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KÖNIGSBERG
Feuerwehrmann Fabian Blümmert läuft gegen den Krebs
Michael Mößlein
 |  aktualisiert: 27.04.2023 05:40 Uhr

Manche Streckenläufer suchen ihre Grenzen, den persönlichen Kick. Andere kämpfen mit dem Laufen gegen überzählige Pfunde. Wieder andere stellen in Laufschuhen und trendigem Outfit vor allem ihr Ego zur Schau. Fabian Blümmert hat mit all dem nichts am Hut. Wenn der 24-Jährige aus Königsberg in kompletter Feuerwehrmontur und mit Pressluftatmer auf dem Rücken an Wettläufen teilnimmt, dann rennt er aus einem einzigen Grund: für den guten Zweck.

Genauer gesagt ist er für die Gruppe „Laufen gegen den Krebs“ auf den Beinen. In dieser Gruppe organisieren sich Feuerwehrleute aus ganz Deutschland, die mit ihrer Teilnahme an Benefiz- und sonstigen Läufen in der ganzen Republik Spenden eintreiben möchten zugunsten der Stiftung Deutsche Krebshilfe.

Erster Lauf im vergangenen Jahr

Blümmert ist seit fünf Jahren in der Freiwilligen Feuerwehr Königsberg aktiv. Das Lauf-Fieber hat ihn erst vor gut einem Jahr gepackt. Bei der Feuerwehrdeutschlandtour 2016, die auch in Pfarrweisach Station machte, kam er erstmals mit der Idee in Berührung, über Spendenläufe Geld für die Krebsforschung und die Unterstützung von Krebspatienten zu sammeln. Er lief einen sieben Kilometer langen Streckenabschnitt mit – und damit war's, so könnte man es ausdrücken, um ihn geschehen.

Denn seitdem kommt er an manchen Wochenenden aus den Feuerwehrklamotten fast nicht mehr heraus. Es gab Wochenenden in diesem Jahr, an denen startete er an zwei oder gar drei Läufen. Deutschlandweit waren es gut 20, an denen er im zu Ende gehenden Jahr teilnahm. Anfang November erst startete er in Aidhausen beim Ottmar-Schneider-Gedächtnislauf zugunsten des herzkranken Mädchens Milena. Im Sommer war auch in Goßmannsdorf beim Spendenlauf für den querschnittsgelähmten Sebastian Dünninger

dabei, den Fabian persönlich kennt. Für 3. Dezember steht in seinem Kalender noch der St.-Pauli-X-Mass-Run in Hamburg, an dessen letztjähriger Auflage rund 1600 Läufer in weihnachtlichem Outfit teilnahmen.

Pressluftatmer auf dem Rücken

Egal wo Fabian Blümmert in Feuerwehrmontur mitläuft: Er erregt Aufsehen, nicht für sich, sondern für die Sache, für die er sich engagiert, so hofft er. Oft ist er nicht allein am Start, sondern es nehmen weitere Feuerwehrfrauen und -männer der Gruppe „Laufen gegen den Krebs“ teil. Mit dem geschulterten fast zwölf Kilo schweren Pressluftatmer auf dem Rücken, der Einsatzjacke und -hose sowie dem Helm auf dem Kopf trägt Blümmert an die 25 Kilo zusätzlich mit sich herum, schätzt er. Allein deshalb fallen er und seine Gleichgesinnten Kollegen aus dem Schema X des Wettkampf-Läufers heraus.

Die zusätzliche Belastung des Körpers durch das Extragewicht und den Hitzestau unter der dicken Einsatzkleidung nehmen Blümmert und seine Mitstreiter bewusst auf sich, wie er erklärt. „Dies soll symbolisch auf den beschwerlichen und kräftezehrenden Weg der Krebs erkrankten Menschen aufmerksam machen“, beschreibt er es. Die Botschaft scheint anzukommen, denn wenn die Feuerwehr-Läufer die Zuschauer an der Laufstrecke passieren, brandet der Applaus oft besonders energisch auf, berichtet der Königsberger, der als Elektroniker für Automatisierungstechnik in seinem Berufsleben mit Sport nicht viel zu tun hat.

Auch mit dem Training übertreibt er es nicht. Zweimal pro Woche geht er laufen – oft im kompletten Feuerwehroutfit, manchmal sogar mit Atemschutzmaske, wie er meint. Auch hier zieht er Aufmerksamkeit auf sich. „Manche Autofahrer hupen, wenn sie an mir vorbeifahren“, berichtet er, nicht, weil sie ihn aus dem Weg haben möchten, sondern zur Aufmunterung. Egal, ob Wettlauf oder Training, auf dem Rückenschild seiner Einsatzjacke steht für jeden zu lesen, weshalb er unterwegs ist: „Laufen gegen den krebs – Firefighter Team Königsberg“.

„Team“ steht dort deshalb zu lesen, weil Blümmert nicht der einzige Laufbegeisterte in der Königsberger Feuerwehr ist. Neben ihm gibt es drei weitere Kollegen. Laut Blümmert sind sie gerade dabei, sich als Mannschaft zu etablieren, die künftig womöglich zusammen an Läufen teilnimmt. Derzeit ist er im Landkreis Haßberge noch der Einzige in der Gruppe „Laufen gegen den Krebs“.

Höhepunkt seiner bisherigen Läufe war der Frankfurt Marathon Ende Oktober. Dort startete er als Schlussläufer einer Staffel und empfand das Gefühl, vor der Großstadtkulisse an Zuschauermassen vorbeizulaufen, die die Läufer animierten, als „absolut geil“. Dies möchte er auf jeden Fall wiederholen. Auch an sogenannten Treppenläufen möchte er verstärkt teilnehmen. In diesem Jahr startete er an einem Treppenlauf in Münster, wo er in einem 18-stöckigen Hochhaus die Stufen hinauf hetzte. Solche Wettbewerbe gibt es auch in Berlin, Köln, Düsseldorf und weiteren Städten. „Das ist noch viel anstrengender als das normale Laufen“, sagt Blümmert. Es gibt sogar Treppenlauf-Wettbewerbe, bei denen die Teilnehmer nicht nur in Feuerwehrmontur starten, sondern auch mit angelegter Atemschutzmaske.

Dann bekommen sie ihre Luft zum Atmen aus den Pressluftflaschen auf ihrem Rücken, was eine zusätzliche Strapaze darstellt.

Halbmarathon als Ziel

Im kommenden Jahr möchte Blümmert, der bislang meistens gut zehn Kilometer läuft, nicht nur möglichst einen Halbmarathon (gut 21 Kilometer) laufen, sondern noch etwas Neues testen: einen 24-Stunden-Wandermarsch. Da kommt es weniger aufs Tempo an, als noch mehr aufs Durchhaltevermögen. Einen solchen Marsch über 100 Kilometer hat er schon im Blick. Dieser ist im Landkreis Gotha. Und auch hier geht es dem jungen Königsberger nicht ums eigene Vergnügen, denn der Erlös des Laufes geht an die Initiative Paulinchen, die brandverletzte Kinder unterstützt.

Guter Zweck hin oder her – warum macht er das alles? Auf diese Frage hat Blümmert eine bescheidene Antwort parat: „Ich war schon immer der Typ, der gerne hilft.“ Deshalb ist er wohl auch bei der Feuerwehr und letztlich über diese beim Laufen gelandet.

Sponsoren gesucht

Was er von sich aus gar nicht erwähnt: Er investiert für sein wohltätiges Hobby und für seine Lobby-Arbeit für die Interessen von Kranken und Hilfsbedürftigen nicht nur sehr viel Zeit, sondern auch eigenes Geld. Das Sponsoring von Firmen hält sich in Grenzen, weshalb er seine Ausrüstung größtenteils selbst gekauft hat. Und die Fahrtkosten, um zu den Wettläufen zu gelangen, zahlt er ebenfalls aus eigener Tasche. Vielleicht finden sich hier ja noch ein paar Unterstützer, hofft er.

Wer die Idee mit Fabian Blümmert „Laufen gegen den Krebs“ unterstützen möchte: Bei der Kreissparkasse Köln gibt es ein Spendenkonto der Stiftung Deutsche Krebshilfe, IBAN: DE65 3705 0299 0000 9191 91, Verwendungszweck: 49005773.

 
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