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Mechenried
Hanf aus den Haßbergen: Warum Christian Klopf aus Riedbach die Pflanze anbaut und wieso das ganz legal ist
Für Christian Klopf ist der Anbau der Pflanze ein landwirtschaftliches Experiment, in dem er großes Potenzial sieht. Warum er sogar die Polizeiinspektion Haßfurt informiert hat.
Im Landkreis Haßberge gibt es laut dem Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Schweinfurt sieben Betriebe, die Nutzhanf anbauen.
Foto: Johanna Heim | Im Landkreis Haßberge gibt es laut dem Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Schweinfurt sieben Betriebe, die Nutzhanf anbauen.
Johanna Heim
 |  aktualisiert: 08.02.2024 17:42 Uhr

Wer in der Nähe des Sportplatzes bei Mechenried spazieren geht, dem weht derzeit ein süßlicher Geruch um die Nase. Grund dafür sind die bis zu vier Meter hohen Hanfpflanzen, die nicht weit davon entfernt auf einem Acker stehen. Die imposanten Gewächse gehören Christian "Jimmy" Klopf. Der 34-Jährige aus dem Riedbacher Gemeindeteil Mechenried bewirtschaftet 120 Hektar – auf rund zwei Prozent der Fläche baut er die Hanfpflanzen an.

Hanfanbau war lange Zeit in Deutschland verboten

"Der Hanf ist bei uns bis in die 50er Jahre angebaut worden", sagt Klopf. Früher sei er für Seile, die Stoffproduktion und aufgrund seines Öls sogar für Farben und Lacke verwendet worden. Doch dann sei der Nutzhanf vom Markt verdrängt und dessen Anbau verboten worden, erklärt der Landwirtschaftsmeister. Und zwar bis 1996: In diesem Jahr wurde das Verbot gekippt, seitdem ist der Anbau einiger Hanfsorten laut der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) in Deutschland wieder erlaubt. 

Christian Klopf, Landwirtschaftsmeister aus Mechenried, baut Nutzhanf an.
Foto: Johanna Heim | Christian Klopf, Landwirtschaftsmeister aus Mechenried, baut Nutzhanf an.

Christian Klopf wurde neugierig. Vor drei Jahren säte der 34-Jährige eine Blühmischung aus, die Hanfsamen enthielt. Zum Ausprobieren, wie er erklärt. "Ich wollte sehen, wie viel Ertrag dabei herauskommt und ob man den in der Biogasanlage verwerten kann."

Nutzhanf benötigt keine Pestizide

Neben der ökologischen Vielfalt, für die die Blühmischung sorgte, hielten sich auch etliche Insekten und Vögel zwischen den Pflanzen auf, berichtet er. Außerdem benötigte der Nutzhanf keine Pestizide – ein weiterer Vorteil. "Weil der Hanf so schnell wächst, dass er alles andere bedeckt." Klopf war von der Pflanze überzeugt.

2021 baute der Mechenrieder dann erneut Nutzhanf an. Die Höhe der Pflanzen variiere je nach Sorte. Bis zu 3,50 Meter hoch wurde der Nutzhanf im vergangenen Jahr. "Ich war als erstes skeptisch, ob das überhaupt durch den Mähdrescher durchgeht", berichtet er. Denn die Hanffasern seien sehr reißfest und dicht. Doch es funktionierte. Klopf konnte die Hanfnüsse, so heißen die Samen der Pflanze, ernten. 

Christian Klopf hält die Samen der Hanfplanze in der Hand. Sie heißen Hanfnüsse.
Foto: Johanna Heim | Christian Klopf hält die Samen der Hanfplanze in der Hand. Sie heißen Hanfnüsse.

"Die Kleinmengen, die ich hatte, wurden aber nicht abgenommen", erklärt er. Klopf verwendete die Ernte deshalb als Vogelfutter und zum Angeln. Denn die Hanfnüsse, die er geerntet hatte, durfte er nicht wieder aussäen. "Das ist verboten", erklärt er. Grund dafür seien die strengen Richtlinien und Kontrollen – weshalb er komplett neues Saatgut benötigte.

Strenge Richtlinien beim Hanfanbau

Die Aussaat findet laut dem Amt für Ernährung, Landwirtschaften und Forsten (AELF) Schweinfurt etwa ab Mitte April statt, geerntet wird von Juli bis September – je nach Sorte und Region. Doch bis es so weit ist, muss der Mechenrieder mehrere Anträge bei Behörden stellen, um für den Anbau überhaupt grünes Licht zu bekommen.

"Beim Mais muss man das nicht machen, das ist nur beim Hanf so", erklärt er. Auch darf die Pflanze nur von Landwirten angebaut werden, nicht von Gärtnern oder von Privathaushalten. Wie streng der Anbau reguliert wird, erklärt Maria Schmitt, Pressesprecherin des AELF Schweinfurt, auf Nachfrage der Redaktion. Die Landwirte müssen Saatgutnachweise einreichen, so Schmitt.

Manche Hanfsorten werden mehrere Meter hoch. In diesem Jahr ist die Sorte 'Futura 75' auf den Äckern von Christian Klopf rund vier Meter hoch gewachsen.
Foto: Johanna Heim | Manche Hanfsorten werden mehrere Meter hoch. In diesem Jahr ist die Sorte "Futura 75" auf den Äckern von Christian Klopf rund vier Meter hoch gewachsen.

Dadurch werde sichergestellt, dass die Hanfsorten zulässig sind. "Und es wird durch Flächenkontrollen vor Ort und per Satellit geprüft, ob Flächenstandort und -größe mit den Angaben im Antrag übereinstimmen." Sobald der Nutzhanf dann blüht, muss sich Klopf erneut an die Behörden wenden.

Die Pflanzen, die auf seinen Äckern stehen, enthalten zwar kaum Tetrahydrocannabinol (THC) – die psychoaktive Substanz, die den Konsum von Marihuana so berauschend macht – und sind nicht für die Herstellung von Marihuana oder Haschisch geeignet. "Im Nutzhanf ist das THC herausgezüchtet", erklärt der Landwirtschaftsmeister. Trotzdem sei ein weiterer Antrag nötig.

Pflanzen enthalten weniger als 0,2 Prozent THC

Denn der THC-Gehalt im Nutzhanf darf 0,2 Prozent nicht überschreiten, erklärt Klopf. "Deutschlandweit werden Stichproben genommen. 20 bis 30 Blüten pro Hektar." Die Proben werde dann auf den THC-Gehalt untersucht. Passen die Werte, darf Klopf den Nutzhanf ernten und verwerten. In diesem Jahr lag der Wert seiner Pflanzen bei 0,02 Prozent. 

Ein Hanfblatt der Sorte ' Futura 75'. Klopfs Hanfpflanzen enthalten weniger als 0,2 Prozent THC.
Foto: Johanna Heim | Ein Hanfblatt der Sorte " Futura 75". Klopfs Hanfpflanzen enthalten weniger als 0,2 Prozent THC.

Der 34-Jährige hat dann mehrere Möglichkeiten: Er kann entweder die Hanfnüsse ernten, beispielsweise für die Produktion von Öl, oder die Fasern aus den Stängeln, die als Dämmmaterial genutzt werden können. Es sei auch möglich, beides gleichzeitig zu ernten, doch das sei sehr anspruchsvoll, denn passende Maschinen gebe es dafür kaum. 

Vorsicht bei der Ernte

"Für die Körnerernte sind Mähdrescher geeignet", erklärt Schmitt. Die Fasererntetechnik sei aber noch nicht ausgereift. Darum seien dabei besondere Vorsicht, Geschick und Anpassung der Geschwindigkeit nötig. Der Anbau von Nutzhanf zieht viele Richtlinien und eine teils schwierige Ernte nach sich. Ist er wirtschaftlich dann wenigstens rentabel?

In Klopfs Fall noch nicht: Für den Landwirtschaftsmeister ist der Anbau der Pflanze momentan noch ein Experiment. Erstmal will er herausfinden, welche Sorten er künftig auf seinen Äckern anpflanzen kann, und welche Saatstrategie sich am besten eignet, bevor er den Nutzhanf auf größerer Fläche anbaut. Im kommenden Jahr will er die Pflanze deshalb erneut anbauen, berichtet er. Wie genau, das wisse er noch nicht. Erst wolle er einen Versuch mit verschiedenen Sorten wagen, um die richtige für sich zu finden.

"Die Landwirtschaft schaut immer, dass sie irgendwo Wege findet, um beständig zu bleiben."
Christian Klopf, Landwirtschaftsmeister aus Mechenried

Der Anbau ist aber auch etwas Ideelles, berichtet er im Gespräch mit der Redaktion. Gerade in Hinblick darauf, wie sich die Landwirtschaft zukünftig nachhaltiger und klimagerechter gestalten lässt. "Die Landwirtschaft schaut immer, dass sie irgendwo Wege findet, um beständig zu bleiben." Mit Nutzhanf sei das gut möglich. "Hanf wurzelt sehr tief, bis zu zwei Meter", sagt Klopf. Die Pflanze komme so an Restwasserreserven, die andere Pflanzen gar nicht erreichen.

Christian Klopf ist vom Nutzhanf überzeugt und will ihn auch im kommenden Jahr anbauen.
Foto: Johanna Heim | Christian Klopf ist vom Nutzhanf überzeugt und will ihn auch im kommenden Jahr anbauen.

Auch sei sie resistent gegenüber Trockenheit und eigne sich gut, um den Boden zu entseuchen und dadurch die nachfolgenden Pflanzen aufzuwerten. Nachteile sehe er keine. Nur Frost mache dem Nutzhanf als Jungpflanze im Frühjahr zu schaffen. 

Dass der Hanfanbau in Deutschland zunimmt, zeigen die vorläufigen Zahlen der BLE für dieses Jahr. Demnach haben 2022 deutschlandweit 889 landwirtschaftliche Betriebe auf 6.943 Hektar Nutzhanf angebaut. Innerhalb von fünf Jahren habe sich der Anbau damit mehr als verdoppelt. Laut dem AELF Schweinfurt bauen derzeit sieben Betriebe aus dem Landkreis Haßberge Hanf oder Hanfmischungen auf 31,58 Hektar an.

Klopf informierte vorab die Polizei

Ärger mit der Polizei hatte Klopf wegen seiner Hanfpflanzen noch nicht. Freilich, weil er den Anbau legal betreibt. Aber auch, weil Klopf die Beamten der Polizeiinspektion Haßfurt bereits im Voraus informiert hatte.

Ein ungewohnter Anblick auf deutschen Äckern. Doch seit 1996 ist der Anbau bestimmter Hanfsorten in Deutschland erlaubt.
Foto: Johanna Heim | Ein ungewohnter Anblick auf deutschen Äckern. Doch seit 1996 ist der Anbau bestimmter Hanfsorten in Deutschland erlaubt.

Sollten seine Hanfpflanzen als verdächtig gemeldet werden, so Klopf, wüssten die Beamten schon Bescheid, dass auf den Äckern bei Mechenried alles mit rechten Dingen zugehe. Und Sorgen, dass sich Personen an seinen Pflanzen bedienen, hat er im Übrigen nicht. "Die könnten dann das ganze Feld rauchen und würde nicht high werden", berichtet Klopf lachend.

 
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    Wenn alkoholfreies/alkoholarmes Bier konsumiert wird, kann man ja auch THC-arme Hanfprodukte rauchen.
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    Hoffen wir, dass zukünftig auch THC haltiger Raps angebaut werden darf. Der ein oder die andere tuns ja heute schon. Aber illegal. Legal kann zwar jeder in Spezialgeschäften in Österreich entsprechenden Samen, oder Stecklinge erwerben, nach Deutschland legal einführen, aber nicht.
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  • L. B.
    Gibt es jetzt auch genveränderten Raps, der THC-haltig ist?
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  • L. K.
    Moin, soweit mir bekannt ist gibt es keine Rapssorte die einen Gehalt an THC hat ✌️
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