Eigentlich war es ein harmonischer Abend, an dem sich kürzlich die Vereinsfamilie des TV Haßfurt von ihrer alten Turnhalle am Eichelsee verabschiedete. Der Abschied von dem mittlerweile maroden Gemäuer war überhaupt erst möglich geworden, da nach langer Wartezeit die neue Turnhalle neben dem TV-Trainingsgelände im September endlich in Betrieb gehen konnte. Und "eigentlich", weil an besagtem Abend auch ein Wermutstropfen in den Kelch der Freude und stolzen Erinnerung geträufelt wurde.
Der Vorsitzende des TV-Fördervereins, Rudi Eck, auch Altbürgermeister der Kreisstadt, hob vor den versammelten TV’lern einen warnenden Finger und reklamierte den Niedergang der einstigen Sportstadt Haßfurt. Im Gespräch mit der Redaktion wird Eck noch deutlicher. Grundsätzlich sei die neue Halle ja die Krönung einer "positiven Entwicklung", so Eck, "allerdings teuer erkauft. Denn die Baukosten für die neue Turnhalle sind heute annähernd so hoch wie vor zehn Jahren für eine damals geplante Zwei- oder Dreifach-Turnhalle".
Eck bleibt dabei: Größere Halle wäre ein Muss gewesen
Dabei wäre eine größere Halle nicht nur ein Vorteil, so die Meinung von Eck, sondern ein Muss gewesen. "Leider können Hallen-Wettkämpfe wie zum Beispiel im Korbball in der neuen Turnhalle nicht abgewickelt werden." Die Hallengröße sei zu klein bemessen und entspreche nicht den Mindestvorschriften für Wettkämpfe. 2012 war das Scheitern seines Herzensprojektes Sportpark Eichelsee letzter Auslöser des damaligen Bürgermeisters Eck gewesen, aus der CSU auszutreten, die das Millionenvorhaben abgelehnt hatte.
TV-Vorstandsmitglied Gerd Wolf hatte den TV’lern bereits an besagtem Abend mitgeteilt, dass die alte Halle, die seitens des Turnvereins nur noch die Fußballer gelegentlich nutzen, nun von der Waldorfschule gemietet worden sei. Er bestätigt dies auch im Gespräch mit der Redaktion. Die Regierung habe erst den Bedarf geprüft, so Wolf, und die Auffassung vertreten, die neue Halle sei ausreichend. Mitte 2022 habe die Regierung dann der Waldorfschule mitgeteilt, dass es in der neuen Halle nicht möglich sei, mittels einer mobilen Wand Schülerinnen und Schüler im Unterricht zu trennen. Die Schule sei nun darauf angewiesen, die alte Halle weiter zu nutzen und deshalb anzumieten.
Die neue Halle lässt keinerlei Anbauten zu
Was dem Ex-Bürgermeister zudem die Sorgenfalten auf die Stirn treibt, ist der Umstand, "dass an der neuen Halle keinerlei Anbauten möglich" seien. Die neue Halle sei von ihren Abmessungen mit der alten TV-Halle identisch. Nur mit dem Unterschied, dass diese alte Halle im Laufe der sechs Jahrzehnte immer wieder Anbauten erhalten habe, zum Beispiel einen neuen Sanitärbereich, Krafträume. "Für mich sind die Kapazitäten der neuen Turnhalle eine tickende Zeitbombe", so fürchtet Rudi Eck.
Nicht zuletzt auch aus den genannten Gründen ist laut Eck schon jetzt absehbar, dass die neue Einfach-Turnhalle und später selbst die sanierte Dreifach-Turnhalle am Schulzentrum "den Bedarf an gedeckten Sportstätten in Haßfurt dauerhaft nicht decken werden". Und während des Sanierungszeitraums der Dreifach-Turnhalle, wann immer dies auch stattfinde, werde für längere Zeit der Sportbetrieb für Schulen und Vereine erneut nur sehr eingeschränkt möglich sein. "Sportliche Hallen-Wettkämpfe sind dann kaum möglich."
Für die absehbare Zukunft sieht Rudi Eck schwarz. "Die frühere begeisterte Sportstadt Haßfurt geht einen langen Leidensweg. Die Versäumnisse der letzten Jahre werden jetzt sichtbar." Mangelnder Mut und späte Einsichten der Entscheidungsträger seien die Ursachen der heutigen Situation. "Eine Dreifach- oder zumindest eine Zweifach-Turnhalle könnte schon einige Jahre stehen und das zu Baukosten die heute schon eine Einzelturnhalle verursacht. Es rächt sich einfach, wenn man engagierte Menschen im Ehrenamt so frustriert wie in den letzten Jahren in Sachen Sporthallen in unserer Kreisstadt Haßfurt. Während der langen Wartezeit wurde viel Ehrenamt verprellt und verbrannt."
Wie sei unter all diesen Umständen eine positive Weiterentwicklung des Breitensports in Haßfurt noch möglich, fragt der Fördervereinsvorsitzende? Neue Trendsportarten könnten kaum angeboten werden. Es fehlten akut Übungsleiterinnen und Übungsleiter, die für ihre Tätigkeit natürlich auch moderne Sportstätten erwarteten.
TV Haßfurt hat über 1200 Mitglieder
Beim Turnverein Haßfurt treiben derzeit über 1200 Mitglieder Sport, darunter 687 Kinder und Jugendliche. "Es fehlen also nicht die Kinder", so Eck, der in diesem Zusammenhang auf die wachsenden Einwohner- und damit naturgemäß steigenden Kinderzahlen in Haßfurt verweist, für die Sportstätten dringend notwendig seien. "Das Breitensportangebot von Vereinen in unserem Stadtleben kann deshalb auch in Zukunft nicht hoch genug bewertet werden."
Eck regt deshalb an, einen Sportentwicklungsplan für die Stadt zu erstellen. "Das Ziel muss sein, Sportstrukturen zu organisieren, Sportentwicklung zu unterstützen, um den Bürgerinnen und Bürgern ein gutes Sportangebot zu bieten und somit einen Beitrag zur Verbesserung der Lebensqualität in unserer Stadt zu leisten."
Bürgermeister Werner: Keine neuen Sportstätten geplant
Bürgermeister Günther Werner macht auf Anfrage dieser Redaktion deutlich, nach seiner Ansicht sei das Sportangebot in der Kreisstadt gut. Vielleicht habe man früher versäumt, so Werner, rechtzeitig verschiedene Modernisierungsaufgaben zu initiieren. Seitens der Stadt seien derzeit keine neuen Sportstätten geplant. Die Haushaltssituation mache es auch nicht möglich, bei der Menge an notwendigen Pflichtaufgaben wie zum Beispiel dem Bau der Kläranlage sich durch die Wahrnehmung von freiwilligen Aufgaben in finanzielle Zwänge zu manövrieren.
"Wir haben aber Anteil an den Sporteinrichtungen am Schulzentrum, der Nassachtal-Grundschule und der neuen Turnhalle am Eichelsee." Über den Zweckverband partizipiere die Stadt auch an der Dreifach-Turnhalle am Schulzentrum. Wann diese saniert werden könne, hänge allerdings davon ab, wann die Regierung von Unterfranken alle Planungen "abgesegnet haben wird".