In ihrem Biergeschmack sind Patrick Hörner, Patrick Rädlein und Andreas Engmann wählerisch. Die Ansprüche an den Gerstensaft, der es verdient, ihre durstigen Kehlen hinabzufließen, sind hoch. Deshalb entschied sich das Trio – alle aus der Rebellenhochburg Ermershausen stammend – ein eigenes Bier zu brauen. Es fing klassisch mit einem Einkochtopf an, erzählt Patrick Hörner. Das nötige Equipment liehen sich Hörner und Engmann von einem Kumpel.
Die Quadratur des Kreises: fränkisch-bodenständiges Helles mit Craft-Beer-Aroma
Und siehe da: es schmeckte. Patrick Rädlein, der in Ibind die dortige Wirtstochter heiratete, stieß als Techniker hinzu. Das Nachbrauen von fertigen Rezepten langweilte die drei Bierliebhaber bald. Sie entschieden sich zu experimentieren und ein neues Bier zu kreieren. Ein Helles mit fruchtigem Craft-Beer-Aroma sollte es sein – gleichzeitig aber fränkisch-bodenständig, quasi die Quadratur des Kreises. Der Name war schnell gefunden. „Rebell Hell“ sollte die neue Kreation heißen, eine Anlehnung an die gemeinsame Heimat des Trios.
Perfekte Kühlung im alten Felsenkeller
Das Bier sollte zudem untergärig sein, weshalb es auf acht Grad gekühlt werden musste. Zum Glück wurde bis in die 1950-er Jahre im Gasthaus Rädlein in Ibind Bier gebraut und im dazugehörigen Felsenkeller gekühlt. Dort konnte nun das „Rebell Hell“ im neu gekauften 150-Liter-Topf reifen. Doch der erste Sud mundete noch nicht so richtig. „Wir mussten vier bis fünf Mal am Rezept feilen, bis es fertig war“, sagt Hörner. Das erste selbstgebraute Bier wurde nach der Selbstverkostung an Freunde verschenkt, bei denen es gut ankam. Das Interesse stieg und die drei Freunde entschieden sich dazu, ihr Bier auch offiziell zu verkaufen.
Die Hofheimer Brauerei Raab hilft
Doch wie sollte die große Nachfrage befriedigt werden? Sollte man größeres Equipment kaufen? Oder gar eine alte Brauerei? Eine „treudoofe“ Anfrage bei der Brauerei Raab in Hofheim brachte die Lösung. Braumeister Michael Raab fungierte als „Lohnbrauer“, der für die drei Hobby-Brauer 3000 Liter der Eigenkreation braute. Die Zutaten, wie Hefe, Hopfen und Malz, bezogen die Ermershäuser über die Brauerei. Dabei gingen sie auch ein Risiko ein. Schmeckte das im großen Stil gebraute Bier genauso wie aus dem kleinen 150-Liter-Topf? Es tat es. Und es schmeckte nicht nur den drei Hobby-Brauern, sondern auch den Kunden.
Mit 19,95 Euro pro Kasten keinesfalls ein Schnäppchen
Innerhalb einer Woche waren die 3000 Liter – immerhin 300 Kästen – Bier ausverkauft. Und das, obwohl der Kasten mit einem Preis von 19,50 Euro wohl teurer ist als jeder Kasten im Supermarkt. Hinzu kamen zehn Euro Pfand pro Kasten, da die üblichen 3,50 Euro den Materialwert nicht decken. Doch das schreckte anscheinend nicht ab. „Wir haben nicht gedacht, dass die uns das Zeug so aus den Händen reißen“, meint Engmann.
Werbung machte das Trio per WhatsApp und Probe-Trinken im Sportheim Ermershausen, wo 100 Liter Bier auf Spendenbasis angeboten wurden. „Viele waren danach heiß drauf. Es hat sich herumgesprochen“, sagt Hörner. Außerdem bauten sie die Webseite „ermetzer.de“, über die sie ihr Bier anpreisen, Geschichten darum erzählen und Merchandising-Produkte verkaufen.
Weitere 3000 Liter sind mittlerweile gebraut und warten auf die Abfüllung. Es wird wieder ein „Rebell Hell“. Auch ein Pils und ein Kellerbier wurden bereits kreiert, allerdings nur im 150-Liter-Kessel. Erhältlich ist das Bier in der Getränkehandlung Ulla Hauck in Ermershausen oder direkt bei den „Bierrebellen“ per E-Mail unter info@ermetzer.de. Auch als Faßbier als Keg-Fass oder mit bayerischem Anstich ist es zu kaufen.