
Bevor – wahrscheinlich im frühen 19. Jahrhundert – in Ebern Straßennamen eingeführt wurden, trug das Haus die Nummer 83. Heutzutage ist es postalisch unter der Adresse "Ritter-von-Schmitt-Straße 1" eingeordnet. Vielen Eberner Bürgerinnen und Bürgern ist es als "Xaver-Mayr-Haus" bekannt und vertraut. Seit Donnerstag trägt es nun offiziell und mit kirchlichem Segen den Namen "Ebern-Galerie".
Im Besitz eines Metzgers, dann Textilgeschäft
Kreisheimatpflegerin Christiane Tangermann hatte zu diesem Anlass die verfügbaren geschichtlichen Details zusammengetragen: Erstmals in einer Chronik belegt ist das Haus demnach im Jahr 1816, damals im Besitz des Metzgers Johann Eisfelder. Die Besitzer wechselten mehrfach, bis 1928 Xaver Mayr und seine Frau aus Landsberg am Lech nach Ebern umzogen und begannen, dort ein Textilgeschäft zu führen, das sich mit der Zeit zu einem florierenden Kaufhaus entwickeln sollte.

Henri de Soete, ein Belgier, der 1943 als Zwangsarbeiter nach Ebern gekommen war, heiratete gegen Ende des Krieges in die Familie Mayr ein. Seine Frau verstarb bei der Geburt des ersten Kindes, aber de Soete blieb in Ebern und erbte schließlich das Kaufhaus. Ab den 1950er-Jahren wurden Sortiment und Verkaufsfläche kontinuierlich erweitert, bis Ende der 1990er-Jahre auch in Ebern der mangelnden Nachfrage in diesem Geschäftsbereich Tribut gezollt werden musste. Im Jahr 2000 wurde das Kaufhaus geschlossen und von der Sparkasse übernommen.

2013 gründete der Bürgerverein Ebern die "xaver-mayr-galerie" und begann mit dem Umbau und der Renovierung der ehemaligen Geschäftsräume für Ausstellungszwecke. Von März 2014 bis in das Jahr 2022 zogen 18 Ausstellungen unterschiedlichster Art über 4500 Besucherinnen und Besucher an. Eine respektable Zahl, wenn man bedenkt, dass immer nur an Sonn- und Feiertagen von 14 bis 17 Uhr geöffnet war.
Gut zwei Millionen Euro kostete die Maßnahme
Für 35.000 Euro erwarb die Stadt Ebern das Gebäude schließlich im Juni 2018. Abriss und Neubau kamen aus verschiedenen Gründen nicht in Frage. Auf der Suche nach Fördermitteln stieß die Stadtverwaltung auf das Programm "Wohnraum für anerkannte Flüchtlinge". Mit rund einer Million Euro Festbetragsförderung wurde so bezuschusst, dass neben den künftigen Galerieräumen auch ein Appartement mit 24 und eine Dachgeschosswohnung mit 120 Quadratmetern entstanden.
Mit den Planungsarbeiten wurde das Architekturbüro Dag Schröder aus Schweinfurt beauftragt. Bei der Schadenskartierung stieß man auf "desolate und erschreckende Ergebnisse", so der Architekt in seinem Vortrag. Hinzu kamen "sonstige Durchfeuchtungen" und "Brandschutz war ein Fremdwort". Coronabedingte Preiserhöhungen und andere Schwierigkeiten verlängerten die Bauzeit, sodass Gesamtkosten von 2,023 Millionen Euro zusammenkamen.

Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Entstanden sind "lichtdurchflutete Räume, die sich auf das Wesentliche beschränken, um Raum für kulturelles Leben zu lassen". Architektonische Details wie Jugendstilelemente, der Sandsteinsockel oder die hölzerne Innentreppe konnten erhalten werden.
Ausstellung widmet sich dem Thema Migration
Betreiber der Galerie ist der Bürgerverein. Die Stadt hat zunächst für fünf Jahre einen entsprechenden Mietvertrag mit dem Verein abgeschlossen. Die erste Ausstellung ist im Aufbau und wird am Samstag, 22. Februar, um 15 Uhr eröffnet. Es handelt sich um eine Wanderausstellung des Bezirks Unterfranken zum Thema Migration mit dem Titel "Woher – Wohin? Eine Ausstellung vom Ankommen und Weggehen", die schon in mehreren unterfränkischen Städten zu sehen war.

Der Vorsitzende des Bürgervereins, Stefan Andritschke, schreibt in seiner Ankündigung der Ausstellung: "Unterfranken als bedeutende Handels-, Universitäts-, Kultur-, Industrie- und Grenzregion hat in der Vergangenheit ein hohes Maß an Wanderungsbewegungen erlebt – und einen besonders deutlichen Zugewinn an kulturellen Einflüssen und inspirierendem Austausch."
Die Ausstellung besteht ihm zufolge aus zwei eng miteinander verzahnten Teilen. Das Material des Bezirks Unterfranken zeige beispielhaft Geschichten aus verschiedenen Epochen und mache deutlich, dass Mobilität und Migration seit Jahrhunderten prägende Elemente der Gesellschaft seien.

"Für die Ausstellung haben wir Bürgerinnen und Bürger aus Stadt und Region gebeten, uns ihre Migrationsgeschichten zu erzählen", erklärt Andritschke. "Diese reichen von Flucht und Vertreibung nach dem Zweiten Weltkrieg über Arbeitsmigration in den 1950er- und 1960er-Jahren bis hin zu aktuellen Geschichten von Flüchtlingen, die in Ebern eine neue Heimat gefunden haben." Die Geschichten werden an verschiedenen Hörstationen vermittelt.

Die "Ebern-Galerie" ist immer an Sonn- und Feiertagen von 14 bis 17 Uhr und nach Vereinbarung unter Tel.: (09531) 4756 geöffnet. Mehrere Ausstellungen sind geplant, Vereine und andere Veranstalter können bei der Verwaltungsgemeinschaft Termine buchen. Die Kultur hat in Ebern nun ein weiteres Zuhause.