
Am Dienstag beginnt das neue Schuljahr. Nach dem coronabedingten Lockdown, nach Homeschooling und schließlich blockweise stattgefundenem Teilzeit-Unterricht sollen jetzt wieder alle Kinder und Jugendlichen ihre Schulen in Vollzeit besuchen können. Das bedeutet freilich auch, dass sich wieder Tausende Schüler im ganzen Landkreis jeden Morgen auf den Weg zu ihren Bushaltestellen machen.
In den letzten Schulwochen des vergangenen Schuljahres besuchte zum größten Teil nur die Hälfte der Schüler gemeinsam den Unterricht - da konnten die geltenden Abstandsregeln weitgehend eingehalten werden. So herrschte auch im Schulbus eine „ungewohnte Leere“. Doch nun starten die Schulen in voller Klassenstärke. Das stellt sowohl Schulleiter und Lehrer als auch die Busfahrer vor neue Herausforderungen. Für die Einhaltung der Hygienevorschriften in der Schule sind die Sachaufwandsträger, Schulleiter und Lehrer in der Verantwortung und auch der Staat ist hinsichtlich der Personal- oder Digitalausstattung gefordert. Dazu kommt, dass die Maske nicht nur auf dem Weg in den Gängen oder zur Toilette getragen werden muss, sondern für Kinder ab der 5. Klasse bis zum Freitag, 18. September, auch im Unterricht.
Staat sorgt bei Bedarf für mehr Schulbusse
Doch wie sieht es in den Bussen aus? Die Schülerbeförderung ist eine kommunale Pflichtaufgabe. „Für die Beförderung von Schülerinnen und Schülern in öffentlichen Verkehrsmitteln gilt die Verpflichtung zum Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung, u.a. da dort der in der Öffentlichkeit einzuhaltende Mindestabstand von 1,5 Metern regelhaft nicht gewährleistet werden kann“, heißt es in einem Schreiben des Bayerischen Kultusministeriums. Das Ministerium verzichte bewusst auf generelle Vorgaben, da für adäquate Lösungen die Gegebenheiten vor Ort entscheidend seien und Schulen wie Aufgabenträger über die erforderliche Flexibilität verfügen sollten. Der Druck aus der Elternschaft hat aber in den vergangenen Tagen anscheinend die Bayerische Staatsregierung erreicht. „Wir bieten als Freistaat an, mehr Schulbusse und mehr Schultransportmittel auf den Weg zu bringen“, versprach Ministerpräsident Markus Söder hierzu. Alles, was an zusätzlichen coronabedingten Kosten anfalle, wolle der Freistaat bis auf Weiteres komplett übernehmen.
Die Busunternehmen im Landkreis Haßberge stellen übereinstimmend den Schülern ein sehr positives Zeugnis aus, was die Maskenpflicht angeht. Hier habe es bislang keinerlei Probleme gegeben und ebenso zeigten sich alle bemüht, die übrigen Hygieneregeln und Schutzmaßnahmen umzusetzen. Omnibusunternehmer Holger Bengel aus Wonfurt hat im Schülerverkehr sechs Busse im Einsatz. "Die Corona-Pandemie stellt alle Verantwortlichen vor neue Herausforderungen", sagt er. Eine Abstandsregelung in den Bussen sei zwar nicht einzuhalten, aber man könne ja nicht die doppelte Anzahl von Bussen fahren lassen. Probleme in den Bussen könne es schon geben, wenn für alle Schüler gleichzeitig der Unterricht beginne oder - wie in der ersten Woche - kein Nachmittagsunterricht stattfinde, sodass alle Schüler zur gleichen Zeit nach Hause gebracht werden müssten. „Wir müssten hierzu zusätzliche Busse einsetzen, die wir nicht haben - und erst recht nicht die Fahrer“, sagt Bengel. Unterschiedlicher Unterrichtsbeginn und gestaffeltes Unterrichtsende könnten zu einer Entzerrung beitragen. Die übrigen Hygieneregelungen setze man um, wobei ein Fahrer aber auch nicht alles kontrollieren könne.
Abstimmung zwischen Busunternehmen und Landratsamt
„Wagenhäuser-Reisen“ aus Hofheim hat zwölf Busse im Einsatz. Geschäftsleiterin Eva-Maria Wagenhäuser-Müller weist darauf hin, dass man mit dem neuen Schuljahr noch gar nicht genau wisse, wie viele Schüler auf jeder Linie fahren und ob es zusätzliche Probleme gebe. „Es wird deswegen bestimmt zwei bis drei Wochen dauern, bis wir von genaueren Zahlen ausgehen können. Wir müssen deswegen jeden Tag die Schülerzahlen auf den Linien melden und in enger Abstimmung mit dem Landratsamt und dem VGN das weitere Vorgehen besprechen“, sagt Wagenhäuser-Müller. Zu Problemen könnten nach ihrer Meinung höchstens die Spitzen- und Stoßzeiten vor Schulbeginn oder bei Schulschluss führen.
Einen Großteil des Schülerverkehrs im nordöstlichen Bereich des Landkreises wickelt das Omnibusunternehmen Hümmer aus Kirchlauter ab, das hier Linien von Eltmann bis Ermershausen mit 18 Bussen bedient. Wie Inhaber Bernhard Hümmer ausführt, habe es bisher keine Probleme mit der Kapazität der Busse gegeben. Die Busse würden regelmäßig mit Desinfektionsmitteln behandelt. Hierzu habe er sein Putzteam erweitern müssen. Die Busse selbst seien mit speziellen Filtern für die Lüftung ausgestattet. Auch für die Fahrer sei ein Schutz vorhanden, wobei es bei der Ausstattung der Busse zu Lieferschwierigkeiten komme.
Engpässe bei den Busfahrern
Bei einer Besprechung im Landratsamt Haßberge stellte Susanne Lutz, Leiterin des Sachgebietes ÖPNV/Schülerbeförderung, fest, dass insgesamt 150 Busse auf 42 Linien den Schülerverkehr zu den Schulen bedienten. Der Landkreis ist für die weiterführenden Schulen - also Realschulen, Gymnasien, Berufs- und Fachschulen - zuständig. Allein in diesem Bereich müssten rund 2450 Schüler befördert werden. Dazu kommen die Grund- und Mittelschulen, für die die Gemeinden oder Schulverbände zuständig sind. Susanne Lutz betont, dass die Zahlen der Schüler auf den einzelnen Linien meist erst zu Beginn des Oktobers aussagekräftig seien, weil zahlreiche Fünftklässler in den ersten Wochen privat zur Schule gefahren würden und dann erst der Stundenplan eingespielt sei. „Wir bleiben hier in engem Austausch mit den Verkehrsunternehmen, um bei Bedarf reagieren zu können", sagt Lutz. Vorsorglich habe man sich bei den Busunternehmen versichert, dass im Bedarfsfall weitere Busse zur Verfügung stehen. Engpässe könne es am ehesten bei der Anzahl der Fahrer geben.