Wenn ein langjähriger Polizist mehrere seiner Kollegen über die Klinge springen lässt, ist das schon höchstverdächtig. Wenn das aber im Rahmen eines Romans geschieht, den ein ehemaliger Kriminalhauptkommissar verfasst hat, könnte daraus durchaus etwas Kurzweiliges werden. Zumal wenn dieser Ex-Cop aus seinem Werk persönlich und live vorliest.
Das Buch "Bullenhitze" ist zwar schon vor rund zwei Jahren auf dem Literaturmarkt erschienen, doch die Corona-Pandemie machte es bislang unmöglich, dass Autor Volker Sebold Auge in Auge seinem Publikum gegenübersaß und die heiße Atmosphäre seines Romans in den Sälen zum Wabern brachte.
Damit die Temperatur im BIZ im "Silberfisch" am Schulzentrum trotz der Premierenstimmung am 28. April um 19 Uhr bei aller Spannung nicht ins Unermessliche steigt, wenn Sebold seine HIV-infizierte Kollegin – die Erkrankung war im Sommer 2003, in dem die Geschichte spielt, durchaus ein relevantes Thema – in der unterfränkischen Metropole Würzburg ermitteln lässt, hat er auch noch ein paar Kurzgeschichten im Programm, die er bei seiner Live-Lesung in der Kreisstadt vortragen wird.
Wir haben vor seinem Gastspiel in der Stadt, in der Volker Sebold seine Kindheit und Jugend verbrachte und wo ihn noch viele Menschen bestens in Erinnerung haben, dem Autor ein paar Fragen gestellt:
Volker Sebold: Natürlich aus dem Franken-Krimi "Bullenhitze" und die Short-Story "Niemands-Land", mit der ich den dritten Platz beim Geschichtenwettbewerb des "Mannheimer Morgen" unter dem Motto: "Erzähl mir was– Zurück ins Leben" belegte. Da die Zeiten hart genug sind, noch eine lustige Geschichte: "Das Aquarium".
Sebold: "Bullenhitze", weil aktuell und aufgrund Corona bis dato keine Lesungen möglich waren; "Niemands-Land", um mich als Autor besser kennenzulernen, und "Das Aquarium", weil man in ernsten Zeiten den Humor nicht verlieren darf.
Sebold: Haßfurt, warum? Weil man nie vergessen sollte, wo man herkommt. Weil man im Alter durchaus sentimental werden kann, wenn man an die alten Zeiten zurückdenkt, auch wenn in der Jugend Haßfurt etwas altbacken und konservativ wirkte. Aber die damalige Clique hat genügend Streiche ausgeheckt, um etwas dagegenzuhalten (schmunzelt).
Sebold: "Bullenhitze" – um was geht es: Eine HIV-infizierte Polizistin muss mit ihrem Team Morde an Kollegen aufklären, die einen nicht ganz korrekten Lebenslauf ausweisen. Was wäre, wenn der Mörder aus den eigenen Reihen stammen könnte? Die Handlung spielt im ersten Jahrhundertsommer 2003 in Würzburg und an der Mainschleife. Nicht nur die Hitze macht den Polizisten zu schaffen und treibt ihnen den Schweiß auf die Stirn.
Sebold: Der Roman ist schon in erster Linie ein Ausdruck dichterischer Freiheit, so wie der "Tatort" ja auch kein Abbild echter Polizeiarbeit ist. Die Unterhaltung steht im Vordergrund. Aber natürlich sollten gewisse Ermittlungsdetails schon stimmen, sonst wird die Geschichte insgesamt unglaubwürdig.
Sebold: Ich möchte mich nicht mit den Großen der Regionalkrimis vergleichen, dafür stecke ich noch in den Anfängen. Aber es hat durchaus seinen Reiz, Geschichten, die in den Metropolen spielen könnten, in die Region zu verschieben. Kriminalität gibt es nicht nur in Großstädten wie Berlin oder Hamburg, sondern eben auch im pittoresken Mainfranken. Das "Literarische" sollte jedenfalls nicht zu kurz kommen. Daher gilt mein Dank auch dem "echter-Verlag" in Würzburg, der mir die Möglichkeit gab, den Krimi zu veröffentlichen.
Sebold: Schreiben ist für mich ein Spiel mit Sprache und Stift. Gewinner sollten immer die Leserinnen und Leser sein. Es macht Spaß, sich Geschichten auszudenken. Das ist aber harte Arbeit und viel schwieriger als man glaubt. Daher: Singen geht nicht, um meine Umwelt zu schützen, und Tanzen geht nicht, um meine Frau nicht gegen mich aufzubringen. Freestyle zu Rock und Blues ist aber in Ordnung.
Sebold: Schreiben braucht viel Zeit. Die habe ich als Ruheständler jetzt und arbeite schon am nächsten Buch. Viel verraten will ich noch nicht, nur so viel: Es geht um Extremismus bei Jugendlichen und Verlustängste eines Polizisten.
Sebold: Das Buch ist in der zweiten Auflage, so dass es noch zu kaufen ist. Erhältlich beziehungsweise bestellbar ist es in jeder Buchhandlung vor Ort und auch online.
Karten für diese Veranstaltung sind im Vorverkauf im BIZ am Haßfurter Marktplatz, Tel. (09521) 951960, erhältlich. Die Veranstalter weisen darauf hin, dass bei der Lesung die zu dem Zeitpunkt herrschenden Corona-Auflagen gelten.