Rosl, hast scho ghört, mitn Ebelsbacher Schloss geht's aufwärts."

"Ach, Lubber" - mein Lieblingsnachbar orakelt heute wieder -, "abwärts konnte es ja nicht mehr gehen."

"Reschpeckt, Rosl, sonst bin ich des Schandmaul."

"Offenbar hast Du schon auf mich abgefärbt. Aber was bringt Dich zu Deinem Optimismus in Sachen Schloss?"

"Also, ich hab da in der Zeitung geläsn, dass der Bürgermeister a Idee hätt. Die Ruine dürfert auf gar kenn Fall für immer so a Schandfleck bleibm."

"Das fällt ihnen aber früh ein. Schließlich ist der Schuppen ja schon vor zwölf Jahren abgebrannt. Und inzwischen nicht besser geworden."

"Da hast net ganz Unrecht. Allerdings war des alles aweng seltsam. Ich wääß nuch, wie bekannt worn is, dass in denna Trümmer a verbrennter Rolls-Royce steht. So a Kutschn kriegt mer bei uns derhämm normalerweis seltn zu Gsicht, aber ausgebrennt eher goar net. Bevor des alt Gerütsch runnergebrennt war, hast in Ebelsbach den Intimbesitzer..."

"...Du meinst Interims-..."

"...mirwecher, obwohl intim passert aa, der war ja aa a Modl. Aber egal, der is immer im feinsten Zwirn mit zwää so Schauhünd durchs Kaff gschlappt. Irchndwenn hat er scheins amal gemerkt, dass er des Milliönla eichentlich gar net ghat hat, was er für den Schuppn an den verarmten Adel abgedrückt hat. Schließlich hat er ja in Köln sogar vo Hartz vier gelebt, wofür na der Richter verknackt hat. Jedenfalls hat er gar net lang drüber nachdenk könn, dass er des Schloss vielleicht besser net gekäfft hätt, zack, da war's scho runnergebrennt."

"War das nicht sogar Brandstiftung?"

"Freilich. An drei Stellen is gleichzeitig des Feuerla ausgebrochn. Und es is nie aufgeklärt worn. Aber der Versicherung hat des gelangt, dassa nix bezahlt hat. Der vermittellost Besitzer hat ja alles versücht, dass er wengstens für sei englischa Luxusdrümmer noch a poar zigtausend Euro kriegt. Aber nix wars. Die Ruine hat einer Firma vo ihm gekört und die war aber aa pleite." 

"Und der dann Ex-Besitzer?"

"Der hat in Arm- und Demut am Strand vo Malle für RTL Schneckn samml müss. Dafür war des Schloss jetzt ganz ohne Besitzer und hat außerdem mehr Schulden aufm Gebälk ghat als wie a  balkanesischer Straßenköter Flöh."

"Das ist jetzt aber geklärt?"

"Der Liquidator hat a Einsehn ghat und des Gerütsch an die Gemeinde Ebelsbach verscherblt."

"Und die hat es jetzt am Hals?"

"Naja, leicht hatses damit net. So zwanzig bis dreißig Milliönli musst scho neisteck, bevorst wieder was raushol kannst. Dem Bürgermäster würd ja a Mischung aus Altenpflege, Kinnergardn und Veranstaltungsbühne vorschweb."

"Sicher keine schlechte Idee."

"Stimmt. Ich hab da erst vor a poar Wochen a Reportasche im ,Tagesspiegel' geläsn unter dem Titel ,Das Milliardengeschäft Altenpflege - Heime als Gewinnmaschinen für Konzerne und Investoren'. Des wär ja genau des, was des Ebelsbacher Schloss jetzt bräuchert. Außerdem will der Bürgermäster vorsichtig sei, schließlich ist Ebelsbach ja ein ,gebranntes Kind'. Er muss halt aufpass, dass net wieder eener mit an Rolls vors Schloss rollt..."