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Haßfurt
Ein "natürliches Ende": Warum die Theaterwerkstatt Haßfurt nach 25 Jahren aufhört
Regisseurin Nina Lorenz und Fördervereinsvorsitzender Rudi Eck blicken auf eine Erfolgsgeschichte zurück – und erklären, warum diese nun endet.
Für die Theaterwerkstatt Haßfurt ist ein 'natürliches Ende' gekommen. Regisseurin Nina Lorenz und Fördervereinsvorsitzender Rudi Eck blicken auf die gemeinsame Zeit zurück.
Foto: Peter Schmieder | Für die Theaterwerkstatt Haßfurt ist ein "natürliches Ende" gekommen. Regisseurin Nina Lorenz und Fördervereinsvorsitzender Rudi Eck blicken auf die gemeinsame Zeit zurück.
Peter Schmieder
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:52 Uhr

Als sich der Freundeskreis der Theaterwerkstatt Haßfurt am Abend des 13. Dezember traf, stand auf der Tagesordnung nur ein einziger Punkt: die Auflösung des Vereins. Denn 25 Jahre nach Gründung der Theaterwerkstatt und 20 Jahre nach Gründung ihres Fördervereins ist nun das Ende des Theaters im Gewölbekeller der Stadthalle gekommen. Im Gespräch mit dieser Redaktion blicken Rudi Eck, der von 2015 bis zu dessen Auflösung Vorsitzender des Freundeskreises war, und Regisseurin Nina Lorenz auf die gemeinsame Zeit zurück – und erklären, warum die Erfolgsgeschichte nicht weitergeschrieben wird.

Wenn Amateure und Profis zusammen auf der Bühne stehen

"Es ist ein natürliches Ende gekommen", sagt Nina Lorenz. Grund für die Auflösung sei, dass sich die Theaterwerkstatt in den letzten Jahren zu sehr verändert habe – weg von dem, was sie eigentlich einmal sein sollte.

"Das ist schon ein Stück Kultur für eine Stadt dieser Größe, das man anderswo suchen muss."
Rudi Eck, Vorsitzender des Fördervereins

Denn gegründet wurde sie einst als ein Theater, in dem Amateure und Profis gemeinsam auf der Bühne stehen, angeleitet von Regie-Profi Nina Lorenz. So bekamen Amateur-Darstellerinnen und -darsteller aus Haßfurt und Umgebung eine Möglichkeit, ihrer Leidenschaft für das Theater nachzugehen. Auch für die Stadt war es ein Gewinn, denn das Theater brachte eine Aufwertung des Kulturangebots mit sich. "Das ist schon ein Stück Kultur für eine Stadt dieser Größe, das man anderswo suchen muss", sagt Rudi Eck.

Wie alles begann: Die erste Aufführung der Theaterwerkstatt Haßfurt, die Liederrevue 'Die Sekretärinnen', fand 1999 noch im Großen Saal der Stadthalle statt.
Foto: G. Zierl | Wie alles begann: Die erste Aufführung der Theaterwerkstatt Haßfurt, die Liederrevue "Die Sekretärinnen", fand 1999 noch im Großen Saal der Stadthalle statt.

Er war von 1997 bis 2014 Bürgermeister von Haßfurt, in diese Zeit fallen auch die Gründung der Theaterwerkstatt 1999 sowie ihres Fördervereins 2003. Nach dem Ende seiner letzten Amtszeit übernahm Eck dann auch dessen Vorsitz.

Immer weniger Haßfurter, dafür immer mehr Bamberger auf der Bühne

Viele Jahre lang funktionierte das Konzept. Amateure konnten in Theaterproduktionen auf hohem Niveau auf der Bühne stehen, ergänzt wurde das Team durch Profischauspielerinnen und -schauspieler, vor allem aus Bamberg. Dafür gab es eine Kooperation mit dem dortigen Theater im Gärtnerviertel (TiG) – auch dort ist Nina Lorenz Regisseurin und Künstlerische Leiterin.

Doch in den letzten Jahren hatten die Darstellerinnen und Darsteller aus dem Raum Haßfurt immer weniger Zeit, um neben dem eigenen Beruf noch an großen Theaterproduktionen mitzuarbeiten. So kam es zu einer Verlagerung: Die gemischte Gruppe aus Amateuren und Profis wurde immer mehr zum reinen Profitheater, was auch dazu führte, dass fast nur noch Akteure aus Bamberg auf der Bühne standen. "Es waren keine aktiven Darsteller mehr von hier", sagt Rudi Eck.

Kein Nachwuchs: Suche über Workshops hat nicht funktioniert

Das wurde dann auch zum Problem für den Freundeskreis, dessen Ziel ja nicht nur war, in Haßfurt Theater anzubieten, sondern auch, den Einheimischen die Gelegenheit zu geben, auf der Bühne zu stehen. "Es war auch für den Verein die Frage: Was wollen wir unterstützen?", sagt Rudi Eck.

Aber wäre es nicht möglich gewesen, Nachwuchs zu finden und mit einem neuen Team aus Haßfurter Schauspielerinnen und Schauspielern weiterzumachen? "Es gab mal Versuche", berichtet Nina Lorenz. Ähnlich wie in der Anfangszeit der Theaterwerkstatt gab es Workshops, über die neue Leute gefunden werden sollten. "Das hat aber nicht mehr so funktioniert."

Einige Veranstaltungen sollen weiterlaufen

Mit dem Ende der Theaterwerkstatt sollen aber nicht automatisch alle Veranstaltungsreihen enden, die einst unter ihrem Dach liefen. So sollen die Frauenlesenächte unter der Leitung von Andrea Tiessen-Lehmann in Zusammenarbeit mit der Volkshochschule des Landkreises Haßberge weitergeführt werden. Für das Weihnachtsmärchen, das die Theaterwerkstatt bisher jedes Jahr auf die Bühne gebracht hat, läuft ebenfalls die Suche nach einer möglichen Nachfolge. Immerhin waren die Märchenaufführungen mit 30 bis 40 Vorstellungen im Jahr – darunter viele Schulvorstellungen – ein echtes Erfolgsmodell, das Publikum aus dem ganzen Landkreis Haßberge und sogar aus den Nachbarlandkreisen Bamberg und Schweinfurt anzog.

Die Weihnachtsmärchen, wie hier 'Die Bremer Stadtmusikanten' im Jahr 2012, liefen sehr erfolgreich. Deshalb sollen sie möglicherweise auch nach dem Ende der Theaterwerkstatt weitergeführt werden.
Foto: Werner Lorenz | Die Weihnachtsmärchen, wie hier "Die Bremer Stadtmusikanten" im Jahr 2012, liefen sehr erfolgreich. Deshalb sollen sie möglicherweise auch nach dem Ende der Theaterwerkstatt weitergeführt werden.

Und auch die Zusammenarbeit zwischen dem Bamberger Theater im Gärtnerviertel und dem Weinhaus Schaffner in Haßfurt soll bestehen bleiben, sodass es weiterhin Aufführungen in der Vinothek gibt.

"Dann doch lieber jetzt ein schönes Ende, als dass es einfach ausläuft."
Nina Lorenz, Regisseurin

Mit Sicherheit enden werden damit aber Produktionen im Gewölbekeller, die sich an ein erwachsenes Publikum richten, sowie die "Freundeabende", die die Theaterwerkstatt jährlich für die zuletzt 64 Mitglieder des Fördervereins auf die Beine stellte.

Erste Aufführungen in den Sälen der Stadthalle

Was bleibt, sind schöne Erinnerungen. Nina Lorenz und Rudi Eck blicken zurück auf die Anfänge der Theaterwerkstatt. 1999 gründete sich die Gruppe, nachdem Lorenz bei einem Theater-Workshop einige talentierte Leute gefunden hatte. Die ersten Aufführungen fanden im Großen und Kleinen Saal der Stadthalle statt. Das erste Stück war die Liederrevue "Die Sekretärinnen". Es folgten weitere erfolgreiche Inszenierungen wie "Präsidentinnen", das erste Kinderstück "Ritter Rost und die Hexe Verstexe" oder auch "Der Frosch" – ein Stück, in dem Rudi Eck damals selbst mit auf der Bühne stand.

Seit 2006 hatte die Theaterwerkstatt im Gewölbekeller der Stadthalle eine feste Spielstätte. 'Gretchen 89ff.' war das erste Stück, das dort auf die Bühne kam.
Foto: Nina Lorenz | Seit 2006 hatte die Theaterwerkstatt im Gewölbekeller der Stadthalle eine feste Spielstätte. "Gretchen 89ff." war das erste Stück, das dort auf die Bühne kam.

"Dann haben wir gesucht: Wir brauchen irgendeinen Raum", erinnert sich Rudi Eck. Hoffnungen setzte er unter anderem in die ehemaligen Haßfurter Kinos, die zu diesem Zeitpunkt schon stillgelegt waren. "Aber es gab nichts, was uns zur Verfügung gestellt wurde." Schließlich kam die Idee, den Gewölbekeller der Stadthalle zu verwenden, der zu diesem Zeitpunkt schon seit einigen Jahren als Kulturraum genutzt wurde, unter anderem für Ausstellungen. Seit 2006 hat die Theaterwerkstatt dort ihre feste Spielstätte, ausgestattet mit Technik, die der Förderverein stellte.

Von der Lagerhalle zur Stadthalle

Rudi Eck erinnert sich an die Geschichte des Gebäudes: Bis in die 70er Jahre war es eine Lagerhalle, die die Stadt während der Amtszeit von Rudolf Handwerker, der von 1978 bis 1990 Bürgermeister war, kaufte und zur Stadthalle umbauen ließ. Der Gewölbekeller war einst ein Kartoffelkeller, dessen Fenster so gebaut waren, dass Bauern von der Straße aus die Kartoffeln hinunterkippen konnten. Eck erinnert sich, wie er selbst in seiner Kindheit beim Spielen diese Vorrichtung als Rutschbahn verwendete.

Eck und Lorenz loben auch die gute Zusammenarbeit mit dem Haßfurter Kulturamt, damals unter der Leitung von Petra Lettang. "Dadurch ist der Raum als Kulturraum etabliert worden", sagt Eck. Dass diese Erfolgsgeschichte nun zu Ende geht, sei zwar schade, doch Regisseurin Nina Lorenz betont: "Dann doch lieber jetzt ein schönes Ende, als dass es einfach ausläuft."

 
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