Wer in der Nähe des Sportplatzes bei Mechenried spazieren geht, dem weht derzeit ein süßlicher Geruch um die Nase. Grund dafür sind die bis zu vier Meter hohen Hanfpflanzen, die nicht weit davon entfernt auf einem Acker stehen. Die imposanten Gewächse gehören Christian "Jimmy" Klopf. Der 34-Jährige aus dem Riedbacher Gemeindeteil Mechenried bewirtschaftet 120 Hektar – auf rund zwei Prozent der Fläche baut er die Hanfpflanzen an.
Hanfanbau war lange Zeit in Deutschland verboten
"Der Hanf ist bei uns bis in die 50er Jahre angebaut worden", sagt Klopf. Früher sei er für Seile, die Stoffproduktion und aufgrund seines Öls sogar für Farben und Lacke verwendet worden. Doch dann sei der Nutzhanf vom Markt verdrängt und dessen Anbau verboten worden, erklärt der Landwirtschaftsmeister. Und zwar bis 1996: In diesem Jahr wurde das Verbot gekippt, seitdem ist der Anbau einiger Hanfsorten laut der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) in Deutschland wieder erlaubt.
Christian Klopf wurde neugierig. Vor drei Jahren säte der 34-Jährige eine Blühmischung aus, die Hanfsamen enthielt. Zum Ausprobieren, wie er erklärt. "Ich wollte sehen, wie viel Ertrag dabei herauskommt und ob man den in der Biogasanlage verwerten kann."
Nutzhanf benötigt keine Pestizide
Neben der ökologischen Vielfalt, für die die Blühmischung sorgte, hielten sich auch etliche Insekten und Vögel zwischen den Pflanzen auf, berichtet er. Außerdem benötigte der Nutzhanf keine Pestizide – ein weiterer Vorteil. "Weil der Hanf so schnell wächst, dass er alles andere bedeckt." Klopf war von der Pflanze überzeugt.
2021 baute der Mechenrieder dann erneut Nutzhanf an. Die Höhe der Pflanzen variiere je nach Sorte. Bis zu 3,50 Meter hoch wurde der Nutzhanf im vergangenen Jahr. "Ich war als erstes skeptisch, ob das überhaupt durch den Mähdrescher durchgeht", berichtet er. Denn die Hanffasern seien sehr reißfest und dicht. Doch es funktionierte. Klopf konnte die Hanfnüsse, so heißen die Samen der Pflanze, ernten.
"Die Kleinmengen, die ich hatte, wurden aber nicht abgenommen", erklärt er. Klopf verwendete die Ernte deshalb als Vogelfutter und zum Angeln. Denn die Hanfnüsse, die er geerntet hatte, durfte er nicht wieder aussäen. "Das ist verboten", erklärt er. Grund dafür seien die strengen Richtlinien und Kontrollen – weshalb er komplett neues Saatgut benötigte.
Strenge Richtlinien beim Hanfanbau
Die Aussaat findet laut dem Amt für Ernährung, Landwirtschaften und Forsten (AELF) Schweinfurt etwa ab Mitte April statt, geerntet wird von Juli bis September – je nach Sorte und Region. Doch bis es so weit ist, muss der Mechenrieder mehrere Anträge bei Behörden stellen, um für den Anbau überhaupt grünes Licht zu bekommen.
"Beim Mais muss man das nicht machen, das ist nur beim Hanf so", erklärt er. Auch darf die Pflanze nur von Landwirten angebaut werden, nicht von Gärtnern oder von Privathaushalten. Wie streng der Anbau reguliert wird, erklärt Maria Schmitt, Pressesprecherin des AELF Schweinfurt, auf Nachfrage der Redaktion. Die Landwirte müssen Saatgutnachweise einreichen, so Schmitt.
Dadurch werde sichergestellt, dass die Hanfsorten zulässig sind. "Und es wird durch Flächenkontrollen vor Ort und per Satellit geprüft, ob Flächenstandort und -größe mit den Angaben im Antrag übereinstimmen." Sobald der Nutzhanf dann blüht, muss sich Klopf erneut an die Behörden wenden.
Die Pflanzen, die auf seinen Äckern stehen, enthalten zwar kaum Tetrahydrocannabinol (THC) – die psychoaktive Substanz, die den Konsum von Marihuana so berauschend macht – und sind nicht für die Herstellung von Marihuana oder Haschisch geeignet. "Im Nutzhanf ist das THC herausgezüchtet", erklärt der Landwirtschaftsmeister. Trotzdem sei ein weiterer Antrag nötig.
Pflanzen enthalten weniger als 0,2 Prozent THC
Denn der THC-Gehalt im Nutzhanf darf 0,2 Prozent nicht überschreiten, erklärt Klopf. "Deutschlandweit werden Stichproben genommen. 20 bis 30 Blüten pro Hektar." Die Proben werde dann auf den THC-Gehalt untersucht. Passen die Werte, darf Klopf den Nutzhanf ernten und verwerten. In diesem Jahr lag der Wert seiner Pflanzen bei 0,02 Prozent.
Der 34-Jährige hat dann mehrere Möglichkeiten: Er kann entweder die Hanfnüsse ernten, beispielsweise für die Produktion von Öl, oder die Fasern aus den Stängeln, die als Dämmmaterial genutzt werden können. Es sei auch möglich, beides gleichzeitig zu ernten, doch das sei sehr anspruchsvoll, denn passende Maschinen gebe es dafür kaum.
Vorsicht bei der Ernte
"Für die Körnerernte sind Mähdrescher geeignet", erklärt Schmitt. Die Fasererntetechnik sei aber noch nicht ausgereift. Darum seien dabei besondere Vorsicht, Geschick und Anpassung der Geschwindigkeit nötig. Der Anbau von Nutzhanf zieht viele Richtlinien und eine teils schwierige Ernte nach sich. Ist er wirtschaftlich dann wenigstens rentabel?
In Klopfs Fall noch nicht: Für den Landwirtschaftsmeister ist der Anbau der Pflanze momentan noch ein Experiment. Erstmal will er herausfinden, welche Sorten er künftig auf seinen Äckern anpflanzen kann, und welche Saatstrategie sich am besten eignet, bevor er den Nutzhanf auf größerer Fläche anbaut. Im kommenden Jahr will er die Pflanze deshalb erneut anbauen, berichtet er. Wie genau, das wisse er noch nicht. Erst wolle er einen Versuch mit verschiedenen Sorten wagen, um die richtige für sich zu finden.
Der Anbau ist aber auch etwas Ideelles, berichtet er im Gespräch mit der Redaktion. Gerade in Hinblick darauf, wie sich die Landwirtschaft zukünftig nachhaltiger und klimagerechter gestalten lässt. "Die Landwirtschaft schaut immer, dass sie irgendwo Wege findet, um beständig zu bleiben." Mit Nutzhanf sei das gut möglich. "Hanf wurzelt sehr tief, bis zu zwei Meter", sagt Klopf. Die Pflanze komme so an Restwasserreserven, die andere Pflanzen gar nicht erreichen.
Auch sei sie resistent gegenüber Trockenheit und eigne sich gut, um den Boden zu entseuchen und dadurch die nachfolgenden Pflanzen aufzuwerten. Nachteile sehe er keine. Nur Frost mache dem Nutzhanf als Jungpflanze im Frühjahr zu schaffen.
Dass der Hanfanbau in Deutschland zunimmt, zeigen die vorläufigen Zahlen der BLE für dieses Jahr. Demnach haben 2022 deutschlandweit 889 landwirtschaftliche Betriebe auf 6.943 Hektar Nutzhanf angebaut. Innerhalb von fünf Jahren habe sich der Anbau damit mehr als verdoppelt. Laut dem AELF Schweinfurt bauen derzeit sieben Betriebe aus dem Landkreis Haßberge Hanf oder Hanfmischungen auf 31,58 Hektar an.
Klopf informierte vorab die Polizei
Ärger mit der Polizei hatte Klopf wegen seiner Hanfpflanzen noch nicht. Freilich, weil er den Anbau legal betreibt. Aber auch, weil Klopf die Beamten der Polizeiinspektion Haßfurt bereits im Voraus informiert hatte.
Sollten seine Hanfpflanzen als verdächtig gemeldet werden, so Klopf, wüssten die Beamten schon Bescheid, dass auf den Äckern bei Mechenried alles mit rechten Dingen zugehe. Und Sorgen, dass sich Personen an seinen Pflanzen bedienen, hat er im Übrigen nicht. "Die könnten dann das ganze Feld rauchen und würde nicht high werden", berichtet Klopf lachend.