
Kreisbrandrat Ralf Dressel, der Einsatzleiter der Feuerwehr vor Ort in der Knetzgauer Klingenstraße, atmete am Dienstag gegen 16 Uhr auf. Alles gelöscht, die Feuerwehr zieht ab, nur noch eine Handvoll Floriansjünger übernimmt die Brandwache. Mehr als ein ganzer Tag war vergangen, seit der Brand am Montagnachmittag in einem Entsorgungsfachbetrieb in der Knetzgauer Klingenstraße ausgebrochen war. Und in dieser Zeit waren fast 350 Einsatzkräfte von Feuerwehr, THW und BRK aus allen Ecken des Landkreises Haßberge im Dauereinsatz.
Gegen 11.30 Uhr waren noch rund 40 Floriansjünger auf dem Gelände des Entsorgungsfachbetriebes aktiv. Insgesamt, schätzt Dressel, dürften es mehr als 280 gewesen sein, die seit Ausbruch des Feuers am Montagnachmittag im Einsatz waren.
Halle ist mittlerweile geräumt
"Mittlerweile ist die Halle komplett leer", berichte der Königsberger, der die Einsatzstelle gegen 1 Uhr in der Nacht zum Dienstag für eine kurze Ruhepause verlassen hat. Als er seinen Dienst deutlich vor 6 Uhr am Dienstag wieder antrat, konnten ihm seine Kollegen vermelden, dass die rund 300 Tonnen Altpapier aus dem Gebäude gebracht und gelöscht sind. Gegen 3 Uhr hatten die Rettungskräfte ihre Radlader abgestellt.
Obwohl es "mittlerweile ruhiger" zugehe, werde der Einsatz mindestens bis in den Nachmittag andauern, mutmaßte Dressel im Gespräch mit dieser Redaktion am Dienstagvormittag. Trotz aller Anstrengungen konnten bis dahin noch nicht alle Brandherde eingedämmt werden, gerade im Bereich Förderbandes und anderer Maschinen entwickeln sich immer wieder Flammen. Erst gegen 16 Uhr war dann auch wirklich alles erledigt.
Klaus Wörner, der stellvertretende Leiter der Integrierten Leitstelle in Schweinfurt, in der die Fäden des Einsatzes zusammenlaufen, rechnet damit, dass die anschließende Brandwache nochmals 24 Stunden in Anspruch nehmen wird. Diesen finalen Part hat, so KBR Dressel, die Freiwillige Feuerwehr Knetzgau übernommen.
Genügend Wasser war auf jeden Fall vorhanden - zumindest für die Feuerwehr. Zwei im Knetzgauer Gewerbegebiet ansässige Firmen zur Getränkeabfüllung mussten ihren Betrieb zwischenzeitlich einstellen, denn ihnen stand im örtlichen Netz nicht mehr genug Wasser zur Verfügung. Das sei der Unternehmensführung aber für einen solchen Fall bekannt und quasi eine übliche Vorgehensweise, stellt KBR Dressel klar. Ab Dienstagmorgen konnten die Erfrischungsgetränke aber wieder produziert werden.

Ihre eigene Wasserversorgung - insgesamt waren es rund drei Millionen Liter - stellte die Feuerwehr unter anderem mit der "Dispogruppe Wasserförderung" sicher. Die ist eigentlich im Raum Ebern, also im nördlichen Kreisgebiet, stationiert und wurde dennoch nach Knetzgau gerufen - zum einen wegen ihrer Ausstattung, die es ermöglicht hatte, eine zweieinhalb Kilometer lange Schlauchleitung bis in den Main zu legen. Und zum anderen, um die Einsatzbereitschaft sicherzustellen, betont Ralf Dressel. Er sieht sich in einem solchen Fall Vorwürfen ausgesetzt, dass beispielsweise die Wehrleute aus Pfarrweisach oder Ebern anrücken, während näher gelegene Floriansjünger nicht alarmiert werden. Das mache aber durchaus Sinn, erklärt er. Passiert zeitgleich mit einem Großeinsatz ein Unfall - wie am Montagabend auf der Maintalautobahn -, müsse ja auch genügend und schnell verfügbares Personal parat stehen.
Dressel erklärte gegenüber dieser Redaktion auch den Grund für die anfangs schwarze Rauchwolke, die am Montag im Maintal zu sehen war. Das lag, so der Kreisbrandrat, an den brennenden Gummiförderbändern der Papiersortieranlage. Später war der Qualm eher weiß-gräulich - vom brennenden Altpapier.
Essen und Getränke vom Roten Kreuz
Die Mitglieder der 30 Feuerwehren wurden von mehr als 60 überwiegend ehrenamtlichen Mitarbeitern des Bayerisches Roten Kreuzes versorgt. Laut Michael Will, Pressesprecher des BRK im Landkreis Haßberge, standen mehr als 1000 Liter Getränke parat, die zum Teil von Unternehmen vor Ort zur Verfügung gestellt wurden. In der Nacht gab es zur Stärkung warme Würstchen und einen Eintopf, am Morgen belegte Brote. Eine Bäckerei aus dem nördlichen Landkreis lieferte laut Will 300 süße Teilchen. Die Sanitäter blieben sicherheitshalber ebenfalls bis 16 Uhr vor Ort. Sie mussten nicht eingreifen: Es gab keine weiteren Verletzten zu beklagen.
Warum das Feuer am Montag ausbrach, ist weiterhin unklar. Hinweise auf Brandstiftung gibt es keine, berichtet Björn Schmitt, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Unterfranken. Ins Detail konnte er gegenüber dieser Redaktion noch nicht gehen, denn erst, wenn das letzte Glutnest gelöscht ist, können die Brandermittler der Kripo Schweinfurt ihre Arbeit vernünftig aufnehmen. Erste Sondierungen ergaben aber einen enormen Schaden. Es sei nicht auszuschließen, dass dieser in die Millionenhöhe geht. Zumindest in Teilen konnten die Mitarbeiter des Entsorgungsfachbetriebs am Dienstag wieder ihre Arbeit aufnehmen.