Die Stadt Haßfurt wird Hochschulstandort. Was im ersten Moment nach kreisstädtischer Selbstüberschätzung klingt, entspricht dennoch der Wirklichkeit. Haßfurt mit seinen rund 13.600 Einwohnerinnen und Einwohnern wird ab 15. März offizieller Dienstort für einen neuen Professor der Technischen Hochschule Würzburg-Schweinfurt (THWS). Das geht aus einer Pressemitteilung des Landratsamtes hervor. Demnach sei das Berufungsverfahren erfolgreich abgeschlossen worden.
Den Posten übernimmt künftig Prof. Dr. Johannes Krückel, wie die THWS auf Nachfrage mitteilt. Auf der Homepage der Hochschule wird er an der "Fakultät Kunststofftechnik und Vermessung" geführt. Krückel, der laut Landratsamt am 13. März offiziell in Haßfurt vorgestellt werden soll, soll dann ab Mitte März mit dem Aufbau des Technologie-Transferzentrums Smart Polymer Pipe Solutions (TTZ-SPPS) beginnen.
Region bei Kunststoff- und Wellrohren führend
Dieses Zentrum kommt nach Haßfurt und wird in der Berufsschule untergebracht, weil der Landkreis Haßberge mit der Region Nordbayern weltweit führend ist in der Herstellung von Kunststoff- und Wellrohren. Über 4500 Beschäftigte arbeiten hier zur Zeit in dieser Branche. Um den Standort weiter zu stärken, soll bei innovativen und strategischen Forschungs- und Entwicklungsthemen das Haßfurter Transferzentrum künftig als Forschungszentrum mitten in der Region zur Verfügung stehen.
In die Wege geleitet hatten nach einem Grundsatzbeschluss von Kreistag und Haßfurter Stadtrat dieses Projekt Landrat Wilhelm Schneider und Abgeordneter Steffen Vogel, die Zusage erfolgte Anfang 2020 in München durch Ministerpräsident Markus Söder und Wissenschaftsminister Bernd Sibler. Söder und Sibler gaben nach dem Zusammentreffen in der Landeshauptstadt grünes Licht für das TTZ in Haßfurt, sie stuften diese Einrichtung damals als "fachlich sehr sinnvoll" ein. Das neue Technologietransferzentrum stärke Wissenschaft und Wirtschaft zugleich in Unterfranken. Von dieser Einrichtung würden laut Sibler alle Beteiligten profitieren, von der Hochschule über die Kommunen bis hin zu den Unternehmen.
Der Freistaat Bayern schießt sechs Millionen Euro zu
Die Staatsregierung sagte dabei eine Anschubfinanzierung in Höhe von sechs Millionen Euro für Technik und Personal zu, jährlich 1,2 Millionen. Mit im Gepäck hatten Schneider und Vogel damals das Geld zur Finanzierung der Professorenstelle für die ersten fünf Jahre. Die Zusage zur Sicherstellung der Mittel kommt von regionalen Unternehmen sowie vom Landkreis Haßberge und der Stadt Haßfurt. Nach diesen fünf Jahren wird geprüft, ob das Technologiezentrum die gesetzten Ziele erreicht haben wird. Wenn das der Fall sein sollte, übernimmt danach der Freistaat Bayern auch die Kosten für die Professur.
Haßfurt und die gesamte Region werden von dem Technologiezentrum in "doppelter Hinsicht" gewinnen, so Hochschulsprecherin Katja Bolza-Schünemann vor rund einem Jahr im Gespräch mit dieser Redaktion. Die Labore im Kreis Haßberge ermöglichten einerseits die Projektarbeit vor Ort in der Nähe der Kunststoff- und Wellrohrhersteller, andererseits könnten die Studierenden schon in ihren Bachelor- und Masterprogrammen in Haßfurt in diesen Laboren Aufgaben bearbeiten.
Unternehmen profitieren bei Nachwuchsgewinnung
Projektideen der Firmen vor Ort könnten zudem aktiv in das TTZ eingebracht werden, um dort vom Professor entweder mit wissenschaftlichen Mitarbeitern oder als Projekte von Studierenden bearbeitet zu werden. Hierfür böten sich unterschiedliche Formen an: Bachelor-, Master-, Projektarbeiten in Teams, sogar Doktorarbeiten – eventuell im Verbund mit anderen Hochschulen – sind möglich. Auch die Zusammenarbeit mit anderen Fachbereichen der FHWS wie Maschinenbau, Elektrotechnik, Mechatronik, Informatik oder Wirtschaftswissenschaften seien vorstellbar, hieß es damals.
Auch die Studierenden könnten aus den konkreten praktischen Aufgabenstellungen und den frühzeitigen Kontakten zur heimischen Industrie Vorteile ziehen. Bietet sich dadurch doch die Chance, weltweit operierende Unternehmen aus der Branche hautnah kennenzulernen. Im Gegenzug könnten die Firmen in Zeiten des Fachkräftemangels bei der Nachwuchsgewinnung profitieren.
Sprich, es handelt sich zum Teil um Drittmittel von heimischen Firmen. Da ist es um die Forschungsfreiheit sicherlich sehr gut bestellt (Ironie aus).
Die Gefahr besteht, dass in erster Linie Auftragsforschung betrieben wird und das Geld dafür nicht nur von Firmen aus der Region stammt sondern auch vom Steuerzahler.
Was im Artikel so schön beschrieben wird kann auch Nachteile haben!