
Von der Nordsee bis auf die Zugspitze haben deutschlandweit Hoteliers und Gastronomen am Montag einen gedeckten Tisch beziehungsweise ein gemachtes Bett als stillen Protest auf einen öffentlichen Platz aufgestellt, um im Vorfeld der nächsten Bund-Länder-Gespräche am 3. März auf die verzweifelte Situation der Betriebe und die momentane Perspektivlosigkeit aufmerksam zu machen. Mittlerweile ist die Branche seit März 2020 insgesamt sechs Monate geschlossen.
Auch im Landkreis Haßberge war der Kreisverband des Bayerischer Hotel- und Gaststättenverband DEHOGA Bayern aktiv und machte auf dem Haßfurter Marktplatz auf ihre prekäre Situation aufmerksam. Vier Stunden harrten Kreisvorsitzender Michael Bayer (Brauereigasthof Zum Grünen Baum, Theinheim), Schriftführer Erec Jacobson (Hotel-Restaurant Kolb, Zeil) und Beisitzer Wolfgang Schober (Gasthof zur Sonne, Pfaffendorf) mit einem festlich gedeckten Tisch vor dem Marktplatzbrunnen aus.
Gastronomen zweifeln Verhältnismäßigkeit an
"Warum dürfen andere Branchen öffnen und wir nicht? Die Verhältnismäßigkeit ist nicht mehr gegeben", sind sich die drei Gastronomen einig. Die Betriebe des Gastgewerbes hätten während der Öffnungen von Frühjahr bis Herbst 2020 bewiesen, dass ihre Hygienekonzepte funktionieren. "Bei uns wird der Abstand gewahrt und auch jeder einzelne Kontakt ist nachvollziehbar", sagte Erec Jacobson, der neben den Einbußen in seinem Hotel- und Restaurantbetrieb auch viele Ausfälle im Cateringbereich zu verbuchen hat: "Hochzeiten, von denen wir sehr viele beliefern, finden so gut wie nicht mehr statt".
Auch seinen Ausbildungsauftrag kann Jacobson nicht mehr vollständig erfüllen. Seine beiden Auszubildenden in der Küche können zwar momentan arbeiten, aber zumindest einer von ihnen, der im September 2020 das Lernen angefangen hat, habe noch nie einen richtigen Restaurantbetrieb kennengelernt. Noch schlimmer trifft es eine weitere Auszubildende im Servicebereich. Für sie ist Kurzarbeit angesagt.
Für das laufende Jahr fehlt jegliche Unterstützung
"Das ist reine Willkür, dass wir nicht öffnen dürfen", sagte auch Wolfgang Schober, der zu normalen Zeiten in seinem Gasthof besonders viele Ausflügler und ganze Reisebusse zu Gast hat. Die Versprochene Novemberhilfe hat der Pfaffendorfer erst dieser Tage erhalten, die staatliche Unterstützung für Dezember steht immer noch aus. "Und für das Jahr 2021 bekommen wir überhaupt keine Hilfen", so Schober.

Michael Bayer findet zwar die Senkung der Mehrwertsteuer für Speisen von 19 auf 7 Prozent gut, aber durch die zeitliche Begrenzung sei das nur ein Tropfen auf den heißen Stein. "Das muss für immer gelten und auch Getränke müssen auf 7 Prozent gesenkt werden", fordert der Gastwirt für die Zukunft, denn "sonst wird es bald keine Gastronomie mehr geben". Gerade Dorfwirtschaften, die überwiegend Getränke ausschenken, hätten nichts von der momentanen Steuerermäßigung.
Die Betriebe müssen wirtschaftliche arbeiten können
Angela Inselkammer, Präsidentin des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbandes DEHOGA Bayern, stellt angesichts des aktuellen Corona-Infektionsgeschehens in einer Pressemitteilung fest: "Die Maßstäbe und Inzidenzwerte, die für Öffnungen in anderen Branchen gelten, wie zum Beispiel Einzelhandel oder auch Baumärkte, müssen auch für das Gastgewerbe gelten. Einen fortgesetzten Teil-Lockdown, also weitgehende Schließungen als Dauerzustand, während andere öffnen dürfen, akzeptieren wir nicht. Wenn vergleichbare Branchen wie der Einzelhandel wieder öffnen dürfen, muss es auch im Gastgewerbe wieder losgehen – und zwar so, dass die Betriebe wirtschaftlich arbeiten können."