Ein Kran steht auf dem Marktplatz vor der Hofheimer Stadtpfarrkirche St. Johannes der Täufer. Auf dem Pflaster am Boden lagern mehrere Paletten mit Ziegeln. Eine Seite des Kirchendachs ist großflächig mit einer weißen Plane abgedeckt. Unterhalb, entlang des Kirchengebäudes, steht ein Gerüst. Es ist für Passantinnen und Passanten deutlich sichtbar: Die angekündigte Sanierung des Dachs der Stadtpfarrkirche befindet sich in vollem Gang.
Bei Starkregen stand das Wasser auf der Empore der Kirche
"Die Schieferplatten waren total marode", erklärt Pfarrer Manuel Vetter bei einem Termin mit der Redaktion auf der Baustelle in der vergangenen Woche. So marode, dass der Dachdecker gesagt habe: "Wenn er eine Platte austauscht, gehen drei außenrum kaputt", berichtet Vetter. Das Kirchendach sei letztmals in den 1950er-Jahren neu eingedeckt worden und das Material inzwischen so erschöpft, dass man mit dem Finger Löcher in den Schiefer drücken könne und nur noch Staub übrig bleibe.
Nicht nur brüchig, sondern auch undicht präsentierte sich das Kirchendach zuletzt. Bei Starkregen habe das Wasser schon öfters auf der Empore gestanden, berichtet Kirchenpfleger Alexander Kaspar. Auch in den rechten Seiteneingang regnete es bereits hinein. Mithilfe der Feuerwehr habe die Stadt immer wieder Löcher im Dach geflickt, berichtet Vetter. Der Sanierungsbedarf machte sich immer deutlicher bemerkbar.
Ursprünglich sei angedacht gewesen, die Außenfassade der Kirche gleich mitzumachen. Doch es habe sich herausgestellt, dass Kosten- und Planungsaufwand zu hoch seien. "Das Kirchendach ist eine Notmaßnahme", erklärt der Pfarrer. Die Fassade wäre nur eine Schönheitsreparatur gewesen. Auch der Kirchturm ist vorerst außen vor. "Der Schiefer auf dem Turm ist noch nicht so alt." Nur die Turmkugel sei farblich neu gefasst worden.
Rote Biberschwanzziegeln statt schwarzer Schieferplatten
Die Kosten für die Sanierung des Kirchendachs indes trägt die Stadt Hofheim. Sie belaufen sich aktuell auf eine Summe von rund 360.000 Euro, wie Pfarrer Vetter und Bürgermeister Alexander Bergmann (CSU) berichten. Etwa 90.000 bis 100.000 Euro teurer wäre die Baumaßnahme geworden, wenn das Dach wieder mit schwarzem Schiefer eingedeckt worden wäre. Daher entschieden die Verantwortlichen sich, in Absprache mit dem Denkmalschutz, für rote Biberschwanzziegeln.
Das Aussehen der Stadtpfarrkirche wird sich also verändern, ähnlich wie bei der Bettenburg, deren Dach inzwischen auch rote Ziegeln trägt. Die Gebäude ringsum den Hofheimer Marktplatz haben ebenfalls bereits rote Ziegeln, wie Kirchenpfleger Kaspar anfügt. Das rote Dach der Kirche dürfte sich hier also nahtlos einfügen. Der Turm hingegen bleibe schwarz, bestätigt Vetter auf Rückfrage noch einmal. Bei den Kirchen in Goßmannsdorf, Ostheim und Neuses sei das zum Beispiel auch so.
Die Verantwortlichen hatten in Hofheim zudem eine besondere Idee: Nach den Gottesdiensten und im Pfarrbüro werden aktuell gegen eine Spende Ziegeln zum Beschriften ausgegeben, wie Pfarrer Vetter berichtet. Wer möchte, könne sich so auf den neuen Dachziegeln der Stadtpfarrkirche verewigen. Die Schrift werde auf dem fertigen Dach dann jeweils von den oberen Ziegeln überlappt. Man gehe davon aus, erklärt Bürgermeister Bergmann, dass die neuen Ziegeln rund 100 Jahre halten. Im Herbst soll die Sanierung des Kirchendachs abgeschlossen sein.