zurück
Sailershausen
Ein Urgestein verlässt die Sailershäuser Wälder: Forstamtsleiter Hans Stark verabschiedet sich
Der langjährige Leiter des Universitätsforstamts Sailershausen geht in den Ruhestand. Wie unter seiner Regie der Wald nachhaltig gestaltet wurde.
Hans Stark blickt zum Abschied auf sein Lebenswerk zurück: So wurden unter seiner Leitung im Wald bei Sailershausen unter anderem Habitatbäume geschaffen.
Foto: Wolfgang Aull | Hans Stark blickt zum Abschied auf sein Lebenswerk zurück: So wurden unter seiner Leitung im Wald bei Sailershausen unter anderem Habitatbäume geschaffen.
Wolfgang Aull
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:08 Uhr

Hans Stark ist wohl vielen Menschen im Landkreis Haßberge ein Begriff. Seit 2003 ist er Leiter des Universitätsforstamts Sailershausen. Seine Liebe zur Natur hat der studierte Forstwirtschaftler zu seinem Beruf gemacht. Als Leiter des Forstamts ist er regelmäßig etwa in Gemeinderatssitzungen geladen, wo er über seinen Weg der Waldpflege berichtet. 2019 wurde er mit dem "Albrecht Fürst zu Castell-Castell-Preis für nachhaltiges Handeln" der Universität Würzburg gewürdigt. Am 16. März nun geht Stark in den Ruhestand. Die Redaktion hat sich vorab noch einmal mit ihm getroffen.

Ein Spagat zwischen vielen Aspekten der Waldwirtschaft

Seine Arbeit, beginnt Stark das Gespräch, sei stets ein Spagat gewesen – zwischen Holzernte, Holzzuwachs, Waldbewirtschaftung, Naturschutz, Forschungsprojekten, Wildbestand und Baumnachwuchs. Das alles im Schatten des Klimawandels. Stark zeigte sich dabei als Befürworter einer vorsichtigen Herangehensweise: In den ersten zehn Jahren seiner Amtszeit habe der Holzzuwachs 20 Prozent über der Ernte gelegen.

Nach gut 20 Jahren verabschiedet sich Hans Stark, Leiter des Universitätsforstamts Sailershausen, von 'seinem' Wald.
Foto: Wolfgang Aull | Nach gut 20 Jahren verabschiedet sich Hans Stark, Leiter des Universitätsforstamts Sailershausen, von "seinem" Wald.

Dies schlug sich nachfolgend auch in den weiteren Zahlen nieder: Der Wert des stehenden Holzvorrats habe von 2004 bis 2014 um knapp 2,9 Millionen Euro zugenommen, berichtet der 64-Jährige. "Entscheidend ist aber nicht nur die massenmäßige Nachhaltigkeit, sondern auch die Wertnachhaltigkeit, da gute Holzqualitäten deutlich mehr erlösen als schlechte." Bei Eiche, Lärche und Kiefer habe die Qualität zugenommen.

Einsatz für Naturschutz und Artenvielfalt im Wald

Zeitgleich erhielt der Wald ein neues Erscheinungsbild, wie Stark ausführt. Zugunsten des Naturschutzes sei nutzbares Holz im Wald liegen gelassen worden. Auch Bäume seien stehen geblieben, um sie einem natürlichen Zerfall preiszugeben. Diese Biotopbäume seien für den Lebensraum Wald elementar: Unzählige Käfer, Flechten und Pilze fänden hier ein Zuhause, Fledermäuse zögen ein, Larven bereicherten die Speisekarte für Spechte.

Je "unaufgeräumter" ein Wald, desto wertvoller sei er für die Artenvielfalt, erklärt der Forstamtsleiter. Herbizide, Fungizide, Insektizide und Dünger verbannte er nach eigener Aussage konsequent aus seinen Wäldern. "Die Totholzmenge hat sich verdreifacht und durchschnittlich haben wir rund neun Biotopbäume pro Hektar Wald." Auch an die Greifvögel hat Stark gedacht und Horstbäume eingerichtet.

Abschusszahlen beim Rehwild im Universitätswald erhöht

Zurückgegangen sei der Wildbestand: "Ohne Wildzaun geht gar nichts" sei zur Jahrtausendwende noch die allgemeingültige Meinung bei der Frage der Naturverjüngung gewesen, erinnert sich Stark. Denn Rehwild liebe junge zarte Blätter außerordentlich. Stark schlug einen nicht wirklich populären Weg ein und erhöhte den Abschuss von Rehwild im Universitätswald von durchschnittlich 160 auf knapp 260 Tiere pro Jahr. "Die Fläche der Naturverjüngung hat sich innerhalb von zehn Jahren mehr als verdoppelt und besteht zu 98 Prozent aus heimischen Laubbäumen", zieht der 64-Jährige Bilanz.

Wasserrückhaltung sieht Hans Stark als ein Gebot der Stunde.
Foto: Wolfgang Aull | Wasserrückhaltung sieht Hans Stark als ein Gebot der Stunde.

2018 wurde ein groß angelegter Biodiversitätsversuch gestartet, wie Stark berichtet. Unter Leitung von Professor Dr. Jörg Müller vom Lehrstuhl für Tierökologie und Tropenbiologie der Universität Würzburg werde auf 75 Versuchsflächen, je 50 mal 50 Meter, erforscht, welche Auswirkungen unterschiedliche Arten der Waldbewirtschaftung auf die Biodiversität haben. Dazu seien rund 600 Festmeter stehendes und liegendes Totholz im Wald belassen und Habitatbäume künstlich geschaffen worden.

"Die Fichte hat ausgedient, die Eiche kommt mit den Herausforderungen Hitze und Trockenheit gut zurecht."
Hans Stark, Leiter Universitätsforstamt Sailershausen

Stark ist voll des Lobes den Altvorderen gegenüber. Sie hätten einen wertvollen Waldbestand hinterlassen. Er sieht es als Aufgabe der derzeitigen Generation an, die weitsichtige Waldpflege fortzusetzen. In die Zukunft gerichtet meint er, dass insbesondere der Klimawandel Akzente setze: "Die Fichte hat ausgedient, die Eiche kommt mit den Herausforderungen Hitze und Trockenheit gut zurecht." Zukunft hätten auch Elsbeere und Speierling. Wasserrückhaltung sei ein Gebot der Stunde, ebenso das Totholzkonzept und die Wertschätzung der Biotopbäume.

Hans Stark und die Wälder der Universität Würzburg

Die Universität Würzburg besitzt in der Nähe von Haßfurt knapp 2200 Hektar Waldfläche, welche auf eine Stiftung von Fürstbischof Julius Echter zurückgehen. Dieser hatte im Jahr 1582 die Universität gegründet und seine Hochschule auch mit Ländereien ausgestattet. Seit dieser Zeit bewirtschaftet die Universität ihre Wälder mit eigenem Personal.
Um die nachhaltige Nutzung und Bewirtschaftung sicherzustellen, wurden ab dem Jahr 1848 in regelmäßigen Abständen von zehn bis 20 Jahren sogenannte Forstwirtschaftspläne aufgestellt, mit denen der Holzvorrat erhoben und die nachhaltige Nutzung des Holzes geplant wurde.
Hans Stark ist seit 2003 Leiter des Universitätsforstamts Sailershausen. Seine Kindheit hat er in Eltmann verbracht. In München studierte er Forstwissenschaften. Nach dem Studium war er 15 Jahre lang bei der Bayerischen Forstverwaltung als Forsteinrichter angestellt und zeigte sich verantwortlich für die langfristige Forstbetriebsplanung an den Forstämtern Schöllkrippen, Rohrbrunn, Rothenbuch, Kleinwallstadt, Heigenbrücken, Eltmann, Gerolzhofen, Würzburg, Arnstein, Mellrichstadt, Bad Neustadt und Ebrach.
woa
 
Themen & Autoren / Autorinnen
Sailershausen
Wolfgang Aull
Artenvielfalt
Hans Stark
Julius-Maximilians-Universität Würzburg
Jörg Müller
Larven
Tierökologie
Waldbestände
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top