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UNTERSCHLEICHACH
Fall Janina: Nachbar unter Mordverdacht
Fall Janina: Festnahme       -  Unterschleichach: Blumen und Kerzen erinnern an die elfjährige Janina. Der mutmaßliche Schütze wurde jetzt festgenommen.
Foto: News5 (dpa) | Unterschleichach: Blumen und Kerzen erinnern an die elfjährige Janina. Der mutmaßliche Schütze wurde jetzt festgenommen.
Michael Mößlein
 |  aktualisiert: 22.06.2022 09:31 Uhr

Polizei und Staatsanwaltschaft werfen im Fall der tödlich von einem Kleinkaliber-Projektil getroffenen Janina einem am Dienstag festgenommenen 53-jährigen Mann vor, das Mädchen ermordet zu haben. Der Mann, ein unmittelbarer Nachbar des Anwesens in Unterschleichach (Lkr. Haßberge), vor dem die Elfjährige an Neujahr gegen 1 Uhr am Kopf verletzt worden war, hat laut Leitendem Oberstaatsanwalt Erik Ohlenschlager drei bis vier Schüsse aus einem Revolver, Kaliber 22, bewusst auf die Personengruppe abgegeben, in der sich Janina aufhielt.

Untersuchungshaft
Die Polizei nahm den 53-Jährigen am Dienstagnachmittag nach der Durchsuchung seines Hauses an dessen Arbeitsstelle fest. Er war als Kraftfahrer der Justizvollzugsanstalt Ebrach (Lkr. Bamberg) beschäftigt, berichtete Ohlenschlager während einer Pressekonferenz am Mittwoch im Bamberger Justizzentrum. Seit Mittwochmorgen sitzt der Mann in Untersuchungshaft. Bereits in seiner ersten Vernehmung durch Schweinfurter Kripo-Beamte habe der Festgenommene gestanden, zur Tatzeit geschossen zu haben. Er bestreite allerdings, bewusst auf Menschen gezielt zu haben. Bei seiner Festnahme habe der Verdächtige „sichtbar erleichtert gewirkt“, sagte Christopher Rosenbusch, Sprecher der Bamberger Staatsanwaltschaft. „Er stand unter Druck.“

Den Tatablauf schilderte der Leitende Oberstaatsanwalt wie folgt: Der getrennt von seiner Familie lebende Verdächtige war am Silvesterabend zuhause in Unterschleichach auf der Couch eingeschlafen und gegen 1 Uhr durch den Lärm von Böllern aufgewacht. Darüber verärgert ging er in den Keller, holte einen Kleinkaliberrevolver und schoss vom Garten aus mehrmals in flachem Winkel auf Menschen, die vor dem Nachbarhaus standen und die er wohl für den Lärm verantwortlich machte. Einfluss auf die Tat dürfte laut Ohlenschlager auch der Umstand gespielt haben, dass der 53-Jährige eigenen Angaben nach mit seinem Leben, das von der Trennung von seiner Familie sowie von körperlichen, psychischen und wohl auch finanziellen Belastungen geprägt war, unzufrieden ist.

Die Polizei ist dem Verdächtigen auf die Spur gekommen, weil sich sein Alibi für die Tatnacht als falsch erwiesen habe. Die Angaben des Mannes, wann er sich wo aufgehalten hat, stimmten nicht mit Aussagen anderer Befragter überein, erklärte Kriminaldirektor Armin Kühnert. Die Polizei hatte Kühnert zufolge „fast alle Einwohner“ Unterschleichachs befragt.

Zudem hatte die Polizei, wie berichtet, bereits an Neujahr im 400-Seelen-Ort alle gut 60 dort registrierten Kleinkaliberwaffen sichergestellt, darunter die beiden des Verdächtigen. Dieser besaß darüber hinaus als früheres Mitglied eines Schützenvereins laut Ohlenschlager legal zwei weitere Schusswaffen.

Polizei erhält 500 Spuren
Nach Aufrufen zur Mithilfe sind bei der Polizei circa 60 Hinweise aus der Bevölkerung eingegangen sowie über 100 Bilder und Videos aus der Tatnacht, berichtete Kathrin Thamm, Pressesprecherin des Polizeipräsidiums Unterfranken. Sie dankte der Bevölkerung für die vielen Hinweise, die 500 Spuren ergeben hätten, die die 50-köpfige Sonderkommission der Polizei weiter auswertet.

Noch nicht abgeschlossen ist die ballistische Untersuchung des Revolvers, mit dem der Mann geschossen hat. Doch dieser sei „als Tatwaffe geeignet“, sagte Ohlenschlager. Keine Angaben machte er zur Distanz zwischen dem Schützen und dem tödlich getroffenen Kind. Ein psychiatrisches Gutachten des Verdächtigen, der bereits in psychiatrischer Behandlung gewesen sein soll, ist in Auftrag gegeben, sagte der Leitende Oberstaatsanwalt.

 
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  • D. R.
    Was mir nur mal wieder auffällt: Ein Großteil der Amokläufer/Täter, die in den zurückliegenden Jahren Tötungsdelikte begingen, sind Mitglieder im Schützenverein oder waren es zumindest mal. Dies zieht sich in der letzten Jahren wie ein roter Faden durch. Dort lernen sie die Handhabe und den Umgang mit Waffen um diese dann irgendwann tödlich einzusetzen. Zudem kommen sie über diese Mitgliedschaft "legal" an scharfen Waffen ran. Hier wird es Zeit, dass endlich konsequent der Hebel angesetzt wird!
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  • t. l.
    schlimm genug dass augenscheinlich zu viele potentiell tödliche Waffen in Umlauf sind - aber dass eine Waffe beim Täter "als früheres Mitglied eines Schützenvereins" - der latut Bericht außerdem psychisch in Behandlung war - noch legal ist, wirft doch Fragen nach politischem Handlungsbedarf auf!!
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  • P. M.
    .... nichts bringt das Kind wieder zurück. Egal ob 10 oder 20 Jahre. Die Eltern werden jeden Tag an ihren Verlust denken.
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    Wenn der vermutliche Täter sich einen Wahlverteidiger leisten kann, wird der es möglicherweise schaffen dass der Mordvorwurf fallengelassen wird. Wird ihm allerdings (vom Gericht) ein Pflichtverteidiger zugeordnet. Der hat dann (das Gericht bezahlt die Anwälte die solche Jobs übernehmen schlecht) kaum Interesse alles für seinen Klienten herauszuholen. Ich verfolge seit Jahren Strafgerichtsprozesse inBayern und Baden Württemberg. Ich erlebe Mitglieder der organisierten Kriminalität die mehrfach äußerst brutale Strafverbrechenbegehen sich aber eine ganze Armeen von gut bezahlten Strafverteidiger leisten können. Die kommen dann oft mit relativ glimpflichen Strafen davon. Straffällige die auf einen Pflichtverteidiger angewiesen sind haben dagegen schlechte Karten. In diesem Fall wird sich der vermutliche Täter auch keinen Wahlverteidiger leisten können. Deshalb wird ihn vermutlich die ganze Härte des Gesetzes treffen.
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  • P. K.
    in diesem Fall auf einen unmotivierten Pflichtverteidiger.
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  • M. G.
    Ich schließe aus dieser Aussage:
    Sie befürworten daß reiche Menschen, die Kinder erschießen, niedrigere Strafen bekommen als ärmere Menschen, die Kinder erschießen.
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  • Veraltete Benutzerkennung
    Nach dem Motto die Großen lassen wir laufen, die Kleinen hängen wir? Die noch viel gefährlichen, weil permanent gewalttätigen Schwerverbrecher werden sich freuen.
    Der Tod der kleinen Janine ist durch nichts zu rechtfertigen, aber müssen wir nicht auch darauf achten, dass an alle Verbrechen derselbe Maßstab gelegt wird?
    So schlimm die Tat ist, brauchen wir nicht einen Strafvollzug der sowohl Opfern als auch Tätern und der Gesellschaft gerecht wird ? Mit einem einfachen Wegsperren ist es nicht getan.
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  • A. H.
    Das Posting verstößt gegen unsere Netiquette und wurde daher gesperrt.
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  • P. K.
    schießt auf eine Menschengruppe und bestreitet auf Menschen gezielt zu haben. Dass der Typ einen an der Waffel hat, das glaub ich gern.
    Wie aber kann es sein, dass so ein Mensch, der schon in psychiatrischer Behandlung ist, ganz legal eine tödliche Waffe besitzt?
    Das kann doch nicht normal sein!
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