Das geplante Heizungsgesetz erhitzt seit Monaten bundesweit die Gemüter. In dessen Schatten sorgt eine artverwandte Vorschrift in Unterfrankens Wirtschaft für Ärger: das Energieeffizienzgesetz (EnEfG). Ein Beispiel aus Haßfurt zeigt, dass der gute Wille des Staates wie eine Bremse wirken kann.
Was Nachhaltigkeit und Umwelt angeht, gilt Christian Hastedt als alter Hase. Denn seit 20 Jahren ist der 58-Jährige bei der Maintal Konfitüren GmbH in Haßfurt für solche Themen zuständig. Das neue Gesetz aus der Schublade von Bundesklimaminister Robert Habeck (Grüne) findet Hastedt "wirklich super-gut". Aber nur im Grundsatz.
Denn der Betriebsleiter rechnet nun mit einem quälenden Plus an Bürokratie. "Ich befürchte, dass da ein hoher Arbeitsaufwand auf uns zukommt", sagt Hastedt und meint damit vor allem unzählige neue Dokumente rund um den Energieverbrauch des Unternehmens. Die Arbeit mit solchen Daten werde im Vergleich zur bisherigen Vorgehensweise wahrscheinlich um die Hälfte zunehmen.
Maintal Konfitüren: Noch unklar, wie viel das alles kostet
Damit nicht genug: Hastedt geht davon aus, dass wegen dieses Mehraufwands mehr Personal gebunden werde und dass damit die Kosten nach oben gehen. Das alles sei zwar im Moment noch "schwierig zu schätzen", doch "eine stetige Erhöhung der fixen Kosten" sei zu erwarten.
Kein gutes Haar am EnEfG lässt Hauptgeschäftsführer Sascha Genders von der Industrie- und Handelskammer (IHK) Würzburg-Schweinfurt. Die neuen Regeln wirkten wie eine Bremse für die regionale Wirtschaft, teilte er bereits Anfang Mai mit, nachdem der Gesetzentwurf gerade vom Bundeskabinett für gut befunden worden war.
Erinnerungen an DDR-Planwirtschaft
"Im schlimmsten Fall könnte es passieren, dass die Produktion gedrosselt oder ganz heruntergefahren werden muss", befürchtete Genders. "Das erinnert an die DDR-Planwirtschaft."
Mehr Bürokratie, steigende Kosten – immerhin hat Betriebsleiter Hastedt eine gute Nachricht für die Kundschaft von Maintal Konfitüren: "Unsere Produkte werden dadurch nicht teurer werden." Viele Einzelheiten des EnEfG seien ihm allerdings noch nicht klar. Da hoffe er auf Weiterbildungen zum Beispiel durch die IHK.
Dass Klarheit fehlt und das EnEfG den Dschungel an Vorschriften noch undurchdringlicher macht, bestätigt IHK-Umweltexpertin Jacqueline Escher. "Es wird für Unternehmen immer schwieriger, den Überblick zu behalten".
Hinzu komme, dass externe Fachleute für die durch das EnEfG vorgeschriebenen Umweltaudits hinten und vorne fehlten. "Vor einem halben Jahr wird man zurzeit keine bekommen", meint Escher. Es könne durchaus sein, dass Betriebe deswegen Fristen versäumen.
Ein Problem, das vom Heizungsgesetz bekannt ist: Es muss in diesem Land an zigtausenden Heizungen was getan werden, doch Handwerker dafür sind rar.
Umweltgedanke bei Maintal Konfitüren jetzt schon ausgeprägt
Denkt Betriebsleiter Hastedt an das EnEfG, runzelt er auch in anderer Hinsicht die Stirn. Denn sein Unternehmen mit rund 90 Beschäftigten kümmere sich schon seit Jahren um umweltgerechte Produktion. So hat Maintal Konfitüren seit 2016 ein zertifiziertes Nachhaltigkeitsmanagementsystem.
Außerdem sind laut Hastedt schon 2008 an vielen Maschinen Extrazähler für Strom und Wasser installiert worden, um den Verbrauch genauer als üblich auswerten zu können. Als Öko-Beitrag versteht der 58-Jährige auch die Photovoltaikanlage auf dem Firmendach sowie eine Gasturbine im Betrieb, die wie ein Blockheizkraftwerk Strom und nutzbare Abwärme erzeugt.
Komplizierte Berechnung notwendig
Das alles sei bislang selbstverständlicher Teil des Alltags gewesen, so Hastedt. Nun rücke das EnEfG in den Vordergrund, im Unternehmen "nach Quellen der Energieverschwendung zu suchen" – und sie umfangreich zu dokumentieren. Wird ein Mangel entdeckt, löse das eine komplizierte Berechnung aus.
Zum Beispiel: Will Maintal Konfitüren Heißwasserrohre besser dämmen, muss erst die Wirtschaftlichkeit dieser Investition ermittelt werden. Dem liegt die Norm DIN EN 17463 zugrunde, in Fachkreisen auch bekannt unter dem Kunstwort "Valeri".
Maintal Konfitüren: Teure Beratung notwendig
Diese Wirtschaftlichkeitsberechnung besagt, dass Unternehmen ab einem bestimmten Energieverbrauch jene Sparmaßnahmen, die in einem Energie- oder Umweltmanagementsystem identifiziert werden, umsetzen sollen. Bedingung: Sie müssen sich nach der Hälfte der Nutzungsdauer rechnen.
Dieses Regelwerk ist so komplex, dass sich dazu bereits Fachagenturen mit Seminaren auf dem Markt tummeln. Auch Hastedt sieht sich trotz seiner jahrelangen Erfahrung überfordert: "Manches kann ich nicht mehr selber machen". Eine teure Beratung müsse also her.
Der Verbraucher muss es halt alles nur noch bezahlen können.
Man sollte die Kirche im Dorf lassen. Und im Nachsatz "Viele Einzelheiten des EnEfG seien ihm allerdings noch nicht klar"
Es gab für jeden Pups eine BI dagegen!
Und außerdem wollte jeder alles möglichst billig und noch billiger haben!
Es gab für jeden Pups eine BI dagegen!
Und außerdem wollte jeder alles möglichst billig und noch billiger haben!
Dank EU-Binnenmarkt auch keinerlei Zollprobleme. Win-Win.
Regionalität (mit Kunden und Lieferanten) verschieben Sie einfach mal so?
Aber schön zu hören, daß Sie ein Fan der EU sind und nichts von einem Dexit halten.