Es sind eindeutige Forderungen, die Ralf Schlinke und die weiteren Stadträte der Freien Wählergemeinschaft Königsberg (FWG) in einem aktuellen Schreiben an die Stadtverwaltung und Bürgermeister Claus Bittenbrünn (CSU) richten. Sie fordern die sofortige Aussetzung des geplanten Bauvorhabens für das Naturparkzentrum Haßberge in Königsberg – und die Einstellung des geplanten Verkaufs der Grundstücke.
Als Grund nennt Schlinke vor allem die massiv gestiegenen Baukosten. Laut dem 53-Jährigen sind diese allein von März 2021 bis Juni vergangenen Jahres um 59 Prozent in die Höhe geschossen. Er fürchtet nun einen erneuten, massiven Anstieg der Kosten, erklärt er im Gespräch mit dieser Redaktion. Denn wie sehr der Preis für das Projekt von Juni 2022 bis April dieses Jahres gestiegen ist, sei laut Schlinke unklar.
Dazu kommt: Durch gestiegene Kosten erhöhe sich laut dem FWG-Stadtrat nicht nur der Eigenanteil der Stadt Königsberg, der sich im Juni 2022 noch auf circa 575.000 Euro belief, sondern auch die anschließende Übernahme der Betriebskostendefizite. Diese trägt die Stadt zu 25 Prozent. Deshalb, so die Forderung, müsse das geplante Bauvorhaben dringend überdacht werden.
FWG fordert keinen endgültigen Stopp
"Wir haben eine super Zeit hinter uns gehabt, in der wir mit Fördergeldern in Königsberg viel machen konnten." Doch zur jetzigen Zeit, in der überall die Kosten steigen, ein solches Projekt umzusetzen, ist für Schlinke "ein Unding". Er macht aber auch klar: "Wir fordern keinen Stopp des Naturparkzentrums. Wir von der FWG waren damals auch dafür – zu den Preisen, die damals angegeben waren."
Nun hoffe er darauf, dass das geplante Bauvorhaben ausgesetzt wird. Und zwar bis ins Jahr 2026 – dem Jahr, in dem die nächsten Kommunalwahlen sind. Denn dann, so der 53-Jährige, könne auch die jüngere Generation mit ihrer Stimme darüber entscheiden, was mit dem Naturparkzentrum passieren soll und ob die kommunalen Kassen dafür geleert werden sollen. Und auch, ob sie dann einen Bürgermeister oder eine Bürgermeisterin wählen, die sich im Fall des Naturparkzentrums neu orientieren könnten.
Investitionsstau in Ort und Ortsteilen
"Wir haben in Königsberg und seinen Ortsteilen weiterhin einen erheblichen Investitionsstau in Bestandsgebäuden und eine marode Infrastruktur, welche definitiv vor einem Neubau Vorrang haben müssen", schreiben Schlinke und die FWG-Stadtratsmitglieder in dem Antrag an Bittenbrünn und die Stadtverwaltung. Gemeint sind damit unter anderem Turnhallen, Schulen oder Rathäuser.
"Da können wir uns so etwas nicht leisten", macht er klar. "Die Stadt Königsberg mit Bürgermeister Claus Bittenbrünn müssen handeln und den Neubau des Naturparkzentrums inklusive den geplanten Verkauf der Grundstücke aussetzen", appelliert er deshalb in dem Schreiben.
Thema in der nächsten Stadtratssitzung
Wie es nun weiter geht, was der Bürgermeister und die anderen Fraktionen im Königsberger Stadtrat vom Antrag der FWG halten, das zeigt sich bei der nächsten Stadtratssitzung am Dienstagabend. Das Thema wird im nicht-öffentlichen Teil der Sitzung behandelt. Bürgermeister Bittenbrünn wollte sich auf Nachfrage der Redaktion vorab nicht zum Thema äußern.
Naturparkzentrum - wer zahlt was?
Bis Juni vergangenen Jahres stieg die Summe jedoch schon auf knapp über 3,15 Millionen Euro an. Der Landkreis Haßberge und die Stadt Königsberg hätten nach dem damaligen Kostenstand also etwas mehr als 1,51 Millionen Euro zuschießen müssen. Sowohl Kreis als auch Stadt hatten sich dazu bereiterklärt, den verbleibenden Anteil jeweils zur Hälfe zu übernehmen.