
Vom Michelin-Stern träumen viele Restaurantbesitzer und Köche. Doch ein Eintrag im weltberühmten Restaurantführer erfordert viel Arbeit, höchste Ansprüche an die Küche und ein gastronomisches Erlebnis. Dem "Gutshof Andres" in Pettstadt im Landkreis Haßberge es dies nun gelungen: Das Restaurant kann sich jetzt ein Jahr lang mit dem "Bib Gourmand" für gutes Preis-Leistungs-Verhältnis schmücken - und dazu mit dem "Grünen Stern".
"Grüne Sterne" für Nachhaltigkeit verleiht der Guide Michelin seit 2020, aktuell führt der Gastro-Führer bundesweit 77 auf. Neu dazu kamen heuer nur zehn Betriebe - vier davon aus Bayern, darunter der Gutshof Andres als einziger aus Franken. Restaurantbesitzer und Chefkoch Bernd Andres konnte sein Glück jedenfalls kaum fassen: "Ich habe erst eine Woche vor der Michelin-Gala eine E-Mail erhalten, ob ich an der Zeremonie teilnehmen würde."

Bei der Gala in Hamburg wurde Bernd Andres und seiner Frau Michaela der "Stern" überreicht. Als der Name des Gutshofes durch den Saal hallte, habe er es kaum glauben können, meint der Koch. Der Guide Michelin würdigte die Philosophie des Restaurants: "Nachhaltig bis ins kleinste Detail. Im gesamten Betrieb wird konsequent auf Nachhaltigkeit geachtet, von der Verwendung heimischer Produkte bis hin zur Ladestation für Elektroautos."
Gutshof Andres im Naturpark Haßberge: Für den Guide Michelin "Topadresse für Nachhaltigkeit"
Bevor Andres den "Grünen Stern" auf der großen Bühne entgegennahm, sprach Gala-Moderator Aljoscha Höhn mit dem Küchenchef über die Bedeutung des Themas Nachhaltigkeit. "Die ausgezeichneten Restaurants kombinieren ein kulinarisches Erlebnis auf höchstem Niveau mit Umweltbewusstsein und zeichnen sich durch alternative und vorbildliche Gastronomie-Modelle aus", heißt es beim Restaurantführer. Der Stern stehe für Ressourcenschonung und den "respektvollen Umgang mit Lebensmitteln" ohne Einschränkungen beim Genuss, sagen die Tester.
Der "Gutshof Andres" ist seit 13 Generationen in Familienbesitz. Besitzer und Küchenchef Bernd Andres kam nach seiner Kochlehre in Frickenhausen zurück, um sich in der Heimat weiterzuentwickeln. "Man darf nicht stehen bleiben, wenn man die Verantwortung für den elterlichen Betrieb übernehmen will", sagt der 47-Jährige.
Früher kochte Oma Lotte - heute steht Enkel Bernd Andres als Chef am Herd
Er sei stolz auf den Familienbetrieb, der kontinuierlich wuchs: "Bei vielen Besuchern ist heute noch die rösch gebackene Ente mit Wirsing und Klößen von Oma Lotte in aller Munde", sagt Andres. Und das Bauernbrot backe er noch immer nach ihrem Rezept. "Wir legen großen Wert auf die Verwendung von heimischen, regionalen und saisonalen Produkten. Die stehen immer im Mittelpunkt unserer Speisekarte."

Das Angebot richte sich nach den frischen Erzeugnissen von Landwirten, Jägern und Gärtnern - und dem, was die eigene Fischzucht, der Kräutergarten und die Streuobstwiesen hergeben.
Der Inspekteur des Guide Michelin machte beim Testessen "Cordon bleu vom Schwein, Bratkartoffel und gemischter Salat" als Lieblingsgericht aus. Dabei seien vermeintlich einfache Speisen "oft die größere Herausforderung", sagt Andres. Bei Ente mit Klößen und Wirsing oder perfekten Bratkartoffeln "muss jedes Detail stimmen".
Für Nachhaltigkeit: Photovoltaik-Anlage, Batteriespeicher, elektrischer Fuhrpark und Ladesäulen
Was die idyllische Lage mitten im Naturpark Haßberge betrifft, sagt der 47-Jährige: "Natürlich braucht es auch Mut, so ein Restaurant in einem kleinen Ort wie Pettstadt zu etablieren." Die Familie funktionierte Gebäude um, denen der Verfall drohte, erweiterte die historische Gaststätte um einen Pavillon, schuf im ehemaligen Brauhaus Ferienwohnungen und in der Remise 14 Gästezimmer.

Den Strombedarf des Gutshofes deckt jetzt eine 100 Kwp-Photovoltaik-Anlage inklusive Batteriespeicher, erklärt Andres. "Und unsere betriebseigenen Fahrzeuge sind voll elektrisch und für unsere Kunden halten wir Ladesäulen bereit." Ein weiterer Grund für die "grüne" Empfehlung im Gastroführer.