
Eine spannende Diskussionsrunde ergab sich vergangenen Donnerstag im Mehrgenerationenhaus in Hassfurt. Petra Müller (Name von der Redaktion geändert), eine "Oma gegen Rechts" aus Bamberg, berichtete mit mehreren Mitstreiterinnen über deren Engagement und stellte sich den Fragen der Teilnehmerschaft.
Müller, zwischen sechzig und siebzig Jahre alt, erklärte, sie habe 2020 von der Initiative "Omas gegen Rechts" gehört und deren Inhalt habe ihr aus dem Herzen gesprochen: "Wir erleben einen Rechtsruck in Deutschland, der in einer Verrohung der Sprache, zunehmender Gewaltbereitschaft und deutlich zutage tretendem Rassismus erkennbar wird."
So gründete sie mit drei Gleichgesinnten die Bamberger Gruppe, und ihr Zulauf sei überwältigend. Aktuell hätten sie 70 Teilnehmende, 30 davon "voll aktiv" : mit Informationsständen, bei Demonstrationen und per Diskussionsrunden wie hier in Haßfurt. Und am 10. November finde in Bamberg "der Gedenktag für die Reichskristallnacht" statt, denn in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 wurden "Bamberger Bürger zu Verfolgten des Naziregimes erklärt, verhaftet und verschleppt".
Sie wollen sich in den politischen Diskurs einmischen
"Omas gegen Rechts" seien überparteilich, wollten sich aber in den politischen Diskurs einmischen, Stellung nehmen "zu den gefährlichen Problemen und Fragestellungen der heutigen Zeit". Auf bedrohliche Entwicklungen wie Antisemitismus, Rassismus, Frauenfeindlichkeit und Faschismus reagierten sie mit politischem Widerstand und Bewusstseinsbildung. Denn letztendlich sei die parlamentarische Demokratie in einem gemeinsamen Europa in Gefahr!
Die Polizei wisse, "dass es bei uns es keinen Ärger gibt", in der Zivilbevölkerung sei der Zuspruch ebenfalls sehr groß, wenn auch sie "von manchen Kreisen nicht gerne auf der Straße gesehen werden". An entsprechenden Hassmails mangele es jedenfalls nicht.
Zuwanderungswelle als Folge unserer Wirtschaftspolitik
Wie denn die aktuelle Zuwanderungswelle zu bewerten sei, lautete ein Frage aus der Zuhörerschaft. Diese sei eine logische Folgen unserer Wirtschaftspolitik, die sich grundlegend ändern müsse, denn "die Menschen gehen nicht freiwillig fort". Mit Afrikas Rohstoffen machten wir Profit, der Klimawandel zeige sich dort sehr besorgniserregend, "und wir Idioten kaufen einen SUV und schicken unseren Müll rüber". In Nigeria lägen Berge von Altkleidern, uns würde gesagt, Altkleidersammlung sei etwas Gutes. Dies sei Handeln wider besseren Wissens: "Bereits in den 80-er Jahren wurde kundgetan, dass uns Afrika überrollen wird", denn wir hätten das Land ausgesaugt. Auf deren Rohstoffen basiere unser Wohlstand

Die "Omas gegen Rechts" warben für Toleranz, Respekt und Achtung, unabhängig von Religion und ethnischer Zugehörigkeit. Sie suchten Mitstreitende, nicht nur Omas beziehungsweise ältere Frauen, sondern auch Opas, Kinder, Enkelkinder seien willkommen.
Jennifer Nüsslein (29), Inhaberin der Koodinierungs- und Fachstelle der Partnerschaft für Demokratie Haßberge, hatte die Veranstaltung gemeinsam mit Julia Rüdiger (43) vom Landratsamt Haßberge organisiert: "Ich bewundere die Aktivitäten der Omas, die sich aktiv für ein demokratisches Miteinander einsetzen. Sie beweisen, dass man nie zu alt ist, um sich in unserer Arbeit zu engagieren. Demokratie muss gelebt werden und für jeden erfahrbar sein."