
Im Taubenschlag in der Haydnstraße in Ebern tummeln sich etliche Vögel. Hier, auf einer Fläche, die etwa der einer mittelgroßen Wohnung entspricht, leben 200 Cauchois-Tauben. Sie gehören dem Eberner Helmut Trinkel. Tiere dieser Rasse begleiten den 77-Jährigen schon seit dem Jahr 1969. Er ist ein erfolgreicher Züchter, der schon viele Preise gewonnen hat.
Die Krönung seiner züchterischen Erfolge war, als er am 8. Dezember 2024 in Leipzig vom Ministerpräsidenten Michael Kretschmer (CDU) die Ehrenurkunde zum "Bundesehrenmeister" des Bundes Deutscher Rassegeflügelzüchter erhalten hat. Das ist die höchste Auszeichnung, die ein Züchter erhalten kann. Aber wie kommt man dazu?
Eine alte französische Rassetaube
Über 40 Jahre war Trinkerl in einem Großbetrieb in Ebern beschäftigt. Er erinnert sich: "Schon als Kind im Alter von zwölf Jahren hatte ich mit Brieftauben eines Onkels aus Coburg zu tun. Die Tiere faszinierten mich schon immer. 1969 habe er sich dann auf dem Taubenmarkt in Ibind ein Pärchen 'Cauchois-Tauben' gekauft. Und dann nahm das Hobby seinen Lauf. "Es wurden immer mehr, derzeit habe ich um die 200."
Die Cauchois – ausgesprochen "Koschwa" – ist eine alte französische Rassetaube. In ihrer heutigen Ausprägung geht ihre Entwicklung zurück auf die Zeiten des Deutsch-Französischen Krieges. Richtig Fuß gefasst hat die Taubenrasse in Deutschland aber erst in den Nachkriegsjahren des Zweiten Weltkrieges. Heute wird sie in 15 Farbschlägen gezüchtet. Leuchtende, satte und reine Farben sind das Aushängeschild der Cauchois. Kaum eine andere Formentaube verfügt über eine solch breite Farbpalette und selten wird der Farbe und Zeichnung ein solch hohes Maß an Aufmerksamkeit zuteil.

Ausstellungen hat Trinkel zunächst im Landkreis und auf Bezirksebene besucht und dort auch seine ersten Erfolge eingeheimst. "Ich wollte mehr und ging fortan auf größere Schauen in Leipzig, Straubing, Nürnberg, Hannover oder Erfurt", sagt Trinkerl. Einige seiner Erfolge: Ehrenmitglied im Cauchois-Club Deutschland 2007, Meister der Bayerischen Rassegeflügelzucht 2008, erfolgreichster Aussteller bei Vergleichsschauen im In- und Ausland.
Heute kann der 77-Jährige auf eine beeindruckende Bilanz zurückblicken: über 200 Höchstnoten, unzählige Ehrenbänder, 30 Deutsche Meistertitel und 32-mal Bayerischer Meister. Mit der Ernennung zum "Bundesehrenmeister" wurde seine jahrzehntelange Arbeit in der Taubenzucht auf besondere Weise gewürdigt.
Mitglied in etlichen Zuchtvereinen
Mitglied ist Trinkerl unter anderem beim Kleintierzuchtverein Reckendorf, bei den Leipziger Rassegeflügelzüchtern, im Nürnberger Taubenclub und beim Rassetaubenclub Franken-Nord. Auch verschiedene Funktionen hat Helmut Trinkerl inne. Er ist zum Beispiel Tauben-Zuchtwart beim Geflügelzuchtverein Ibind und Umgebung in Hofheim.
Seine Ehefrau Rita sagt: "Tauben stehen bei ihm immer an erster Stelle." Helmut Trinkerl grinst bei dieser Aussage, nickt zustimmend. Er sagt, dass er jeden Tag mehrere Stunden bei seinen Tauben sei, was ihm viel Spaß bereite und fährt fort: "Du musst jeden Tag für die Tauben da sein, sonst macht das keinen Sinn." Die Vorbereitungen auf Schauen seien auch sehr arbeitsintensiv. Vierzehn Tage vorher müssten die Tauben in einen Käfig, um sich zu beruhigen, es müsse die Auswahl getroffen werden, welche Tiere präsentiert werden sollen. Und dann müsse er die Tiere zum Transport vorbereiten.

"Ich besuche sechs bis sieben Ausstellungen im Jahr, was doch ein ganz schöner Aufwand für mich ist", sagt Trinkerl. Auf der Homepage des Couchois-Club Deutschland ist zu lesen: "Wenn man über mittlerweile gut 50 Jahre organisierter Cauchoiszucht in Deutschland von einem 'König der Cauchoiszüchter' sprechen wollte, dann wäre das unbestritten unser Züchterfreund Helmut Trinkerl. Er ist mit Abstand der eifrigste und erfolgreichste Züchter und Aussteller und hat seinen Wohnort Ebern im bayerischen Unterfranken zu einem Zentrum der Cauchoiszucht gemacht."
Nach seinen besonderen Glücksmomenten im Züchterleben gefragt gibt Helmut Trinkerl an, dass ihm die jährlichen Sommertagungen und Jungtierschauen des Cauchoisclub immer eine besondere Herzensangelegenheit waren. Er habe seit seinem Beitritt zum Cauchoisclub über all die Jahre bei keiner einzigen dieser Veranstaltungen gefehlt.
Große innere Freude und Genugtuung haben stets die Momente gebracht, wenn im internationalen Vergleich ein Championtitel bei den Cauchois-Europaschauen erreicht werden konnte, wie der 77-Jährige verrät. Die Ernennung zum "Bundesehrenmeister" des Bundes Deutscher Rassegeflügelzüchter setzte dem "König der Cauchoiszüchter" dann die Krone auf.