
Eigentlich wollte sich Lukas Bates aus Haßfurt nur ein Eishockeyspiel in Nürnberg ansehen. Als in der Spielpause Mitglieder der Deutschen Stammzellspenderdatei (DSD) durch das Publikum laufen und um neue Spenderinnen und Spender werben, macht der 31-Jährige ganz spontan mit. Er lässt sich registrieren, gibt eine Speichelprobe ab. Und denkt danach nicht mehr groß darüber nach.
Bis ihm eineinhalb Jahre später eine E-Mail ins Postfach flattert. Er komme als potenzieller Spender infrage, hieß es in der Nachricht. "Da war ich komplett baff", berichtet Bates im Gespräch mit der Redaktion. "Ich habe mich aber gefreut, dass ich gebraucht werde."
Heilung oft nur durch Stammzellspende möglich
Denn Spenderinnen und Spender wie Bates braucht es dringend. Jedes Jahr erkranken Menschen an bösartigen Blutkrankheiten, wie beispielsweise Leukämie, die oftmals nur durch eine Stammzellspende geheilt werden können.
Bates bekam ein Paket mit dem nötigen Material für eine Blutabnahme, die er dann beim Hausarzt durchführen ließ. Einige Zeit, nachdem er die Probe eingesandt hatte, kam dann die Info: Bates komme infrage. Der Haßfurter kam danach in die engere Auswahl. Eine weitere Blutprobe folgte – und ihm wurde mitgeteilt, dass er sich am besten als Spender eigne.
Keine Bedenken vor der Operation
Anfang Dezember letzten Jahres folgte eine Voruntersuchung in Gauting bei München, bei der Bates über die möglichen Risiken und Nebenwirkungen der Operation aufgeklärt wurde. Denn anders als die meisten Stammzellspenderinnen und -spender sollte er kein Blut spenden, sondern Knochenmark. Das sei für die Patientinnen und Patienten leichter verträglich, besonders für Kinder, so die Begründung.
Kurz vor Weihnachten, am 18. Dezember, war es dann so weit: Die Operation in Gauting stand an. "Ich war schon etwas nervös, aber Bedenken hatte ich keine", erinnert sich der 31-Jährige. Am Tag zuvor erfolgte noch ein kurzer Gesundheitscheck und dann hieß es zwölf Stunden nüchtern bleiben. Nachdem Bates in Vollnarkose gelegt wurde, habe man ihm mit einer Nadel 800 Milliliter Knochenmarkflüssigkeit von seinem Beckenkamm entnommen.
Nicht schwer heben und keinen Sport treiben
Noch am selben Tag sollte er wieder Treppensteigen und sich bewegen, um die starken Muskelschmerzen zu verringern, erzählt er. "Der Aufwand und die Schmerzen sind sehr gering im Vergleich zu dem, was der Patient und die Angehörigen durchmachen müssen", ist sich Bates sicher.
Tags darauf folgte die Nachuntersuchung, bei der er darauf hingewiesen wurde, sich die nächste Zeit zu schonen: Zwei Wochen nicht arbeiten und auf keinen Fall schwer heben, vier Wochen lang keinen Sport treiben. Nach wie vor hatte er Schmerzen im Rücken, "aber es war auszuhalten", so der 31-Jährige. Bates arbeitet als Straßenwärter bei der Stadt Haßfurt und ist sehr dankbar, dass er sich dafür freinehmen durfte.
Spender und Empfänger bleiben anonym
72 Stunden nach dem Eingriff habe der Patient oder die Patientin dann das Knochenmark erhalten. "Es war das größte Weihnachtsgeschenk, das ich geben konnte", findet Bates. Für wen die Spende bestimmt war, weiß er nicht. Denn wer spendet, der darf aufgrund der Anonymitätsfrist zwei Jahre lang keinen persönlichen Kontakt zum Empfänger oder zur Empfängerin aufbauen.
Nach dieser Zeit möchte Bates jedoch gerne persönlichen Kontakt zum Patienten oder zur Patientin herstellen, er darf auch bereits anonym und unpersönlich mit der Person über die DSD schreiben. Er vermutet, dass ein Kind sein Knochenmark bekommen hat.
Meistens werde man erst so richtig auf das Thema aufmerksam, wenn ein eigenes Familienmitglied erkrankt und man selbst auf einen Spender hofft. Denn nur in 30 Prozent der Fälle findet sich jemand aus der eigenen Familie als passender Spender, was zum einen an der begrenzten Familiengröße läge, zum anderen daran, dass die Gewebemerkmale fast identisch sein müssen.
Bates ist dankbar für die Unterstützung seiner Familie und seiner Freundin. "Ich bin nun viel lebensfroher und schätze es mehr, gesund zu sein", sagt Bates. Doch so viel Glück, wie die Person, die Bates Spende empfangen hat, hat nicht jeder. Noch immer finde jeder zehnte Betroffene in Deutschland keine passende Spenderin oder Spender, teilt die Deutsche Knochenmarkspenderdatei (DKMS) auf ihrer Website mit.
Man sollte besser darüber informiert werden, zum Beispiel durch Vorträge, wünscht sich Bates deshalb. Und auch, dass sich noch mehr Menschen registrieren lassen. Er selbst habe schon seine Bekannten darauf angesprochen und habe einen Arbeitskollegen zur Anmeldung überzeugen können. "Jeder sollte den Schritt zur Anmeldung in Erwägung ziehen. Es gibt nichts Schöneres, als einem Menschen so einfach das Leben zu retten." Darum könne sich Bates auch eine weitere Spende vorstellen, falls nötig auch eine Stammzellspende für denselben Empfänger.