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Hochwasser in Theres: Warum der Weg zum echten Schutz bei Sturzfluten ein langer ist
Zwei Gäste vom Wasserwirtschaftsamt stellten im Gemeinderat das Förderprogramm "Konzept zum Sturzflutmanagement" vor. Was sich die Ratsmitglieder davon versprechen.
Immer wieder ist bei Hochwasser gerade Obertheres besonders schwer betroffen. Ein Förderprogramm des Wasserwirtschaftsamtes könnte nun helfen, den Schutz bei Sturzfluten zu verbessern.
Foto: Christian Licha | Immer wieder ist bei Hochwasser gerade Obertheres besonders schwer betroffen. Ein Förderprogramm des Wasserwirtschaftsamtes könnte nun helfen, den Schutz bei Sturzfluten zu verbessern.
Peter Schmieder
 |  aktualisiert: 09.02.2024 23:44 Uhr

Wie kann sich die Gemeinde Theres in Zukunft bei Starkregenereignissen schützen? Wieder einmal ging es im Gemeinderat um diese Frage. In der Sitzung wurde deutlich, dass das Thema den Ratsmitgliedern immer wieder Kopfzerbrechen bereitet; unter anderem, als aus dem Gremium die Aussage kam, wenn es regnet, könne man praktisch schon darauf warten, dass die Sirenen losgehen.

Zuletzt hatte es die Gemeinde im Maintal bei den Unwettern im Juli 2021 schwer getroffen. Am Montag waren daher Uwe Seidl und Theresa Koob vom Wasserwirtschaftsamt Bad Kissingen zu Gast in der Gemeinderatssitzung, um das Gremium über ein mögliches Konzept zum Risiko-Management zu informieren.

Warum ein überfluteter Keller lebensgefährlich sein kann

Koob erklärte in ihrem Vortrag zunächst den Unterschied zwischen einer Überflutung durch ein Hochwasser und einer Überflutung aufgrund einer Sturzflut. Während es beim Hochwasser zu Überschwemmungen kommt, weil ein Gewässer über die Ufer tritt, ist das Problem bei einer Sturzflut vor allem Wasser, das in großen Mengen einen Berg hinunterfließt. Somit wird auch schnell klar, warum gerade Orte wie Obertheres mit seiner starken Hanglage besonders davon betroffen sind.

Theresa Koob betonte auch, dass es durchaus Menschen in Lebensgefahr bringen kann, wenn ein Keller überflutet wird. Denn sobald ein Raum zum Teil mit Wasser gefüllt ist, braucht es mehr Kraft, Türen zu öffnen. Bei einer Wassertiefe von 30 Zentimetern sei das bereits so schwer, dass es nicht mehr jeder Mensch schafft.

Bei 50 Zentimetern sei dann ein Punkt erreicht, an dem sich keiner mehr aus einem Raum befreien könne, dessen Türen zugefallen sind. Sollte also jemand noch schnell ein paar Habseligkeiten aus dem Keller retten wollen, bevor dieser ganz unter Wasser steht, könne ein Kellerraum schnell zur Todesfalle werden.

Vor der Umsetzung von Maßnahmen muss ein Konzept her

Wer sich von dem Termin allerdings konkrete Handlungsanweisungen erhofft hatte, an welcher Stelle des Ortes welche Maßnahme nötig sei, um die Häuser besser vor überfluteten Kellern zu schützen, wurde erst einmal enttäuscht. Denn ein solches Konzept zu erarbeiten, braucht Zeit und kostet Geld. Doch immerhin gibt es Zuschüsse für Kommunen, die ein solches Konzept zum Schutz vor Sturzfluten erarbeiten lassen wollen.

Und eben darum ging es in Theresa Koobs Vortrag vor dem Gemeinderat in Theres. Die Mitarbeiterin des Wasserwirtschaftsamtes stellte das Förderprogramm "Konzept zum Sturzflutmanagement" vor. Bei einem Fördersatz von 75 Prozent sind Zuwendungen von bis zu 150.000 Euro möglich. Bis zum Jahresende kann die Gemeinde einen Antrag stellen. Wenn sie daraufhin ins Förderprogramm aufgenommen wird, kann sie im kommenden Jahr ein Büro mit der konkreten Planung des Sturzflut-Konzeptes beauftragen.

Woher kommt das Geld für die Umsetzung?

Einige Mitglieder des Gemeinderates zeigten sich dennoch zunächst skeptisch: Zwar lässt sich von dem Fördergeld ein Konzept erarbeiten, doch was hilft das, wenn sich die Gemeinde dann die Umsetzung dieses Konzeptes nicht leisten kann? "Das ist natürlich immer die Frage: Wie geht es weiter, wenn man dann ein Konzept hat, bei dem aber nicht alles gefördert wird", entgegnete Uwe Seidl vom Wasserwirtschaftsamt. Dennoch zeigte er sich überzeugt: "Es ist trotzdem sinnvoll, zu wissen, was möglich ist." Bürgermeister Matthias Schneider (CSU) erklärte außerdem, dass es ja durchaus auch Fördermöglichkeiten für die Umsetzung der Maßnahmen gebe.

Bereits im Jahr 2021 hatte die Gemeinde im Rahmen des Projekts boden:ständig ein Maßnahmenkonzept erarbeiten lassen. Das war allerdings auf Obertheres beschränkt. Außerdem gebe es keine ausreichenden Förderbedingungen, um die größeren Maßnahmen daraus umzusetzen. Mit dem neuen Förderprogramm könnte die Gemeinde nun auch ein Konzept für die übrigen Ortsteile erarbeiten lassen.

Auch die Bevölkerung ist beim Hochwasserschutz in der Pflicht

Allerdings verwiesen Wasserwirtschaftsamt und Gemeinderat darauf, dass der Hochwasserschutz nicht alleine Aufgabe der Politik sei. So verwiesen sie auf Paragraph 5, Absatz 2 des Wasserhaushaltsgesetzes (WHG). Dieser verpflichtet "jede Person, die durch Hochwasser betroffen sein kann" dazu, "im Rahmen des ihr Möglichen und Zumutbaren" selbst Schutzmaßnahmen zu ergreifen.

Letztlich gelang es Seidl und Koob, alle anwesenden Gemeinderäte davon zu überzeugen, dass es sinnvoll sei, sich für eine solche Förderung zu bewerben. Vielen aus dem Gremium wäre es am liebsten gewesen, sofort abzustimmen und damit offiziell zu beschließen, dass die Gemeinde den entsprechenden Förderantrag stellt. Das war jedoch nicht möglich, denn für die Sitzung war lediglich der Info-Vortrag durch das Wasserwirtschaftsamt vorgesehen, aber noch keine Abstimmung darüber.

Um einen Beschluss zu fassen, hätte das Gremium daher spontan die Tagesordnung ändern müssen, was aber nur möglich ist, wenn der Gemeinderat vollzählig ist. Da in der Sitzung am Montagabend nicht alle Ratsmitglieder anwesend waren, ist eine offizielle Entscheidung somit erst in der nächsten Sitzung möglich.

 
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