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Würzburg
Neuer Krimi: Ein Würzburger Polizist lässt Polizisten ermorden
Mit "Bullenhitze" hat der frühere Kriminalbeamte Volker Sebold aus Untereisenheim seinen ersten Roman veröffentlicht – und gibt nicht nur spannende Einblicke in die Polizeiarbeit.
Mit "Bullenhitze" hat Volker Sebold, Kriminalkommissar im Ruhestand, einen Krimi über Polizistenmorde in Würzburg veröffentlicht.
Foto: Holger Welsch | Mit "Bullenhitze" hat Volker Sebold, Kriminalkommissar im Ruhestand, einen Krimi über Polizistenmorde in Würzburg veröffentlicht.
Bearbeitet von Torsten Schleicher
 |  aktualisiert: 11.09.2020 02:10 Uhr

Die "Bullenhitze" im Würzburger Sommer ist zwar vorbei, aber heiß her geht's noch immer – im gleichnamigen und kürzlich erschienen Roman von Volker Sebold. Der doppeldeutige Titel gibt einen Hinweis auf den Inhalt: In Würzburg werden reihenweise Polizisten umgebracht. Das ist auch deshalb interessant, weil der Autor selbst ein Polizist ist, seit kurzem einer im Ruhestand.

"Das hat mit dem Roman aber nichts zu tun", sagt der langjährige Kriminalbeamte, der in Untereisenheim lebt. Erstens ist das 133-seitige Werk entstanden, als Sebold noch im Dienst war. Zweitens hat Sebold schon mehrere Essays und Kurzgeschichten geschrieben. Und drittens sei "Bullenhitze" keine Bilanz oder Abrechnung mit der Polizei, geschweige denn mit ehemaligen Kollegen.

Wichtig ist dem Autor die Beschreibung von Milieus und Charakteren

"Bei den Figuren hatte ich keinen von ihnen im Auge, die sind alle fiktiv", sagt der 60-Jährige. Hilfreich war natürlich die eigene Erfahrung, wenn er Tatortbesichtigung oder Ermittlungen beschreibt, "doch gibt die Geschichte die Polizeiarbeit nicht unbedingt eins zu eins wieder", schränkt er ein. Wichtig ist ihm die Beschreibung von Milieus und Charakteren. "Außerdem finde ich es spannend, die Geschichte innerhalb der Polizei spielen zu lassen, nicht zuletzt, um zu zeigen, dass natürlich auch Polizisten Stärken und Schwächen haben."

Und Probleme von persönlicher und teils gesellschaftlicher Relevanz haben sie auch. Es gibt schwule Polizisten und die leitende Ermittlerin ist HI-Virus positiv. Sebold "war wichtig, zu zeigen, dass HIV nicht gleichbedeutend mit Aids ist". Schwul sein, HIV? Das sind nicht gerade aktuelle Themen. Hier verweist der Autor darauf, dass "Bullenhitze" im Jahrhundertsommer 2003 spielt und die Themen seinerzeit durchaus relevant waren.

Kein klassischer Regionalkrimi

Wie relevant ist der örtliche Bezug? "Ich wollte keinen klassischen Regionalkrimi schreiben, der Lokalkolorit hält sich in Grenzen", sagt Sebold.  Doch Örtlichkeiten wie der Hofgarten, ein Plattenladen in der Karmelitenstraße oder ein Restaurant in Escherndorf verankern das blutige Geschehen in hiesigen Gefilden. "Kriminalität gibt es nicht nur in Großstädten wie Berlin oder Hamburg, sondern eben auch im pittoresken Mainfranken", sagt der Ex-Polizist. Sein nicht geringer Anspruch dabei: "Eine spannende und unterhaltsame Geschichte mit literarischem Anspruch."

Das mit der Spannung ist durchaus gelungen. Das Motiv für die Polizisten-Morde, die, wie sich bald herausstellt, allesamt miteinander zu tun haben, bleibt lange offen. Ebenso die Frage, ob der Täter nicht aus den eigenen Reihen kommt. Und unterhaltsam ist das Zusammenspiel oder auch Nicht-Zusammenspiel der Ermittler, unterhaltsam wie detailliert die Beschreibung der Charaktere. Nur sprachlich neigt Sebold dazu, es bisweilen etwas zu übertreiben. Er arbeitet mit vielen Bildern, die nicht immer stimmig sind.

Lust an der Sprache als Motivation zum Schreiben

Dieser Überschwang resultiert wohl nicht zuletzt aus Sebolds "Lust an der Sprache", die ihn zum Schreiben motiviert. "Und weil's Spaß macht, sich Geschichten auszudenken." Das sei aber harte Arbeit und viel schwieriger als man glaube. Und braucht viel Zeit. Die hat der Ruheständler jetzt und arbeitet schon am nächsten Buch. Viel verraten will Sebold noch nicht, nur so viel: "Es geht um Extremismus bei Jugendlichen und Verlustängste eines Polizisten."

Ängste, dass sein erster Roman ein Misserfolg wird, braucht der Kriminalbeamte im Ruhestand nicht zu haben. Die erste Auflage von "Bullenhitze" von 400 Büchern ist ausverkauft, die Kritiken sind zu Sebolds Freude größtenteils positiv wie auch die Reaktionen ehemaliger Kollegen. "Wenn einer von ihnen das gut findet, freut mich das ganz besonders." Wenn Polizisten es gut finden, wenn einer von ihnen gemeuchelt wird, muss einen das nicht wundern. Es ist ja nur fiktiv.

Text: Holger Welsch

"Bullenhitze" ist als Taschenbuch im Echter-Verlag erschienen und im Buchhandel sowie im Internet erhältlich.

Volker Sebold wurde 1960 in Haßfurt geboren und war 42 Jahre lang im Polizeidienst. Er erlernte den Beruf von der Pike auf und arbeitete die vergangenen 17 Jahre bis vor wenigen Monaten als Kriminalkommissar im Fachbereich Islamismus bei der Würzburger Polizei. Er lebt mit seiner Frau in Untereisenheim und beschäftigt sich neben dem Schreiben mit der Fotografie.

 
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