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Haßfurt
"Eine eigene Praxis war immer mein Traum": Sham Alshamy eröffnet Hausarztpraxis in Haßfurt
Seit Anfang des Jahres hat die Praxis von Alshamy für Patientinnen und Patienten geöffnet. Warum sich der Arzt für den Standort Haßfurt entschieden hat.
Hausarzt Sham Alshamy im Sprechzimmer seiner Praxis in Haßfurt. Zu Jahresbeginn hat er diese in der Kreisstadt eröffnet.
Foto: Naomi Petsch | Hausarzt Sham Alshamy im Sprechzimmer seiner Praxis in Haßfurt. Zu Jahresbeginn hat er diese in der Kreisstadt eröffnet.
Naomi Petsch
 |  aktualisiert: 06.02.2025 02:40 Uhr

Ein volles Wartezimmer und ein ebenso voller Terminkalender – das ist Alltag in vielen Arztpraxen, nicht nur im Landkreis Haßberge. Oft nehmen Hausärztinnen und Hausärzte angesichts der ohnehin schon hohen Auslastung auch gar keine neuen Patientinnen und Patienten mehr auf. Die Suche nach einem Hausarzt kann so mitunter zur einer echten Odyssee werden.

In Haßfurt gibt es in puncto hausärztliche Versorgung jetzt allerdings eine erfreuliche Nachricht: Zu Jahresbeginn hat der Mediziner Sham Alshamy dort eine Hausarztpraxis eröffnet. Etwa 400 Menschen seien bereits vorab angemeldet gewesen, berichtet der Arzt. Er nehme aber auch noch weitere Patientinnen und Patienten an, ergänzt er.

Als Gastarzt kam Alshamy 2010 aus Syrien nach Deutschland

Nach seiner Promotion am Universitätsklinikum Aleppo in Syrien und einer Weiterbildung in Allgemeinchirurgie kam Alshamy 2010 als Gastarzt nach Deutschland, wie er berichtet. Er arbeitete anschließend als Assistenzarzt in der Chirurgie und ließ sich ab 2018, unter anderem an den Haßberg-Kliniken, zum Facharzt für Allgemeinmedizin ausbilden.

Der neu gestaltete Empfangsbereich der Hausarztpraxis ist die erste Anlaufstelle für Patientinnen und Patienten.
Foto: Naomi Petsch | Der neu gestaltete Empfangsbereich der Hausarztpraxis ist die erste Anlaufstelle für Patientinnen und Patienten.

"Eine eigene Praxis war immer mein Traum", sagt der 45-Jährige. Nachdem in der Kreisstadt zuletzt mit Roland Leitgeb ein Facharzt für Allgemeinmedizin in den Ruhestand gegangen war, standen die Praxisräume in der Brüder-Becker-Straße zwei Jahre lang leer, bis Alshamy sie im vergangenen Jahr für seine Praxis übernahm. Es sei eine harte Zeit gewesen, da jedes Gerät eine Genehmigung benötige und er keine finanzielle Unterstützung erhalten habe, da der Landkreis in Sachen Hausärzte rein statistisch gesehen nicht unterversorgt sei.

Die Arbeit als Hausarzt sei viel persönlicher als die im Krankenhaus, sagt Alshamy. Man habe eine bessere Bindung zu den Patientinnen und Patienten und mehr Zeit, sie zu behandeln. Einige Patientinnen und Patienten aus Haßfurt kenne er bereits von seiner Arbeit in den Haßberg-Kliniken und auch aus seinem privaten Umfeld. Daher sei der Standort in der Kreisstadt ideal gewesen.

"Ich diene diesem Land und diesem Ort mit Freude"

Alshamy sagt: "Ich diene diesem Land und diesem Ort mit Freude." Besonders, wenn er sehe, wie die Patientinnen und Patienten sich über die neue Praxis freuen. Gerade für Ältere sei es wichtig, einen Hausarzt in ihrem Wohnort zu haben, da viele kein Auto mehr fahren könnten. Oft wollten sie reden und bräuchten jemanden, der ihnen zuhöre. Das offene Gespräch sei sehr wichtig, um ihnen ihre Diagnose und deren Folgen verständlich zu erklären. Dadurch könne man ihnen die Angst nehmen. "Es ist sehr wertvoll, wenn man sieht, dass die Angst weg ist", sagt der Arzt.

Der 45-Jährige will in Zukunft noch eine Prüfung zum Notarzt absolvieren. Notfall-Medizin gefalle ihm besonders, sagt er. Priorität habe jetzt jedoch erstmal die Praxis. Die Startphase sei aktuell noch sehr zeitaufwendig, teilweise arbeite er bis 0 Uhr. Seine Mitarbeiterinnen würden ihm jedoch sehr helfen. Insbesondere seine Frau, selbst Intensivkrankenschwester, sei ihm eine große Unterstützung.

"Die Praxis war sehr notwendig hier", ist Alshamy überzeugt. Bereits bei seinem Bereitschaftsdienst im Krankenhaus habe er mitbekommen, dass viele Haßfurterinnen und Haßfurter keinen Hausarzt hätten. Auch von seinen aktuellen Patientinnen und Patienten hätten viele seit der Schließung der Praxis vor zwei Jahren keinen neuen Hausarzt gefunden, der sie aufnimmt. Dadurch hätten sich einige Krankheiten verschlimmert oder seien einfach nicht diagnostiziert worden.

Dabei gehe es manchmal um Leben und Tod, sagt Alshamy. Er ergänzt, dass die Zusammenarbeit mit dem Krankenhaus sehr wichtig sei, da bei größeren Erkrankungen auch die entsprechende medizinische Ausstattung benötigt werde. Der Hausarzt steht nach eigenen Angaben in engem Kontakt mit dem MVZ Schweinfurt. Es sei ein Geben und Nehmen, sagt er zur Neueröffnung seiner Hausarztpraxis in Haßfurt: "Ich habe Patienten gebraucht, sie haben einen Arzt gebraucht."

Die Sprechstunden der Praxis sind unter der Woche von 8 bis 12 Uhr, mittwochs und freitags bis 13 Uhr. Außerdem ist die Praxis montags, dienstags und donnerstags jeweils noch einmal nachmittags ab 15 Uhr geöffnet. An Dienstagen und Donnerstagen wird ab 17.30 Uhr eigens eine Stunde für Menschen, die bis spät arbeiten, angeboten. Außerdem gibt es an jedem Tag eine Stunde, die speziell für akute Notfälle freigehalten wird.

 
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Kommentare
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  • Gabi Hofmann
    Daß sehe ich genauso!
    Es wollen so viele Menschen arbeiten, und sehen auch in unserem Land ihre Chance
    Ich freue mich über "ausländische" Ärzte, da sie oftmals noch sehr offen und positiv eingestellt sind, und gegenüber Patienten, so erlebe ich es oft, nochmal viel emathischer sind

    Herr Alshamy Ihnen wünsche ich für Ihren beruflichen Werdegang ALLES Gute!
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  • Manuela Weißmann
    Wie schön, hier mal eine andere Geschichte über „die Asylanten“ zu lesen. Wir brauchen solche Menschen wie Herrn Alshamy, für den die eigene Hausarztpraxis ein Traum ist, der bis spät in die Nacht dafür arbeitet und sogar zukünftig Sprechstunden bietet in den Abendstunden, während die wenigen deutschen Mediziner, die bereit sind für hausärztliche Versorgung nur noch in großen MVZs tätig sein wollen im Angestelltenverhältnis: null Risiko, feste Vergütung und Arbeitszeit, die dem Woke „work-life-Balance“ gerecht wird. Ihnen ein großes Dankeschön für Ihr Engagement für ein Land, das es Ihnen nicht gerade leicht macht, Herr Alshamy!
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