
Die GUT hat sich den Kampf gegen den Klimawandel auf die Fahnen geschrieben. Die Abkürzung GUT steht für "Gesellschaft zur Umsetzung erneuerbarer Technologieprojekte", und genau das ist auch der Ansatz der am Landratsamt Haßberge beheimateten GmbH: Sie treibt den Ausbau von Wind- und Sonnenenergie voran. Doch eine E-Mail, die diese Redaktion erreicht hat, lässt aufhorchen: Unterstützt die GUT neuerdings auch den Bau neuer Kernreaktoren? Dieser Eindruck könnte zumindest durch eine Pressemitteilung entstehen, die einen Vortrag in Ebelsbach ankündigt.
Versendet hat diese eine Firma mit dem Namen Diamond Business mit Sitz in Eltmann. Dort ist zunächst zu lesen, dass der Bergbauingenieur und "Experte für kerntechnische Endlagerung und Energie" Volker Eyssen am Samstag, 25. Januar, über den "Dual-Fluid-Reaktor" referieren wird – ein sogenanntes "Kernkraftwerk der 4. Generation". Dieser Reaktor wird als "Zukunftstechnologie" beschrieben, "die das Potenzial hat, die Energieversorgung grundlegend zu revolutionieren". Eyssen sei von einem Veranstalter namens "Mainloft.Events" eingeladen worden.
Zwei völlig konträre Ansätze: GUT will Bürgerbeteiligung
Dann folgt der Absatz, in dem die GUT erwähnt wird. Dort heißt es: "Die Arbeit der GUT Haßberge verdeutlicht, wie lokale Initiativen und moderne Technologien wie der Dual-Fluid-Reaktor Hand in Hand gehen können, um die Energiewende voranzutreiben."
Doch die GUT hat mit dem angekündigten Vortrag nichts zu tun. Deren Geschäftsführer Marco Siller bezeichnet die Erwähnung seiner Gesellschaft in der Ankündigung als "dreist". "Die machen Werbung mit uns, ohne dass wir davon wissen", sagt er.
Auch mit dem Dual-Fluid-Reaktor habe die Gesellschaft nichts zu tun. "Wir verfolgen ein dezentrales Konzept", erklärt Siller, "ein bürgerliches und kommunales Konzept". Sprich: An den Anlagen der GUT können sich Bürgerinnen und Bürger beteiligen, indem sie Anteile als Geldanlage erwerben. "Das geht mit Wind und Sonne", sagt der GUT-Chef. Mit einem Kernreaktor wäre so etwas aber kaum möglich, meint er. "Das sind zwei völlig konträre Ansätze", sagt er. "Das hat nichts mit dem zu tun, was wir machen."
Falscher Eindruck einer Zusammenarbeit war nicht beabsichtigt
Und was sagt der Veranstalter des Vortrags dazu? Reiner Dümpert, Gründer und vertretungsberechtigter Gesellschafter von Diamond Business, ist auch der Mann hinter dem Veranstaltungsort "Mainloft" – einer Halle, die seinem Unternehmen "Ceratonia" gehört und die er für Privatveranstaltungen wie Hochzeiten oder Geburtstage vermiete. Der Vortrag zum Dual-Fluid-Reaktor sei nun die erste öffentliche Veranstaltung, zu der er dort selbst einlade.
Auf Anfrage dieser Redaktion betont er, es sei nie seine Absicht gewesen, den falschen Anschein zu erwecken, dass eine Zusammenarbeit mit der GUT bestehe. Er habe in seiner Ankündigung nur erwähnen wollen, was in der Region bereits für den Klimaschutz getan werde und sei bei Recherchen im Internet auf die GUT gestoßen. "Die haben zur CO₂-Reduzierung beigetragen, was ja sehr löblich ist", sagt er. So habe er es als Zeichen der Anerkennung dieser Leistungen betrachtet, dass er sie in seinem Text erwähnt hatte.
ChatGPT als Formulierungshilfe
Dass er dadurch den falschen Eindruck einer Zusammenarbeit erweckt habe, sei "so nicht beabsichtigt" gewesen. Dümpert räumt ein, dass die Erwähnung der GUT in der Pressemitteilung, bei der er auch die künstliche Intelligenz ChatGPT als Formulierungshilfe genutzt habe, ein Fehler gewesen sei. Als Motivation, den Referenten Volker Eyssen einzuladen, nennt er sein Interesse an Innovation. "Ich glaube, moderne Technologien brauchen mehr Aufmerksamkeit."
Ob der Dual-Fluid-Reaktor die Lösung für die Energieversorgung der Zukunft sei, wisse er selbst nicht, hoffe aber, durch die Veranstaltung mehr zu erfahren, sagt Dümpert und betont: "Ich hoffe auf einen Diskurs."
Referent Volker Eyssen, der 2022 für die Partei "Die Basis" für den niedersächsischen Landtag kandidiert hatte, berichtet auf Anfrage dieser Redaktion, er beschäftige sich seit den 90er Jahren mit Energie und Ressourcen. Er habe Kontakt zu Professoren und habe auch schon gemeinsam mit den Patentinhabern Vorträge über den Dual-Fluid-Reaktor gehalten. Dass er als Bergbauingenieur kein studierter Kernphysiker sei, sei dabei vielleicht sogar ein Vorteil, meint er: "Ich kann es anschaulich erklären."
Neue Generation der Kernreaktoren: Hoffnungsträger oder nur heiße Luft?
Befürworterinnen und Befürworter versprechen sich von der neuen Generation von Kernreaktoren, zu der auch der Dual-Fluid-Reaktor gehört, unter anderem eine Minimierung von radioaktiven Abfällen. Referent Volker Eyssen sagt, im Vergleich zu herkömmlichen Atomkraftwerken könne so die Zeit der Endlagerung, in der das Material sicher verwahrt werden muss, von mehreren hunderttausend auf wenige hundert Jahre verkürzt werden.
Das Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung (BASE) verweist dagegen auf seiner Internetseite darauf, dass auch beim Dual-Fluid-Reaktor Chlor-36 entstehen könne – ein radioaktiver Stoff mit einer Halbwertszeit von gut 300.000 Jahren. Außerdem sei eine Wiederaufbereitung radioaktiven Materials nötig, die mit hohen Umweltbelastungen verbunden sei.
Klimawandel: Keine Zeit für Jahrzehnte der Entwicklung
"Verglichen mit anderen alternativen Reaktorkonzepten befindet sich der Dual-Fluid-Reaktor in einem sehr früheren Entwicklungsstadium", heißt es auf der Seite des BASE. Genau das ist laut GUT-Chef Marco Siller das Problem, unabhängig davon, ob man moderne Kernkraftwerke grundsätzlich befürworte oder ablehne: Der Klimaschutz müsse jetzt angegangen werden, da könne man nicht auf Technologien setzen, die noch Jahrzehnte der Entwicklung brauchen, bevor sie einsatzbereit sind.
Der Vortrag zum Dual-Fluid-Reaktor findet am Samstag, 25. Januar, um 18 Uhr bei "Mainloft.Events", an der Lohwiese 29, 97500 Ebelsbach statt. Der Veranstalter bittet um Voranmeldung unter Tel.: (0171) 7303307
Erst in der Entwicklung, kostet noch Milliarden an Steuergeldern und dann kommt eine überteuerte Grundlast heraus die gar nicht gebraucht wird. Weiterer Atommüll für Millionen von Jahren bei einer Halbwertzeit von 300.000 Jahren. In der Konsequenz: Unwirtschaftlich, Gefährlich, teuer!
Schon jetzt müssen die Langzeitzwischenlager massiv ausgebaut werden um sie Sicherheitstechnisch (Kriegstüchtig werden) auf Stand zu bringen. Ein Endlager ist nicht in Sicht.
Aber vielleicht steckt ja was ganz anderes dahinter: Ohne Kernkraft keine Plutonium, ohne Plutonium keine Atomwaffen.
Abschalten und Rückbau aller Atomanlagen, inc. der Brennelementefabrik in Lingen. Die wird übrigens immer noch mit Uran aus Russland betrieben und es besteht eine Zusammenarbeit mit dem russischen Atomkonzern Rosatom. Dieser will dort in die Brennelemente Produktion einsteigen.