Der Landkreis Haßberge hat am Freitag eine weitere Sonderimpfaktion mit dem Serum des US-amerikanischen Pharmakonzerns Johnson & Johnson angekündigt. Das Besondere an der Aktion: Sie richtet sich diesmal ausschließlich an Männer und Frauen, die ihr 60. Lebensjahr bereits vollendet haben.
Woher kommt der Impfstoff?
Bei dem Serum handelt es sich nicht um eine Sonderzuweisung der Bayerischen Staatsregierung. Sondern um Dosen, die dem Unternehmen Valeo (Ebern, Fischbach) im Rahmen des Modellprojektes „Impfen in Betrieben“ zugewiesen wurde, dort aber nicht vollständig benötigt wurden. "Diese begrenzte Restmenge kann jetzt in den Impfzentren Hofheim und Zeil verimpft werden", verkündete Landratsamtssprecherin Moni Göhr am Freitag und sprach auf Anfrage der Redaktion von einer Größenordnung von etwa 500 Dosen.
Wie kommen Interessenten zur Impfung?
Zunächst einmal richtet sich das Angebot nur an Menschen, die mit ihrem Erstwohnsitz im Landkreis Haßberge gemeldet sind. Und jede Bewerberin und jeder Bewerber muss, wie bereits ausgeführt, mindestens 60 Jahre alt sein. Wer diese Voraussetzung erfüllt, kann sich auf der Homepage des Landkreises unter www.hassberge.de/impfung anmelden.
Wichtig: Am Wochenende läuft noch gar nichts!
Wie Moni Göhr betont, wird das entsprechende Formular am Montag, 14. Juni, um 12 Uhr freigeschaltet. Vorher, also jetzt über das Wochenende, ist noch keine Anmeldung möglich. Anmelden kann sich dann ab Montagmittag auch nur, wer sich bis dahin online im Bayerischen Impfportal (BayIMCO) hat registrieren lassen. Eine Terminvergabe über dieses System für den Impfstoff sei "zur Zeit leider noch nicht möglich", heißt es in der Pressemitteilung aus dem Landratsamt. "Nach Registrierung über das Online-Formular erhalten die Interessierten einen Anruf beziehungsweise eine Email zur Terminvereinbarung, solange freie Termine vorhanden sind".
Und wer nicht "online" ist?
Sollte keine Möglichkeit zur Online-Registrierung vorhanden sein, kann man sich alternativ auch über einen Bekannten registrieren lassen, führt Pressesprecherin Göhr aus.
Der Corona-Impfstoff von Johnson & Johnson soll nach der Empfehlung der Ständigen Impfkommission in der Regel bei Menschen ab 60 Jahren eingesetzt werden. Mitte Mai hatte der Haßbergkreis ein Sonderkontingent von 800 Dosen des Vakzins erhalten, in diesem Fall von der Staatsregierung, das allerdings für jedermann freigegeben war.
Vor gut dreieinhalb Wochen war der Impfstoff allerdings in kürzester Zeit vergriffen. Und es gab heftige Kritik daran, dass die Impfkampagne nicht auf Personen in einer Priorisierungsgruppe beschränkt war, von denen viele damals noch auf einen Impftermin warteten und teilweise noch heute tun.
Im Mai stellte Landratsamt mangelndes Interesse der Älteren fest
Das Landratsamt hatte damals zu seiner Rechtfertigung angeführt, für den Impfstoff von Johnson & Johnson sei damals keine Terminvergabe über die Software BayIMCO möglich gewesen. Daran hat sich offensichtlich nichts geändert. Vor allem aber argumentierten die Behörden mit dem mangelnden Interesse der Älteren, obwohl der Impfstoff gerade für sie gedacht ist. Versuche des Gesundheitsamtes, Impftermine über direkte Anrufe an diese Personengruppe zu vergeben, seien weitgehend ins Leere gelaufen.
Nun gibt es also einen neuen Anlauf speziell für die Menschen über 60 mit jenem Serum, das nur eine Impfung nötig macht, um den vollen Impfschutz zu entfalten.
Die teuren Impfzentren erhalten weniger Impfstoff, weil diesen andere dringend benötigen.
Wohne leider nicht in den Haßbergen und bekomme somit den von Firmen nicht mehr benötigten Impfstoff ab.
Die Priorisierung ist aufgehoben und die Hausärzte impfen nach Listeneingang.
Die Alten wurden von unserer Regierung vergessen und wir vergessen sie bei der Wahl.
Viele warten noch auf ihren Termin. Aber da wird es, wie immer, ähnlich laufen:
Man wird angerufen, geht zum angegebenen Termin und wird wieder weggeschickt. Denn man hätte seinen Termin vor zwei Wochen nicht wahr genommen.
Nach gut 14 Tagen erhält man dann einen Anruf für den zweiten (!) Impftermin…
Auf Information an den Gesprächspartner, dass der erste noch gar nicht vollzogen sei, war dieser ratlos.
Fragt sich nun, wie viele ältere Mitmenschen aus Mangel an Kenntnis und Besitz des Internet und Handy sich also gar nicht zweimal impfen lassen geschweige denn überhaupt anmelden konnten.
Jeder Betrieb wäre bei so einer Organisation insolvent und darf zuschließen.