Seit März, dem Beginn der Corona-Einschränkungen, hatte sich auch für die Vierbeiner auf dem Gelände des Haßfurter Reitvereins am Mooswäldchen einiges geändert – zumindest für die vier Schulpferde des Vereins. Das tägliche Training mit den meist jugendlichen Reitschülern fiel dem Virus zum Opfer. Doch seit gut einer Woche greifen die Lockerungen auch bei den Reitvereinen. Die Pferde werden wieder gesattelt, das Training findet – unter gewissen Einschränkungen – wieder statt.
Für Nadine Ultsch eine große Erleichterung. Die gelernte Pferdewirtin lebt auch von den Reitstunden, die sie beim Reit- und Fahrverein Haßfurt anbietet. Corona hatte sie einen Großteil ihrer Einnahmen beraubt. "So um die 2000 Euro pro Monat hat mich das Virus gekostet", ist die Reitlehrerin froh, endlich wieder Kurse anbieten zu können, oder wie es ausdrückt: "Wieder normal arbeiten zu können."
Die großräumige Anlage am Haßfurter Mooswäldchen ist ihr Arbeitsplatz, die Pferde sind ihre Passion. Ultsch stammt aus einer Familie, in der Reitsport schon immer ein fester Bestandteil des Lebens war und der Reitunterricht einen Großteil des Lebensunterhalts ausmacht. Wie groß, lässt sich daran festmachen, dass es für die Reitstunden sogar Wartelisten gibt, die bis zu einem Jahr benötigen, um "abgearbeitet" zu werden. "Das Interesse ist groß genug, wir könnten doppelt so viele Schüler unterrichten."
Keine staatliche Unterstützung
Drei Monate ohne Einnamen aus dem Reitunterricht trafen Ultsch schon hart. Und eine finanzielle Unterstützung von staatlicher Seite gab es nicht, "weil die Einnahmeverluste nicht groß genug waren", so die Pferdewirtin. Auch vom Bayerischen Landessportverband – der Reit- und Fahrverein ist als Sportverein Mitglied im BLSV – war nichts zu erwarten. "Viele Reitschüler haben aber ihren Monatsbeitrag dennoch bezahlt", zeigt sich Ultsch dankbar, wegen Corona nicht vollends ohne Einnahmen geblieben zu sein.
Denn auch der alljährliche Pferdemarkt im April konnte nicht durchgeführt werden. Auch ein geplantes Reitturnier wurde abgesagt. Da erging es dem Reitverein nicht anders als dem Rest der Welt.
Immerhin: Der "Mietservice" konnte weiterhin angeboten werden. Um die 30 Pferde sind aktuell in Haßfurt in Vollpension eingemietet, werden von Ultsch und dem Reitverein mit einer "Rundum-Versorgung" betreut. In diesem Komplettpaket enthalten ist das tägliche Ausmisten und Einstreuen der Pferdeboxen, das zweimalige Füttern und der Gang nach draußen ins weitläufige Freigelände.
Auch Pferde sind Gewohnheitstiere
An das tägliche Training mit den Reitschülern gewöhnt, war eine mehrwöchige Pause für die Schulpferde allerdings nicht drin. "Die Pferde müssen auch ohne Schulstunden täglich trainiert werden, damit sie den Rhythmus nicht verlieren", betont Nadine Ultsch. Die Mitglieder des Reitvereins und die Mieter der Pferdeboxen mussten einspringen und haben neben ihren eigenen auch die Schulpferde regelmäßig bewegt. Dadurch sind die Pferde jetzt sofort wieder startklar, die Übungsstunden können nahtlos wieder aufgenommen werden.
Etwa 50 Reitschüler – zumeist zwischen fünf und neun Jahren – sind bei ihr angemeldet. 30 beziehungsweise 45 Minuten pro Tag werden die kleinen Pferdeliebhaber unterrichtet, müssen sich dabei natürlich auch an die Hygieneregeln halten. Diese "Schulstunden" beinhalten nicht nur das Reiten an sich, sondern auch den richtigen Umgang mit den Pferden und der Ausrüstung. "Die Gesunderhaltung der Pferde hat dabei oberste Priorität", ist Ultsch wichtig, dass die Vierbeiner von den Schülern artgerecht und vor allem pfleglich behandelt werden. Und das nicht nur, weil sie letztlich ihr Kapital darstellen. Nach vier Jahren als Schulpferd haben die Vierbeiner dann ihr "Berufsleben" hinter sich.
Neuer Boden in der Reithalle
Corona hatte allerdings auch einen positiven Aspekt für den Reitverein. Die Zeit ohne Besucher wurde zu etlichen Renovierungsarbeiten genutzt. Der Boden in der 800 Quadratmeter großen Reithalle wurde ausgetauscht, die sanitären Anlagen wurden erneuert und die eine oder andere Reparatur erledigt. Demnächst wird auch der Sand auf dem Außenreitplatz getauscht.