Am 7. September wurde es bekannt. Jürgen Stahl, Inhaber des weithin bekannten Eberner Gasthofes "Frankenstuben" mit drei Sterne-Hotelausstattung im Landhausstil postete, dass sein À-la-carte-Speiselokal ab 20. Oktober aufgrund anhaltenden Personalmangels geschlossen ist. Allerdings stehen die Frankenstuben für besondere Anlässe, Feierlichkeiten, Übernachtungen inclusive Frühstück weiter offen.
Diese Ankündigung schlug in Ebern wie eine Bombe ein, löste in sozialen Medien großes Bedauern aus. "Es ist unendlich schade, dass ihr euer Restaurant nicht weiter wie bisher offen halten könnt. Danke für jede Mahlzeit, die wir bei euch genießen durften, danke für eure Gastfreundschaft", war zum Beispiel in den Kommentaren zu lesen. Die Redaktion hat beim Inhaber nach den Gründen für die Veränderung nachgefragt.
Das Gasthaus gibt es seit 1970
Jürgen Stahl und seine Frau Doris sind beide 55 Jahre alt, geheiratet haben sie im Jahr 2000, die beiden haben drei Töchter. "Unser Gasthaus gibt es seit 1970, es wurde von meinen Eltern Eduard und Maria Stahl gegründet, zunächst bestand es nur aus einem Gastraum", sagt Jürgen Stahl. Als er es im Jahr 1994 übernommen hat, erfolge ein Anbau mit einem großen und kleinen Saal an der Rückseite, Fremdenzimmer wurden gebaut und optimiert.
"Mit Personal war es schon immer schwierig, Corona hat diese Situation extrem verschärft", sagt der Inhaber. Hier will er nicht einmal von Fachpersonal sprechen, was seit jeher schwer zu bekommen war. Auch ungelernte Kräfte für den Servicebereich und Küchenhilfen seien ihm stets willkommen gewesen.
Die Töchter gehen weg zum Studieren
Das Problem sieht er nicht im Lohn für solche Kräfte, sondern in den Arbeitszeiten. "Viele stellen ihre Freizeit in den Vordergrund, Wochenend- und Abendarbeit, wie es in der Gastronomie vorwiegend benötigt wird, ist nicht jedermanns Sache", erzählt Jürgen Stahl. Vor vielen Jahren sei das noch leichter gewesen, ergänzt Ehefrau Doris. "Da hast du noch bei manchen anrufen können und man hat kurzfristig jemanden bekommen, aber heute kannst du das vergessen." Sie und ihr Ehemann erklären, dass sie nur mit Hilfe ihrer drei Kinder den Betrieb aufrecht erhalten konnten. "Jetzt, ab Oktober, sind unsere drei Töchter weg, sie studieren alle und können uns nicht wie bisher unterstützen", erläutert Jürgen Stahl.
Hilfskräfte, so wie sie die Frankenstuben brauchen, seien nicht mehr zu bekommen, Selbst die zurückliegende Kirchweih musste das Gastwirtsehepaar ausschließlich mit der eigenen Familie bestreiten. "Eine vernünftige Vorausplanung ist uns einfach nicht mehr möglich, weil wir nicht sicher sein können, überhaupt jemanden als Hilfskräfte zu finden", sagt Doris Stahl.
Das Gastwirtspaar denkt nicht, dass sich daran in absehbarer Zukunft etwas ändert. Doris Stahl: "Ich denke, dass das Land gastronomisch immer mehr ausbluten wird." Da spielten auch die hohen Energie- und Lebensmittelkosten eine Rolle, sagt Jürgen Stahl. Sollte es nicht bei den sieben Prozent Mehrwertsteuer für Gastrobetriebe bleiben, werde sich die Situation noch verschärfen. Seiner Meinung nach sollten Zuwanderer schneller arbeiten dürfen, was zu einer Erleichterung im Servicebereich führen könnte.
Jedenfalls sei er froh für jeden Gastronom, der durchhält und sein Lokal weiter führen kann. Jürgen und Doris Stahl sagen unisono: "Die Entscheidung, unser Lokal nicht wie bisher weiterzuführen, ist uns unendlich schwer gefallen, aber es ist nicht anders möglich." Auch weil ihre drei Kinder nicht in die Gastronomie wollen, sehen sie keinen Grund, wie bisher weiter zu machen.