Er ging schon einige Jahre schwanger mit der Idee der Selbständigkeit. Und doch bedurfte es eines privaten Schlüsselreizes, bis Andreas Herlein aus Zeil am Main im März 2022 sein eigenes Unternehmen "CarSolar" gründete. "Wenn man zur richtigen Zeit am richtigen Ort ist", erklärt Herlein fast genau ein Jahr danach seinen Erfolg, "dann wird der Traum von der Selbstständigkeit wahr." Mit seiner Firma, die individuelle Lösungen für Carport- und Terrassenüberdachungen mit lichtdurchlässigen Solarpaneelen anbietet, hat er offenbar eine Marktlücke erkannt. Denn er kann sich über mangelnde Aufträge nicht beschweren.
"Ich liefere den Kunden alles unter einem Hut", umreißt Herlein sein Geschäftsmodell im Gespräch mit dieser Redaktion. "Das Thema Energiekrise ist ja allgegenwärtig und sorgt für große Verunsicherung in Deutschland. Die Preise für Gas und Strom sind massiv gestiegen und nicht wenige machen sich auf die Suche nach Auswegen." Eine mögliche Lösung könnte die Produktion von eigenem Strom sein. Solar- und Photovoltaikanlagen seien gefragter denn je und versprächen den Betreibern eine gewisse Unabhängigkeit vom Energiemarkt.
Teiltransparente Glas-Glas-Module: Es fällt Licht durch die Paneele
Und genau hier setzt Andreas Herlein an. Er überdacht Carports sowie Terrassen – bereits bestehende oder noch zu errichtende – mit speziellen Solarpaneelen. Er verwendet "hochmoderne, teiltransparente Glas-Glas-Module". Die Kunden können individuell den Abstand der einzelnen PV-Zellen wählen. Zwei bis 50 Millimeter sind möglich. Es handelt sich also um kein normales Dach, sondern es fällt Licht durch die Paneele. "Um gegen Hagel und Schneelast geschützt zu sein", erklärt Herlein, "verwenden wir Verbund- und Einscheibensicherheitsglas ,made in Germany‘." Die Leistung beträgt rund 200 Wp pro Quadratmeter.
"Alle Bauteile des Systems sind optimal aufeinander abgestimmt", so Herlein. Die Paneele haben eine Größe von einem mal vier Meter "und können auf den Millimeter so gearbeitet werden, wie es der Kunde wünscht", sagt Herlein mit einem gewissen Stolz. Denn nach seiner Aussage ist er im Umkreis von 200 Kilometern der Einzige aus seiner Branche, der solch individuelle Lösungen anbietet.
Laut Unternehmer finanzieren sich die Überdachungen in wenigen Jahren von alleine
"Ich finde es einfach richtig, das Nützliche mit dem Nachhaltigen zu verbinden. Und das trifft gerade bei diesen beiden Produkten – Carport und Terrasse – perfekt aufeinander. Sie schützen vor Witterungseinflüssen und produzieren gleichzeitig Strom, der entweder eingespeist werden kann oder vorrangig selbstgenutzt werden sollte. Sei es für das Elektroauto oder den Haushalt. Und so finanzieren sich Carport- oder Terrassenüberdachung in wenigen Jahren von alleine", rechnet Andreas Herlein vor.
Der 39-jährige Startup-Gründer kommt eigentlich aus der Baubranche, ist gelernter Kaufmann. Zwei Eigenschaften, die ihm in seinem jungen Unternehmen sehr zustatten kommen, da er deshalb ein "breites Netzwerk von Handwerksbetrieben jetzt als Partner" hat. Er beschäftigt selbst zwei Mitarbeiter, führt aber die Bauarbeiten an den jeweiligen Projekten nicht selbst durch. Herlein sieht sich eher als Generalunternehmer, der die Wünsche der Kunden in konkrete Planungen und Kalkulationen umsetzt und sich dann darum kümmert, die benötigten ausführenden Firmen – fast ausschließlich lokale Fachbetriebe – zu verpflichten. Die allerdings bei der Ausführung genau von ihm überwacht werden.
Handwerklich Begabte können auch Komplettbausätze beziehen
Die Montage durch die von CarSolar empfohlenen Fachfirmen ist aber kein Muss. "Wir liefern ebenfalls Komplettbausätze inklusive der notwendigen Pläne und Anleitungen", so Herlein. "Handwerklich Begabte können den Aufbau durchaus auch selbst schaffen. Der ein oder andere Helfer wird dabei jedoch benötigt."
Auch die derzeit überall nervenden Engpässe bei der Beschaffung der Solarmodule bereiten dem Zeiler Startup nach eigenen Aussagen "keine Probleme. Die Branche hat in der Tat mitunter Lieferschwierigkeiten. Aber wir haben hervorragende Kontakte zu den Herstellern und deshalb bisher keine Lieferengpässe zu verzeichnen".
Vor rund zwei Wochen fand auf dem Gelände des Outlet-Centers in Zeil die Messe "Wir bauen" statt. Die Firma CarSolar war dort ebenfalls mit einem Stand vertreten. "Das war ein grandioser Erfolg", so Herlein, dem von seinem Messe-Auftritt gerade einmal eine Handvoll Prospekte übriggeblieben ist. Die Zahl der Aufträge ging anschließend durch die Decke. Überhaupt boomt das Startup gewaltig, die Auftragsbücher sind gut gefüllt. Andreas Herlein scheint die Zeichen dieser – oft wirren – Zeit richtig erkannt zu haben.
Und für Ende Mai plant er schon den nächsten großen Auftritt bei den Haßfurter Energietagen. Bis dahin muss der Unternehmer, dessen Vorführ-Carport in der Andreas-Kessler-Straße 32 in Zeil begutachtet werden kann, wohl schnellstens eine größere Zahl neue Prospekte gedruckt haben.