
Die kalten Monate nutzen viele Bürger dazu, um Brennholzvorräte anzulegen, für den nächsten Winter oder folgende Jahre. Das tat auch Werner Eberwein aus Eschenbach, der Buchenholz auf seinen Hof angeliefert bekam, um es dort ofenfertig weiter zu bearbeiten. Dabei erlebte er eine Überraschung, die seine Säge zum Stocken und ihn zum Staunen und Nachdenken brachte. Aus dem Innern des Stammes, dem Rotkern, "blickte ihn ein Vogel an".
Seine Brennholzanlieferung bestand aus Buchen, einer Baumart, die ja sehr beliebt als Brennholz ist und sich gut spalten und verarbeiten lässt. Die Stämme waren bis zu sechs Meter lang und mussten erst einmal auf kürzere Stücke gesägt werden. Die erfahrenen "Brennholzarbeiter" stoßen gerade bei der Buche immer wieder im Innern auf eine Verfärbung, die manchmal auch als "Holzfehler" angesehen wird.
Der "Falschkern" gilt oft als Wertminderung
Manchmal wird diese Rotkernigkeit bei der Buche auch als Alterserscheinung angesehen, die teilweise für eine deutliche Wertminderung des Holzes sorgt. Auch von einem "Falschkern" ist gelegentlich die Rede, der nur bei manchen Bäumen auftritt und dessen Entstehung anscheinend noch nicht bis ins Letzte geklärt ist.

Auch für Werner Eberwein war dieser Rotkern seines Buchenstammes anfangs nichts "Außergewöhnliches" gewesen. Er sägte munter darauf los, bis er in seinem Stammschnitt die Darstellung eines "Vogels" in rotbrauner Farbe erkannte. Er hatte schon einige Meter des Stammes abgesägt und zum Glück hatte man die Stücke nicht vorher schon gespalten. Dieser Rotkern als Abbild eines Vogels ließ ihn nun nicht mehr ruhen. Er wollte der Sache nachgehen und durch eine Veröffentlichung in der "Lokalpresse" auch die Bürger daran Anteil haben lassen.
Erster Anlaufpunkt war deswegen ein Mitarbeiter unserer Heimatzeitung, der genau so überwältig und neugierig war und deswegen weitere Nachforschungen anstellte. Überall traf die Baumscheibe von Werner Eberwein mit dem "besonderen Kern" auf Staunen und wurde als "eine noch nie gesehene und sicher einmalige Sache" angesehen. Ja manche waren sogar sprachlos und hatten spontan keine Erklärung, wie so etwas zustande kommen kann. Darunter waren durchaus auch Fachleute.
Bei seiner Recherche bezog der Reporter den Forstmann Hans Stark aus Kirchaich ein, den Leiter des Forstamtes Sailershausen der Julius-Maximilians-Universität Würzburg, der seit Jahrzehnten tagtäglich im Wald unterwegs ist. Dieser meinte, dass ein "Rotkern" bei Buchen immer wieder vorkomme. Aber als er dieses Stück aus der Buche vor seinen Augen sah, war auch er völlig überrascht.

"Ich habe schon unzählige Buchenrotkerne gesehen, aber noch nie so einen ungewöhnlichen und mit dieser Vogelausprägung," betonte Hans Stark. Auch ihm fiel es schwer, dafür eine Erklärung zu finden und er philosophierte dabei und meinte. "Ein Atheist würde vielleicht sagen: Eine Laune der Natur. Ein gläubiger Mensch eventuell: Da hat sich der liebe Gott künstlerisch verewigt!"
So kann das Kunstwerk konserviert werden
Hans Stark lieferte hat auch einen Ratschlag: "Man müsste die Stammscheibe langsam in einem unbeheizten Raum trocknen, dann sauber schleifen und mit einem UV-beständigem Lack versiegeln. Ansonsten verliert sie unter dem Lichteinfluss ihren Farbkontrast nach wenigen Jahren." Sicher wird bei der Familie Eberwein eine solche Baumscheibe ihren Ehrenplatz finden und noch lange an diese überraschende Entdeckung bei der Brennholzarbeit erinnern.
Über diese Rotkernbildung haben sich schon viele Gelehrte den Kopf zerbrochen. Ohne Zweifel zählt die Buche zu den Baumarten, bei denen häufig ein Farbkern auftritt. Oftmals scheint der Rotkern durch Stammverletzungen ausgelöst zu sein. Auch physiologische Veränderungen im Stamm könnten Grund für die Verfärbungen sein.

Wie dem auch sei, diese Buche der Eberweins aus Eschenbach hat auf jeden Fall zu Tage gefördert, dass es immer wieder "Naturphänomene" gibt, auf die man nur schwer eine Antwort findet. "Der Vogel von Eschenbach" im Stamm dieser Buche ist solch ein kleines "Naturwunder".