreis Haßberge war am Mittwoch eine der beiden bayerischen Landesvorsitzenden von Bündnis 90/Die Grünen, Gisela Sengl. Die 64-Jährige besuchte dabei mehrere Stationen in Hofheim, Haßfurt und Ebern. Begleitet wurde sie von der Sprecherin des Kreisverbandes Haßberge, Margit Pickel-Schmitt und dem Bundestagskandidaten Christian Ruser, sowie weiteren Parteimitgliedern.
Einen Einblick in seine Tätigkeit als Biobauer verschaffte sich Sengl bei Klaus Schineller im Eberner Stadtteil Bischwind. Der Nebenerwerbslandwirt betreibt seit 30 Jahren einen Naturlandhof. Neben der Haltung von Hühnern und Schweinen baut er auf 21 Hektar unter anderem Weizen, Roggen, Kartoffeln und Sonnenblumen an. Darunter auch das Nischenprodukt Emmer, eine der ältesten kultivierten Weizenarten, die er in einer heimischen Mühle zu Mehl verarbeiten oder in einer befreundeten Brennerei zu klaren Korn veredeln lässt.
Sengl für Wiedereinführung der individuellen Hofberatung
Schineller ist zwar von einem großen Problem, das viele Bio-Landwirte momentan haben, nicht betroffen, weil er kein Milchvieh hält, zeigte sich aber solidarisch mit den Berufskollegen. Eine EU-Verordnung schreibt vor, dass Kühe regelmäßig auf die Weide müssen, da sie ansonsten trotz alternativer Haltung nicht mehr als Bio gilt. Für viele Höfe ist das nicht möglich, da sich die Flurstücke weiter entfernt vom Stall befinden.
Landesvorsitzende Sengl plädierte für die Wiedereinführung der individuellen Hofberatung, die es früher einmal gab, dann aber abgeschafft wurde. "Wo es nicht anders geht, muss eine Ausnahmegenehmigung her", fordert Sengl. Auch gehöre die Bio-Landwirtschaft von der Düngeverordnung ausgenommen, so die Grünen-Politikerin. Die gelernte Landschaftsgärtnerin, die gemeinsam mit ihrem Ehemann einen Demeter-Gemüsehof in der Region Traunstein bewirtschaftet, ist überzeugt: "Die Bio-Landwirtschaft bringt soviel für den Klima-, Arten- und Naturschutz."
Schuld sei die einseitige Lobbyarbeit
An den Problemen, die es in der Landwirtschaft gibt, seien nicht die Bio-Betriebe schuld, sondern die einseitige Lobbyarbeit, so Sengl. Als ein Unding empfindet es die Landespolitikerin auch, dass noch vor der Bundestagswahl ein potenzieller Landwirtschaftsminister von der CSU benannt wird, der gleichzeitig auch bayerischer Bauernpräsident ist. Ein Minister solle nicht nur einer Lobbygruppe folgen, sondern die Interessen der gesamten Bevölkerung verfolgen, stellte Sengl heraus.
Beeindruckt zeigte sich Sengl auch vom Unverpackt-Laden in Hofheim und den Innovationen des Stadtwerks Haßfurt. Am Abend luden die Grünen die Öffentlichkeit zu einem Bürgergespräch im Eberner Restauratnt "Veracruz" ein, dem viele Interessierte folgten.