
Die "Wallburg-Realschule" befindet sich gerade auf dem Weg, als erste Schule im Landkreis Haßberge "Klimaschule" zu werden. Die ersten wichtigen Schritte hat die Schule bereits hinter sich gebracht. In einer Auftaktveranstaltung wurden nun Schüler und Eltern am Donnerstag darüber informiert, was sich hinter dem Siegel "Klimaschule" verbirgt. Der Jesuitenpater und Sozialethiker Dr. Jörg Alt unterstrich die Forderung, dass man nun vom Wissen ins Handeln kommen müsse. "Das Problem ist ernst und wir haben keine Zeit mehr!"
Schulleiterin Manuela Küfner erinnerte an Greta Thunberg, die 2018 das erste Mal vor dem schwedischen Reichstagsgebäude anstatt in der Schule saß. "Ihr Verhalten war der Startschuss für die `Fridays for Future´-Bewegung." Sie sei auch mit ihrem tapferen Verhalten der "Zündfunke für eine weltweite Bewegung gewesen, die sich mit der Umweltproblematik auseinandersetzt."

An der "Wallburg-Realschule" sind laut Küfner in den letzten Jahren viele Aktionen zum Thema Umweltschutz durchgeführt worden, so dass man jährlich als "Umweltschule in Europa" ausgezeichnet wurde. Sie nannte dabei das gesunde Pausenbrot, gebaute Nistkästen, Umwelttag statt Wandertag, strikte Mülltrennung, Wasserspender, Müllsammelaktionen, Fahrradtag und vieles mehr. "Klimaschule Bayerns zu werden ist kein einfacher Schritt. Viele Hürden müssen genommen werden, die ganze Schulfamilie muss zusammenhelfen, um den CO2-Fussabdruck der Schule auf Null zu bringen."
Die stellvertretende Schulleiterin Tabinda Plischke sprach von der allerhöchsten Zeit, sich in Bewegung zu setzen, um die CO2-Bilanz zu senken. Die Schüler der 9. Klassen hätten sich genau dieses Themas angenommen. So präsentierten sie dann auch ihre Projekte von ökologischer Ernährung mit regionalen und saisonalen Produkten, der Plastikvermeidung im Alltag, dem Unverpackt-Laden oder der Tauschbörse für Kleidung. Eine Klasse setzte sich für eine Photovoltaikanlage auf dem Schuldach ein und bekam dafür vom Landratsamt grünes Licht.
Die Welt scheint aus den Fugen geraten
Laura Henninger vom der Bildungskampagne der Vereinten Nationen für nachhaltige Entwicklung (BNE, Bildung für nachhaltige Entwicklung) sagte: "Unsere Welt scheint aus den Fugen geraten zu sein mit Rekordhitze in Griechenland oder den Regenereignissen in Bayern und dem Saarland. Ich freue mich, dass ihr euch auf den Weg gemacht habt, unserem einzigartigen Planeten lebenswert zu erhalten."
Dass dazu nicht nur Wissen wichtig ist, sondern man ins Handeln kommen müsse, unterstrich mit deutlichen Worten Dr. Jörg Alt, Jesuitenpater und bekannt als Lobbyist für Gottes Schöpfung. Dabei erinnerte er sogar an den Klimaaktivisten Henning Jeschke, der dafür hungerte. "Henning und ich sind gute Freunde, weil wir viel voneinander lernen können. Ich habe von ihm gelernt: Uns rennt die Zeit davon!" Sichtbar werde dies an den Problemen von Dürre, von Feuer oder Windhosen. "Da kommt etwas auf uns zu und wir haben nur noch drei Jahre Zeit", zitierte er den Weltklimarat. "Ab 2025 müssen unsere Treibhausgase anfangen zu sinken, sonst geht es in eine heiße Zukunft!"
Jörg Alt sah aktuell ein sinkendes Klimaengagement nicht nur bei der Jugend. Die Frustration bei der Friday-for-Future-Bewegung wegen ungenügender politisch-gesetzlicher Resonanz sei groß und es gebe Rückschritte in der Klimapolitik, auch durch eine künstlich aufgeheizte Stimmung im Land. "Der Klimawandel spielt nicht mehr die größte Rolle und kommt nach der Friedenssicherung, der Sozialpolitik und Zuwanderung nur noch an 4. Stelle. Auch bei der jungen Generation ist das Klima nicht mehr Thema Nr. 1. Das Abstimmungsverhalten der jungen Generation bei der Europawahl hat mich erschüttert."
Man müsse jedoch den Hebel zur Veränderung umlegen, um die Dinge noch positiv zu beeinflussen. Alt verwies auf die Ernährung: Der Verzehr von Rind- und Schweinefleisch stehe hier an erster Stelle beim CO2-Ausstoß. Deswegen sei es entscheidend, wie man Land- und Forstwirtschaft betreibe. Auch ein Tempolimit auf deutschen Autobahnen würde schon 14 Millionen Tonnen weniger CO2-Ausstoß jährlich bedeuten.

Eine Lösung sah er in weniger Fleisch, dafür mehr Obst und Gemüse. Vegane Produkte müsse man billiger und gesundheitsschädliche Produkte teurer machen. Ebenso verurteilte er die Lebensmittelabfälle, bei denen in Deutschland jährlich 12 Millionen Tonnen weggeworfen würden. "Man könnte viel tun, man tut es aber nicht!" So forderte er ein "Lebensmittelgesetz", das es in anderen Ländern schon gebe.
An die Schüler richtete er seinen Appell: "Es geht um eure Zukunft, liebe Schüler. Deshalb tut etwas!" In einer Diskussionsrunde stellten sich dann Dr. Jürg Alt, Nadine Schubert (Vermeidung Plastikmüll), Alexander Schneider (Ranger Steigerwald), Elisabeth Müller-Förtsch (Weltladen) und Laura Henninger (BNE) den Fragen der Schüler und Eltern. Die Veranstaltung endete mit "come together" bei kaltem und vegetarischem Fingerfood.