An 23 Stellen
Was soll das? herman de vries, der Wert auf die Kleinschreibung seines Namens legt, lächelt und erklärt: "Ich will an den für mich wichtigen Stellen, die ich bei den täglichen Spaziergängen mit meiner Frau im Wald gefunden habe, Spuren hinterlassen, die zum Nachdenken oder Diskussion anregen sollen." Der 75-Jährige hat seine Sinnsprüche in verschiedenen Sprachen bislang an 23 Stellen im nördlichen Steigerwald verteilt. In einem Waldgebiet mit dem Namen Hexentanz nahe der Ruine Scherenberg steht beispielsweise auf einem Stein geschrieben: "Es war einmal". An anderen Stellen sind die Frageworte "was wieso weshalb warum" oder auf griechisch die Worte "alles ist im fluss" zu lesen.
Die Steine hat de vries in Deutsch, Englisch, Französisch, Latein, Griechisch und sogar in Sanskrit beschreiben lassen. Menschen, die bei Ausflügen oder Wanderungen mehr oder weniger zufällig darauf stoßen, sollen angeregt werden, die entsprechenden Worte, Sätze oder Zeichen zu hinterfragen. "Sie werden damit zum philosophischem Denken angeregt. So ist es zumindest gedacht", erklärt der Philosoph und Künstler.
herman de vries kommt es mit seinen Arbeiten auf die Erforschung des Lebensraums des Menschen im Hinblick auf Sein und Bewusstsein an. Als Forscher, Sammler und Archivar möchte er sich diesem Thema annähern. Auch der Steigerwald als sein Lebensmittelpunkt ist in seine Kunst mit einbezogen.
Seine Steine bezeichnet der Künstler weiter als "Geschenke an die Natur" oder besser noch "Geschenke an seine Heimat", macht der gebürtige Niederländer deutlich. Der lebt seit 35 Jahren in Eschenau. Wie ist er in das kleine Dorf im Steigerwald gekommen? "Ich hatte damals eigentlich vor, mit vielen Gulden im Gepäck mir eine Insel auf den Seychellen zu kaufen. Ich kam zufällig durch Eschenau, weil ich noch mal einen Kollegen in Deutschland besuchen wollte", antwortet der 75-Jährige. Das Dorf und vor allem die Natureindrücke berührten ihn sehr. Bei einer Wanderung im Böhlgrund nach Eschenau "lag das Dorf so schön . . . es hat geleuchtet", erinnert er sich.
Er mietete erstmal das Pfarrhaus und der Steigerwald um Eschenau wurde "sein Atelier". Mittlerweile zog er fünfmal innerhalb des Dorfes um und wohnt nun mit seiner Frau im alten Schulhaus, das Wohnort, Produktionsstätte und Archiv ist. Hier bearbeitet, inventarisiert und katalogisiert er seine im Rahmen seiner Forschungen weltweit zusammengetragenen Fundobjekte.
Blätter sollen sprechen
Fast jeden Tag sind herman de vries und seine Frau susanne jacob-de vries draußen unterwegs. Aus Beobachtungen, Erlebnissen, Gedanken entstehen Projekte und Arbeiten, die Ausschnitte aus dieser Wirklichkeit zeigen sollen. Blätter, Zweige, Halme, Moos sollen für sich sprechen. Der Künstler möchte mit seinen Arbeiten bewusst machen, dass "in jedem kleinsten Teil die Wirklichkeit ebenso enthalten ist wie im Großen".
Im Steigerwald fand de vries nicht nur einen neuen Lebensmittelpunkt, sondern auch gegenüber der kultivierten und domestizierten Landschaft Hollands eine weitgehend naturbelassene Landschaft, und sehr viel Wald. de vries will Natur näher bringen und sensibilisieren: "Natur ist das wichtigste. Wir haben nur eine". Kunst darf nach de vries keinen Einfluss auf die Natur nehmen, muss integriert sein, sich einfügen und eigentlich gar nicht richtig auffallen so wie seine Steine.
Zur Person
herman de vries
1931 geboren in Alkmaar. herman
de vries studierte Agrarwissen-
schaft und Gartenbau. Kunst hat
er nie studiert. Darin sieht der
75-Jährige einen großen Vorteil,
da er möglichst unbeeinflusst an
seine Werke geht.