
Erst vor wenigen Tage war der Eisbrecher "Von Grassmann" im Einsatz, um das zugefrorene Haßfurter Hafenbecken wieder befahrbar zu machen. Am Mittwoch musste sich das Schiff einer neuen Aufgabe widmen. Zwar waren die Temperaturen mittlerweile soweit angestiegen, dass auf dem Main kein Eis mehr zu sehen war. Doch die "Von Grassmann" kommt auch zum Einsatz, wenn es darum geht, schwere Lasten auf dem Fluss zu transportieren. Das war am Mittwoch der Fall, als der Eisbrecher zusammen mit dem Schubschiff "Habicht" einen mehr als 200 Tonnen schweren Revisionsverschluss von Viereth nach Haßfurt beförderte.

Bei einem Revisionsverschluss, auch Notverschluss genannt, handelt es sich um eine Art Schleusentor, das in einem Fluss eingebaut werden kann, um einen Abschnitt des Gewässers trockenzulegen. Das ist unter anderem für Arbeiten an Schleusen nötig, wenn Tore gewartet oder ausgetauscht werden müssen.
Viereth: Das ganze Wehr musste erneuert werden
Zwei solche Revisionsverschlüsse hat der Außenbezirk Haßfurt des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamtes. Wenn diese gerade nicht im Einsatz sind, liegen sie üblicherweise schwimmend gelagert im Haßfurter Hafen. Zuletzt war der Platz im Hafenbecken jedoch leer, denn der ältere der beiden Revisionsverschlüsse wird derzeit in Schweinfurt instandgesetzt. Wenn diese Arbeiten im Frühling abgeschlossen sind, soll er gleich wieder in Schweinfurt eingesetzt werden, berichtet Eva Brückner, Leiterin des Außenbezirks Haßfurt des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamtes. Es wird also noch einige Zeit dauern, bis dieser rund 100 Tonnen schwere Verschluss wieder nach Haßfurt zurückkehrt.

Der neuere Revisionsverschluss, Baujahr 2014, ist mehr als doppelt so schwer und hat einige zusätzliche Funktionen, wie beispielsweise die Möglichkeit, bei Bedarf kontrolliert Wasser durchzulassen. "Der Notverschluss war über den Sommer in Viereth eingebaut", berichtet Eva Brückner. Die dortige Wehranlage wurde bei einer Grundinstandsetzung komplett erneuert, erklärt sie. Unter anderem wurde dabei im Tosbecken, das sich vor den Arbeiten noch im Urzustand aus der Bauzeit im Jahr 1925 befand, die alte Pflasterung durch Beton ersetzt. "Die Arbeiten sind jetzt abgeschlossen", so Brückner.
"Vor Grassmann" kann nicht nur Eis brechen, sondern auch Lasten schleppen
Deshalb konnte der Revisionsverschluss nun auf dem Fluss zurück nach Haßfurt gebracht werden. Dabei kamen zwei Schiffe zum Einsatz. Das 2017 gebaute und knapp 16 Meter lange Schubschiff "Habicht" wurde hinten an der massiven Metallkonstruktion befestigt, um das Gespann zu schieben. Der Eisbrecher "Von Grassmann" fuhr voraus und schleppte das Gespann.
Aber ist es normal, dass ausgerechnet ein Eisbrecher für so etwas zum Einsatz kommt? "Die Schlepp-Geschichten machen wir generell mit dem Eisbrecher", sagt Eva Brückner, denn das Schiff sei aufgrund seiner Leistung auch für solche Aufgaben gut geeignet. Die "Von Grassmann", Baujahr 1965 und knapp über 26 Meter lang, ist fast 675 PS stark. Sie bringt ihre Leistung über zwei Schrauben ins Wasser.
Winterlager: Der Revisionsverschluss liegt wieder im Haßfurter Hafen
Besonders schnell kann sich der Schleppverband aus dem Revisionsverschluss und den beiden Schiffen nicht bewegen: Mit einer Geschwindigkeit von etwa sechs Stundenkilometern fuhr das Gespann am Mittwoch auf dem Main von Viereth nach Haßfurt. Die Fahrt verlief dabei ohne Zwischenfälle und Verzögerungen, so dass der Revisionsverschluss sogar deutlich früher als geplant wieder an seinem Platz im Hafen lag.

Pünktlich um 8 Uhr morgens waren die beiden Schiffe mit ihrer schweren Fracht aufgebrochen. Gegen 11 Uhr fuhren sie durch die Limbacher Schleuse und gegen 13.30 kamen sie in Haßfurt an – rund zweieinhalb Stunden früher als geplant. Hier liegt der 35 Meter lange und zehn Meter breite Koloss nun in seinem Winterquartier und wartet auf seinen nächsten Einsatz.