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HOFHEIM
Grabungen in Hofheim: Einblick ins Mittelalter
Wolfram Ney, Mitarbeiter des Grabungsunternehmens, beim Vermessen an einem von rund 170 gegrabenen Löchern. FOTO Alois WohlfahrtBildtext
Foto: – | Wolfram Ney, Mitarbeiter des Grabungsunternehmens, beim Vermessen an einem von rund 170 gegrabenen Löchern. FOTO Alois WohlfahrtBildtext
Alois Wohlfahrt
Alois Wohlfahrt
 |  aktualisiert: 29.03.2021 10:50 Uhr

„Ach Gott, im Baugebiet geht's weiter, es werden die ersten Fundamente gegraben“ _ da lag die junge Frau am Stadtrand von Hofheim nur halb richtig mit ihrer Einschätzung. Ja, die Löcher, die dort im geplanten neuen Baugebiet an der Lendershäuser Straße zu sehen sind, waren für eine Art Fundamente. Allerdings ist das schon eine Weile her. Rund ein Jahrtausend. Es sind die Relikte aus Hofheims Vergangenheit. Freigelegt wurden sie in den vergangenen Wochen.

Eines voraus: Hofheims Geschichte muss wohl erst einmal nicht umgeschrieben werden. Trotzdem ist ein Blick in die Vergangenheit allemal so interessant, dass jetzt bei einer Vorstellung der Grabungsstätte, zu der der Verein Frohsinn eingeladen hatte, weit mehr und nicht nur Vereinsmitglieder, sehen wollten, was da der Untergrund an Geschichte zu bieten hat.

Dunkle Verfärbungen

Und das ist erst einmal für ungeübte Augen unspektakulär. Übersät ist die freigelegte Fläche mit viereckig ausgehobenen Löchern. Das einzig auffällige: dunkle Verfärbungen des Bodens an den kleinen Gruben. Pfostenlöcher sind dies, berichtete Grabungsleiterin Johanna Ney vom Bamberger archäologischen Grabungsunternehmen Scherbaum Archäologische Dokumentation den Besuchern. Wo die Erde so dunkel verfärbt ist, standen einmal Pfosten von Gebäuden. Und diese Pfosten lassen einen Blick in die Vergangenheit zu. Denn: wurden die Pfosten entfernt, wanderte in die Löcher auch allerhand Zeugnisse der jeweiligen Zeit. Scherben von Gefäßen zum Beispiel, oder Tierknochen.

Auffallend wenig Funde

Auffällig in diesem Bereich, so Ney: es gab auffallend wenig dieser Funde, „dass es so wenig gibt ist unüblich“, Nur wenige Scherbenfragmente wurden gefunden. Und die stammen ersten Einschätzungen nach wohl aus der Zeit um das 11. Jahrhundert. Aber auch solche Ergebnisse geben Raum zur Deutung: die Pfostenlöcher könnten zu einem Gebäude gehört haben, das nicht als Wohnraum diente, sondern eher vielleicht eine Scheune war. Und das vielleicht gar am Rande einer mittelalterlichen Siedlung. Hatte man ursprünglich noch gedacht, dort vielleicht noch Relikte aus der Urnenfelder Zeit, also aus der Zeit zwischen 1300 und 800 v. Chr. zu finden, haben dies die Grabungen nicht bestätigt.

In der Mitte archäologisch bedeutsamer Gebiete

Warum dort überhaupt nach den Spuren der Vergangenheit gesucht wurde, machte Ney deutlich: das Gebiet liegt in der Mitte von drei archäologisch bedeutsamen Gebieten. Unter anderem dem Spielberg.

Fotoserie

Angestoßen wurden die Ausgrabungen durch das Landesamt für Denkmalschutz, als einem Träger öffentlicher Belange, im Rahmen der Aufstellung des Bebauungsplans für das neue Baugebiet. Inzwischen sind die Arbeiten beendet und das Bebauungsplan-Verfahren kann weitergehen, berichten Hofheims Bürgermeister Wolfgang Borst und Geschäftsleiter der Verwaltungsgemeinschaft Hofheim, Andreas Dellert. Kosten: im fünfstelligen Bereich. Umgehen könne man solche Untersuchungen nicht, so Dellert, sie seien gesetzlich vorgeschrieben.

Strafbar wäre es gar, so Grabungsleiterin Ney beim Termin mit dem Verein Frohsinn, wenn entsprechende Funde nicht gemeldet würden. Zumal es immer schade sei, „wenn Geschichte verloren geht“.

Gefreut hatte es bei diesem Besuch auf der Grabungsstätte auf jeden Fall Ernst Lauerbach, dass die Funde gezeigt hätten, dass in diesem Bereich eine frühgeschichtliche Besiedelung gab. Lauerbach beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit Bodendenkmälern in der Umgebung.

170 Pfostenlöcher gegraben

Und er zollt den drei Mitarbeitern der Grabungsfirma, Johanna und Wolfram Ney sowie Matthias Petri Respekt. Denn die hatten ihre Suche nach Spuren der Hofheimer Vergangenheit in nicht nur bei sengender Hitze, sondern auch im steinharten Boden voranbringen müssen. Rund 170 solcher Pfostenlöcher wurden untersucht, so Johanna Ney. Gewürdigt wurde die Arbeit und Neys Erläuterungen auch vom Verein Frohsinn, von Andreas Städler, mit einem Geschenk.

Wie berichtet, zeichnet sich nun auch ab, wann in diesem Bereich Fundamente der Neuzeit errichtet werden können: der Bebauungsplan wird derzeit vorangetrieben, Andreas Dellert schätzt, dass im kommenden späten Frühjahr die Baugenehmigungen vorliegen könnten.

Grabungsleiterin Johanna Ney zeigt einen der Funde, eine Gefäß-Scherbe.
Foto: Alois Wohlfahrt | Grabungsleiterin Johanna Ney zeigt einen der Funde, eine Gefäß-Scherbe.
 
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