
Stefan Paulus, Bürgermeister von Knetzgau (Landkreis Haßberge), spricht gerne von der "größten Bürgerinitiative, die Nordbayern je erlebt hat". Über 130 Landkreise und Kommunen am Bayerischen Main mit knapp einer Million Einwohnern haben sich seinerInitiative "geMAINsam"angeschlossen, deren Ziel die Vernetzung und Stärkung aller Akteure an Nordbayerns großer Lebensader ist. So viel Zustimmung findet Paulus überwältigend. Doch jetzt heißt es "Butter bei die Meefischli": Alle Unterzeichner der "geMAINsam"-Resolution, die Ministerpräsident Markus Söder im vergangenen September mit dem Versprechen der Unterstützung entgegennahm, sollen einen finanziellen Beitrag leisten.
Das große Ziel ist eine Koordinierungsstelle
Denn Paulus und seine Mitstreiter haben im September einen Termin bei Minister Thorsten Glauber. An dessen Umweltministerium würde die von der Initiative angestrebte Koordinierungsstelle im Falle des Erfolgs angesiedelt, wie die Staatsregierung die Akteure inzwischen wissen ließ, obwohl es bei "geMAINsam" um alle Aspekte rund um den Fluss, um Freizeit und Erholung ebenso wie um Schifffahrt, Fischfang oder Hochwasserschutz gehen soll.
Am Freitag wurde der Gemeinde Knetzgau von allen Seiten eine "enorme Vorarbeit" für die vor einem Jahr ins Leben gerufene Initiative bescheinigt. Doch bis zur Fahrt nach München sei es dringend angeraten, noch einmal in Vorleistung zu gehen. Das sagte die Unternehmensberaterin Gisela Schenker am Freitag in Bamberg, als sich "geMAINsam" beim 2. Bayerischen Wasserstraßen- und Schifffahrtstag präsentieren durfte. Schenker steht der Initiative beratend zur Seite. Sie empfahl vor rund 80 Vertretern von Kommunen, Behörden und Verbänden, die sich zum Forum speziell zu der Main-Initiative eingefunden hatten, eine renommierte Planungsgruppe zu beauftragen, deren Aufgabe es wäre, die unzähligen Ideen und Aktionen zwischen Bayreuth und Aschaffenburg zu bündeln und Kernthemen herauszuarbeiten. Dann sei es leichter, den Minister zu überzeugen, die Koordinierungsstelle zu schaffen. "Dafür brauchen wir jetzt erst einmal Geld", forderte Schenker und bekam unverzüglich Rückmeldung. Sie seien bereit, sich "mit einem gewissen Betrag zu beteiligen", bekundeten etwa Jürgen Lippert, Bürgermeister von Gemünden, und sein Sander Amtskollege Bernhard Ruß.
500 bis 1000 Euro je Kommune stehen im Raum, sagte Bürgermeister Paulus später zu dieser Redaktion. Das sei für jeden Einzelnen keine große Belastung, aber in der Summe genug für ein Gutachten. Und habe den wichtigen psychologischen Effekt, dass aus der ideellen Unterstützung eine konkrete werde.
Initiative "Unser Neckar" ist Vorbild
Paulus hatte sich eine kompetente Fürsprecherin nach Bamberg geholt: die Forstwissenschaftlerin Sabine Schellberg, die viele Jahre lang die Koordinierungsstelle der 2007 aus der Taufe gehobenen Initiative "Unser Neckar" geleitet hat, die am Umweltministerium in Baden-Württemberg beiheimatet ist. Über 20 große Maßnahmen konnte "Unser Neckar" bislang umsetzen, darunter die Errichtung des Neckarstrandes bei Ladenburg. Schellberg bezeichnete es als fundamental, den Fluss für die Menschen erlebbar und physisch spürbar zu machen, ein weiteres Großprojekt sei demzufolge die Offenlegung des Neckars in Villingen-Schwenningen gewesen. Ihr wichtigster Ratschlag für "geMAINsam", das sich "Unser Neckar" als Vorbild genommen hat: "Ohne starke Kooperationspartner geht nichts."
Dass"geMAINsam" bereits starke Partner hat, von der Uni Würzburg bis zum Flussparadies Franken, von Regionalmanagern bis zu Fischereiverbänden, beweist nicht zuletzt die Tatsache, dass der Deutsche Wasserstraßen- und Schifffahrtsverein Rhein-Main-Donau (DWSV) die Initiative nach Bamberg eingeladen hatte. DWSV-Vorsitzender Michael Fraas sprach am Freitag "von einem wichtigen Partner", da die Initiative den Main und seine Anrainer ins Blickfeld der Öffentlichkeit und Politik rücken wolle. Dass Fraas die Bedeutung der Kooperation herausstellte, bedeutet auch, dass viele Main-Akteure in einer Koordinierungsstelle eine Plattform sehen, in der Konflikte zwischen unterschiedlichen Interessen, etwa zwischen Umweltschutz und Tourismus, moderiert werden könnten.
Knetzgau will auch ein Maininformationszentrum
Bürgermeister Paulus ist zuversichtlich, dass er angesichts der gewaltigen Zustimmung für "geMAINsam" die Koordinierungsstelle bekommen wird. Und lange schon schmiedet man in Knetzgau weitere Pläne: Hier soll das "MIZ 359" entstehen, das Maininformationszentrum mit überegionaler Bedeutung, das ein Begegnungsort mit dem Main ebenso sein soll wie Forschungsstelle und Veranstaltungsort. "Es gibt das Haus der Berge, es gibt das Ludwig-Erhard-Haus. Warum soll es also nicht auch das MIZ geben", stellte der Rathauschef fest und verriet damit, wie er sich das MIZ vorstellt: Als Einrichtung des Freistaats.