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Limbach
Gedenkfeier für Sternenkinder in Limbach: Jedes verstorbene Kind ist ein verlorener Ton in der Melodie des Lebens
Sternenkindergruppe der Malteser Haßberge traf sich mit Pfarrerin Sarah Schimmel und Diakon Joachim Stapf, um ihrer Verstorbenen zu gedenken.
Das Vorbereitungsteam für die 'Sternenkindergruppe ' der Malteser mit Diakon Joachim Stapf (rechts) und Pfarrerin Sarah Schimmel (vorne).
Foto: Günther Geiling | Das Vorbereitungsteam für die "Sternenkindergruppe " der Malteser mit Diakon Joachim Stapf (rechts) und Pfarrerin Sarah Schimmel (vorne).
Günther Geiling
 |  aktualisiert: 16.12.2024 02:30 Uhr

Alljährlich im Dezember lädt die "Sternenkindergruppe der Malteser Haßberge" zu einer Gedenkfeier für alle Eltern ein, die vor, während oder kurz nach der Geburt ein Kind verloren haben. Am Sonntag fand diese Feier in der Ortskirche von Limbach statt, wo eine Kerze für diese Kinder leuchtete.  Die kleinen verstorbenen Menschen wurden auch mit einer Melodie im Herzen verglichen, bei der ein Ton fehle.

Für jedes Kind eine Kerze

Koordinatorin Claudia Stadelmann hieß die Eltern und weitere Familienangehörige namens der Vorbereitungsgruppe herzlich willkommen. Man wolle das "kurze Leben" der Kinder nicht vergessen und ihnen eine Zeit der Erinnerung schenken. "Jede angezündete Kerze und jede Note wird ein Lichtzeichen und ein fliegender bunter Hoffnungston für ein Kind sein."

Diakon Joachim Stapf betonte eingangs, dass Gott auch denen nahe sei, die zerbrochenen Herzens sind. "Sie sind heute schweren Herzens hierher gekommen und wagen es, Ihre Trauer und Verzweiflung sichtbar zu zeigen und mit anderen auszuhalten", sagte Stapf zu den Besucherinnen und Besuchern.  Die evangelische Pfarrerin Sarah Schimmel meinte, dass manche sich vielleicht von Gott enttäuscht fühlten, aber sicher sein könnten, dass Gott ihren Schmerz kenne, weil er bis ins Herz sehe, tiefer als es Menschen könnten. Er könne die Trauer zwar nicht einfach wegnehmen, aber doch verändern. Sein Sohn selbst sei gestorben, Gott habe ihn auferweckt, und seither erscheine der Tod in einem anderen Licht.

An der Klagemauer konnte man Zettel mit Anliegen einstecken.
Foto: Günther Geiling | An der Klagemauer konnte man Zettel mit Anliegen einstecken.

Um die Osterkerze konnten die Angehörigen dann die Kerzen aufstellen und den Namen ihrer Kinder nennen, bevor sie an verschiedenen Stationen ihre Gefühle ausdrücken durften und dort von anderen Menschen begleitet wurden. Alle Menschen bräuchten einen Ort, an dem sie sich aussprechen und etwas los werden könnten. Für Juden sei dies eine Klagemauer gewesen; und eine Art Klagemauer war auch in Limbach aufgebaut, wo die Teilnehmenden ihr Leid aufschreiben und zwischen die Ziegelsteine stecken konnten. An anderen Stationen konnten die Mütter und Väter eine Note oder einen Ton zu einer Melodie aufhängen und sich den Segen Gottes zusprechen lassen.

Immer wieder wurden diese traurigen und berührenden Momente mit Liedern und Melodien auf einem besonseren Musikinstrument, einem Hang, und einer Gitarre begleitet. Dabei zog sich der Gedanke durch, dass erst viele Töne zusammen eine Melodie oder ein Lied entstehen lassen. Jeder Ton leiste seinen ganz eigenen Beitrag zur Melodie. Doch wenn auch nur ein einziger Ton herausfalle, entstehe augenblicklich eine andere Melodie. Es fehle dieser spezielle Ton. 

Ein Pausenzeichen als Moment des Innehaltens

Die anderen Töne, die auf ein Zusammenspiel mit dem fehlenden Ton abgestimmt sind, müssten sich nun an eine leere Stelle in der Notenzeile gewöhnen. Es gebe auch keinen Ersatz für diesen Ton, zogen Joachim Stapf und Sarah Schimmel den Vergleich zu den verstorbenen Kindern. An seiner Stelle stehe einfach nichts. Das gefallen den anderen Tönen nicht; und so setzten die Anwesenden  ein Pausenzeichen an die Stelle des verlorenen Tons, ein Denkmal gewissermaßen. Nun sei das Lied ein anderes, aber wenn man sich damit ein wenig vertraut gemacht habe, klinge die Melodie des Liedes wieder schön.

Im Vertrauen auf Gott sprachen die Anwesenden dann Fürbitten im Bewusstsein, dass Trauer kein Zustand des Augenblicks sei, sondern ein lebenslanger Prozess. Dennoch hofften sie, in diesem finsteren Loch Licht und die Perspektive auf Hoffnung zu erhalten.

 
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