Seit vergangenen Sonntag verfügt Fabrikschleichach über ein Sanctuarium von Herman de Vries. Geschwisterwerke befinden sich in Frankreich, Deutschland, den Niederlanden und Dänemark. Matthias Bäuerlein (FW), der Bürgermeister von Rauhenebrach, zeigte sich erfreut: "Was der Trittstein für den Wald, ist das Sanctuarium für den Ort". Es sei für den Steigerwald eine wertvolle Bereicherung, dass ein solches Kunstwerk von Herman de Vries in Fabrikschleichach eingerichtet wurde.
Zuvor hatte der Initiator und Ideengeber, Ulrich Mergner, erklärt, was es mit dem "Ödland" betitelten Kunstwerk auf sich hat: "Wir Menschen haben ja ein ambivalentes Verhältnis zu Pflanzen", und würden nicht müde, Ordnung ins Pflanzenreich zu bringen und zu regeln, was wo wachsen darf und wo nicht. Anders im sanctuarium: "Innerhalb des Stangenkreises mit den goldenen Spitzen darf wachsen, was wachsen will".
Pflanzen, erklärte der Forstmann, seien die Grundlage unseres Lebens. Er zitierte aus der Bibel: "Und die Erde ließ aufgehen Gras und Kraut, das Samen bringt, ein jedes nach seiner Art, und Bäume, die da Früchte tragen, in denen ihr Same ist, ein jeder nach seiner Art. Und Gott sah, dass es gut war."
Der Überlieferung nach, philosophierte er weiter, soll Buddha seinen Mönchen und Nonnen untersagt haben, Pflanzen und Samen zu beschädigen, auch sollten diese nicht die grünen Gräser und Kräuter zu zertreten. Und genau das wünschten sie sich auch "für unser Sanctuarium".
Wen er unter "wir" verstand, kam bei der Danksagung zutage: Herman und Susanne de Vries, Bürgermeister Matthias Bäuerlein und dem Rauhenebracher Gemeinderat, der Geldgeberin Ulla Schmidt, die das Projekt im Regionalbudget von ILE, dem Förderprogramm des Bayer. Landwirtschaftsministeriums für die integrierte ländliche Entwicklung untergebracht hat. Und allen weiteren Beteiligten, einschließlich der örtlichen Dorfgemeinschaft.
Herman de Vries meint: "Ödland wird uns gefallen: Weil es eine Herausforderung ist". Aber, es sei auch ein Sanctuarium: ein respektiver Platz. "Wir können jetzt sehen, was hier wachsen wird, wie es sich ändert".
Er habe mehr Sanctutarien gemacht, in Stuttgart, mit einem großen eisernen Zaun rundum, an einer Wegkreuzung. "In der Zeitung stand, wir wissen schon, was da wächst: Unkraut". Er habe gesagt ja, Unkraut, das sind die Pioniere, die machen den Anfang vom Leben.
Der Künstler ist gespannt, wie es weiter geht
Der 92-jährige setzte fort: "und dann Münster". In einem belebten Park steht seine kreisrunde Mauer, mit Schaulöchern drin, mit einer Deckplatte aus Sandstein, und in der Deckplatte steht in Sanskrit: "dies ist vollkommen. das ist vollkommen. vollkommen kommt von vollkommen. nimm vollkommen weg von vollkommen, es bleibt vollkommen." Und so sei es mit dem Wald und der Flur. "Ich bin gespannt, wie es weitergeht".
Dies wissenschaftlich zu beobachten, liegt nun in der Verantwortung der Universität Würzburg. Diese hat gemäß Ulrich Mergner zugesagt, das Kommen, Verbleiben und Gehen der Pflanzen wissenschaftlich zu begleiten. Jedes Jahr einmal, so die Vereinbarung, soll eine Bestandsaufnahme stattfinden, was hier wächst, damit abgeglichen werden kann, was sich etabliert hat, was vergangen ist und was neu ansiedelte.
Sanctuarien von Herman de Vries
Das erste Sanctuarium wurde 1993 anlässlich der internationalen Bundesgartenschau in Stuttgart errichtet. Es folgten Sanctuarien in Münster (1997), in den Niederlanden, in Frankreich und Dänemark.