Eine verhexte Weihnachtsfeier entpuppte sich kürzlich für die Stettfelder Freilichtbühne als Riesenerfolg: Angetreten waren ihre Akteurinnen und Akteure mit ihrem Stück "Kasperl und die verhexte Weihnachtsfeier" beim Gesamtfränkischen Theatertag der Arbeitsgemeinschaft Mundarttheater Franken in Salz in der Rhön. Sie führten ihr "lebendiges Kasperltheater" dort auf und erhielten im Gegenzug eine Bronzestatue überreicht: das Theaterpärla, welches die Gruppe erhält, die "mit ihrer Präsentation am meisten beeindruckt hat."
Im Interview sprechen Regisseurin Maria Egglseder (66) und Autor Christian Ziegler (43) unter anderem darüber, wie sie die Preisverleihung erlebt haben, wie ihre Stücke entstehen und wie es gelingt, Menschen für das Theaterspielen zu begeistern.
Maria Egglseder: Es war sehr emotional, weil wir gar nicht damit gerechnet haben.
Christian Ziegler: Ja. Wir waren mit unserem "Kinderstück" so ganz neben dem Üblichen – Brandner Kaspar oder Martin Walser zum Beispiel. (Anmerkung der Redaktion: Tatsächlich ist "Kasperl und die verhexte Weihnachtsfeier" kein reines Kinderstück, sondern auch für Erwachsene gedacht)
Egglseder: Für mich ist als Regie wichtig, dass einfach jeder Schauspielende sein Können einbringen kann. Ich versuche es schon zu lenken, aber wenn jemand etwas nicht so spielen will, dann geht es auch nicht. Für mich ist auch wichtig, dass jeder seine Gedanken zu dem Stück sagen kann. Davon leben unsere Stücke.
Ziegler: Ja, genau, weil wir immer offen sind. Wir suchen und finden den Punkt, wo es heißt, so passt es für jeden.
Egglseder: Ha, genau. Wir sind Verfechter der gelebten Demokratie.
Egglseder: Dass er erstens mal Stücke schreibt, die nicht so dem normalen Theaterklischee entsprechen. Zweitens, dass er die Rollen auf die Schauspieler anpasst. Und drittens, dass er auch nicht aus der Haut fährt, wenn ich sein Stück erst einmal zerreiße.
Ziegler: Maria und ich haben früher immer gemeinsam die Stücke ausgesucht, und uns jedes mal geärgert, dass wir nie Stücke gefunden haben, die zu 100 Prozent zu unserer Gruppe gepasst haben. Dann habe ich vor elf Jahre gesagt: "So jetzt reicht's! Wenn wir schon die Arbeit haben, kann ich es auch selbst schreiben."
Ziegler: Die Stücke werden dauernd irgendwo gespielt, momentan acht Inszenierungen in Deutschland und Österreich.
Egglseder: Nicht nur mit den Stücken gehen wir raus, auch mit den Mitwirkenden: Beim Historienspiel in Zeil und bei der 1000-Jahr-Feier in Viereth haben einige von uns mitgewirkt, und als Theatergruppe sind wir mit unseren Stücken bei den Landesgartenschauen in Würzburg, Bamberg und Bayreuth aufgetreten.
Egglseder: Relativ leicht. Wir haben den Luxus, begeisterte Schauspieler zu haben.
Ziegler: Und auch immer Kinder und Jugendliche, die Spaß am Theater haben.
Egglseder: Was dabei noch wichtig ist: dass wir dann die Jugendlichen auch in die Erwachsenenstücke mit einbauen.
Zielger: oder eingebaut haben.
Egglseder: Aber das ist es nicht allein. Es passt alles gut zusammen: der Gerüstbauer aus der Nachbarschaft, der Bühnenbildner, auch die, die für die Verpflegung zuständig sind. Sie stellen sich auch acht Tage hinaus.
Ziegler: Es geht um Schauspiel, Spontanitätsschulung. Theater ist eine wahnsinnig gute Möglichkeit, im geschützten Raum kreativ zu sein und sich selbst auszuprobieren.
Egglseder: Für unsere Jugendgruppen, die kriegen ein richtig gutes Selbstbewusstsein.
Ziegler: Wir sind beim Theater eine fantastische Gemeinschaft, weil jeder sich so einbringen kann, wie er ist. Da man sich so nimmt, wie man ist.
Ziegler: Also zunächst: Wir haben in der Region eine sehr vielfältige Theaterszene, im gesamten Landkreis. Dieser wünsche ich, dass sie weiterhin so aktiv bleibt, und auch authentisch, und dass sie genügend Nachwuchs ziehen. Ich hoffe, dass die Mundart durch das Theater erhalten bleibt, weil so wichtig ist: Viel vom regionalen Lebensgefühl lässt sich nur im Dialekt ausdrücken. Der Grunddialekt ist immer gleich, doch: Sind es Brödla oder Brödlich?
Egglseder: Ein Stück in Neubrunn klingt ganz anders als in Sand. Für unsere Stettfelder Gruppe wünsche ich mir, dass wir die Tradition weiterführen können, die Gemeinschaft so gut bleibt und unsere Jugend voll mit einsteigt.
Ziegler: So wie sie es macht.
Egglseder: Und dass unserem Christian die Ideen nicht ausgehen.
Wer das preisgekrönte Stück selbst sehen möchte, hat am Sonntag, 24. November, in der Turnhalle der ehemaligen Grundschule in Stettfeld die Gelegenheit dazu. Es gibt drei Aufführungen hintereinander: um 13, 14.15 und 15.30 Uhr. Weitere Aufführungen finden am 15. Dezember im Rudolf-Winkler-Haus in Zeil um 13, 15 und 17 Uhr statt. Der Eintritt ist an beiden Spielorten frei.