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Steinbach
Ein Jahr als Schülerin in den USA: Für Julia Meyer aus Steinbach wurde ein Traum wahr
Die Gymnasiastin verbrachte zehn Monate an einer Schule in Norfolk an der Ostküste. Von ihrem Aufenthalt dort zieht sie eine positive Bilanz.
Mutter Manuela (links) und Tochter Julia mit dem Tuchtransparent, auf dem Julias Gastfamilie schöne Erinnerungen festgehalten hat.
Foto: Günther Geiling | Mutter Manuela (links) und Tochter Julia mit dem Tuchtransparent, auf dem Julias Gastfamilie schöne Erinnerungen festgehalten hat.
Günther Geiling
 |  aktualisiert: 08.09.2024 02:28 Uhr

"Ich wollte schon immer mehr von der Welt sehen, auch in einem anderen Land neue Leute kennenlernen und mein Englisch verbessern. Außerdem steckte die Neugier auf anderes dahinter." Mit dieser Motivation brach die 16-jährige Gymnasiastin Julia Meyer aus Steinbach vor einem Jahr in die USA auf, um zehn Monate in einer amerikanischen Schule zu verbringen. Mit vielen Eindrücken und Begeisterung kehrte sie nun wieder zurück und zieht eine eindrucksvolle Bilanz.

Julia Meyer nutzte das Jahr der "individuellen Lernzeitverkürzung" am Gymnasium Haßfurt in der 11. Klasse und fand die Idee gut, ein Auslandsjahr in den USA zu verbringen. Sie habe sich gut vorbereitet über die Schüleraustauschorganisation "International Experience", habe aber nicht gedacht, dass ein so aufwendiger Anmeldeprozess notwendig ist.

Stolz zeigt Julia Meyer ihre Auszeichnungen, den Jahresbericht der Schule von Norfolk (Virginia) und das Buch von ihrer Gastfamilie.
Foto: Günther Geiling | Stolz zeigt Julia Meyer ihre Auszeichnungen, den Jahresbericht der Schule von Norfolk (Virginia) und das Buch von ihrer Gastfamilie.

Ziel ihres Aufenthaltes war die 240.000 Einwohnerinnen und Einwohner zählende Stadt Norfolk im Bundesstaat Virginia an der Ostküste. "Zwei Wochen davor wusste ich noch nicht, in welche Familie ich kommen würde. In einem 10-minütigen Telefongespräch erfuhr ich dann einiges über die Familie und mit großer Freude holten sie mich am Flughafen ab." Man merkte ihnen ihre Erfahrung mit Austauschschülern an, zumal sie in der Vergangenheit schon Gäste aus Russland, China, Frankreich, Spanien und auch aus Deutschland hatten. Die Gasteltern Homer und Denise haben vier Kinder, die alle schon erwachsen sind. Nur der jüngste Sohn wohnt mit 26 Jahren noch zu Hause, wo es auch vier Hunde und einen Papagei gibt.

Sicherheit ist an der Schule oberstes Gebot

Mit dem bekannten gelben Schulbus kam Julia an ihrem ersten Schultag dann nach rund 35 Minuten in dem stattlichen Schulgebäude an, wo "Safety first" gilt. "Mit den Büchertaschen musste man an Metalldetektoren vorbei, die gefährliche Metallgegenstände oder Waffen mit einem lauten Ton anzeigen. Auch auf den Fluren darf man sich nicht frei bewegen, sondern braucht zum Verlassen des Raumes die schriftliche Erlaubnis mit dem `Hallway-Pass´." Ebenso gebe es "Security-Leute", die sogar Pfefferspray anwenden dürften, um die Streithähne auseinanderzubringen. "Ja, es gibt nicht selten Gewalttätigkeiten und Schlägereien", berichtet Julia.

Julia (4. von links) inmitten ihrer Schulmannschaft mit dem entsprechenden Schultrikot.
Foto: Julia Meyer | Julia (4. von links) inmitten ihrer Schulmannschaft mit dem entsprechenden Schultrikot.

Julia ist schon beim Eintritt in die Schule aber auch etwas anderes aufgefallen. "Da sieht man gleich viele Sachen wie Gemälde von den Rektoren an der Wand und eine ganze Menge von Pokalen sind ausgestellt. Der Sport hat also einen hohen Stellenwert." Auch die Zimmer hätten eine ganz andere Bedeutung. "Hier gibt es keine Klassenzimmer, sondern eigentlich nur Kursräume. Ich musste mir aus einem Angebot einen individuellen Stundenplan in Absprache mit meinem ,Guidance Counselor´ zusammenstellen." Guidance Counselor lässt sich mit Orientierungsberater übersetzen. 

An manchen Schulen sei auch strenge Kleider- oder Verhaltensordnung typisch, "aber das war an unserer Schule nicht. Die Pünktlichkeit wurde jedoch sehr ernst genommen. Wenn man zwei Minuten nach dem Gong kam, wurde es gleich notiert; und wenn dies öfter geschah, wurde das mit anderen Maßnahmen bestraft. Auch wenn die Hausaufgaben nicht pünktlich abgegeben werden, geht es streng zu." Dagegen gehe man sehr offen mit den Zensuren um. Statt Ziffernnoten von 1 bis 6 gebe es hier die Buchstaben von A bis F und es werde alles benotet oder mit Tests online abgefragt.

Der Sport hat einen sehr hohen Stellenwert

Neben dem regulären Unterricht gefielen Julia das breitgefächerte Angebot an Wahlfächern wie Schauspiel, Schach, Gesang und vor allem die sportlichen Angebote. Durch diese vielen sportlichen Veranstaltungen wie Football, Baseball und dergleichen entwickele sich ein richtiges Zusammengehörigkeitsgefühl, das auch noch durch die gleichen farbigen T-Shirts innerhalb der Teams gepusht werde.

Auch das Weihnachtsfest verbrachte Julia  (rechts) mit ihrer Gastfamilie
Foto: Julia Meyer | Auch das Weihnachtsfest verbrachte Julia (rechts) mit ihrer Gastfamilie

Dafür gibt es sogar ein Fan-Shop an der Schule, wo man alles kaufen kann. Julia zeigt hier voller Stolz ihre Urkunden und Auszeichnungen, denn sie landete beim "Cross country" unter den Top 10. Jeden Tag absolvierte sie ein zweistündiges Tennistraining und gewann mit ihrem Team die "District-Meisterschaft" und dann auch noch die nächsthöhere Regionalmeisterschaft. "Es war ein unbeschreibliches Gefühl, mit dem Team für unsere Highschool solche Erfolge zu erreichen."

Das sei ein ganz besonderer "Spirit" und bei vielen Gelegenheiten werde dann immer wieder die Nationalhymne gesungen. "Leistung wird hier sehr honoriert und man erhält viel Lob und öffentliche Auszeichnungen, auch für gute Charaktereigenschaften." Zu solchen Veranstaltungen würden sogar die Eltern ins Auditorium eingeladen.

"Es ist einfach, Freunde zu finden, denn die Leute sind offen und neugierig."
Julia Meyer

Julia erzählt, dass sie schon vom Gymnasium in Haßfurt ein gutes Englisch mit in die USA brachte, "aber nach so einem Aufenthalt wird es flüssiger und man kann einfach drauf los reden. Ich spreche jetzt eigentlich fließend Englisch." Mit der Verständigung und dem Kennenlernen hatte sie nach ihren Aussagen keinerlei Probleme. "Es ist einfach, Freunde zu finden, denn die Leute sind offen und neugierig." Der Akzent veranlasste die Einheimischen höchstens zu fragen: Woher bist du? "Die Leute fanden das interessant und stellten dann dauernd Fragen über Deutschland und Europa oder es kam schnell eine Einladung zum Geburtstag."

Gasteltern kümmerten sich wie um eigene Tochter

Bei ihren Gasteltern redete sie von einem "Glückstreffer" und einer" tollen Familie". Das erkennt man auch an ihren Geschenken, die sie von ihnen mitbrachte. Homer und Denise hatten die Zeit, die Unternehmungen und Ausflüge mit ihrer "Gastschülerin" in einem großen Bildband "Our year in Review" und einem großen Transparent festgehalten. Auch Mama Manuela zu Hause zeigte sich "super stolz" auf ihre Tochter, "dass sie sich dieses Jahr zugetraut hat und in ein fremdes Land gegangen ist. Dabei hat sie alles selbst organisiert."

Ganz selbstverständlich zählt zu den Souvenirs auch die amerikanische Flagge.
Foto: Günther Geiling | Ganz selbstverständlich zählt zu den Souvenirs auch die amerikanische Flagge.

Die 16-jährige Schülerin Julia ging mit offenen Augen durch das andere Land und sah manches auch kritisch. Sie sprach von einer "auffallenden Plastikverschwendung, weil alles doppelt und dreifach eingepackt ist". Verschwenderisch sah sie auch die vielen "Pickup-Autos", jedoch brauche man für das das Auto für den Alltag. Gewaltdelikte an Schülern seien an der Tagesordnung.

Tipp: Einfach hallo sagen und auf die Leute zugehen

Interessierten Schülern gibt sie den Tipp "viele Sachen auszuprobieren und sich aktiv am Schulleben zu beteiligen. Dabei gibt es für jedes Interesse einen Club an der Schule. Einfach `hallo´ sagen und auf die Leute zugehen!" Auf die Frage, wie es nun in ihrem Leben weitergehe, kam spontan die Antwort: "Erst einmal Abitur machen. Auf jeden Falle könnte ich mir ein Studium oder Semester im Ausland vorstellen."

 
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