
Beim offiziellen Auftakt der bayerischen Spargelsaison plauderte Gesundheitsministerin Judith Gerlach (CSU) aus dem Nähkästchen. So komme es gelegentlich vor, dass Ministerinnen und Minister sich gegenseitig vertreten müssen. Wenn Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber (CSU) einen Termin nicht wahrnehmen könne, finde sich dabei meist besonders schnell eine Vertretung. Und das nicht nur, weil es dabei um wichtige Themen gehe. "Da gibt es immer gutes Essen", sagte Gerlach.
Sie vertrat Kaniber am Freitag auf dem Spargelhof Bauer Reinhart im Rauhenebracher Ortsteil Obersteinbach, während ihre Parteifreundin auf Staatsbesuch in Kroatien weilte. Allerdings gelang es sowohl Gerlach als auch Betriebsleiter Ingo Reinhart und MdB Dorothee Bär (CSU) in ihren Reden, eine Erklärung zu finden, warum sie den Termin auch bei der Gesundheitsministerin gut aufgehoben sähen: Spargel sei sehr gesund, betonten alle drei.
Gesundes Gemüse und gleichzeitig ein "Lebensgefühl"
Gerlach hob dabei vor allem die Rolle des Spargels zur Vorbeugung hervor. Viele Menschen würden beim Thema Prävention nur an unangenehme Dinge denken, dabei gebe es ja durchaus gesunde Lebensmittel, die auch gut schmecken. Als Beispiel dafür nannte sie neben dem Spargel auch Erdbeeren, für die der Hof von Betriebsleiter Ingo Reinhart ebenfalls bekannt ist.

Darüber, dass aus mehreren Bewerbungen gerade sein Hof ausgewählt wurde, habe er sich "sehr gefreut", sagte Reinhart im Gespräch mit dieser Redaktion. In seiner Rede lobte er den Spargel in den höchsten Tönen und bezeichnete ihn als "das allerbeste Gemüse", das für ihn auch ein "Lebensgefühl" sei. "Ein Leben ohne Spargel wäre nicht lebenswert", sagte er – möglicherweise in Anlehnung an Ministerpräsident Markus Söder (CSU), der immer wieder verkündete, ein Leben ohne Bratwurst sei "möglich, aber sinnlos".
Hoffnung auf eine gute Saison: Das Wetter stimmt optimistisch
Gleichzeitig sprach Reinhart über Herausforderungen für Spargelbäuerinnen und -bauern. Unter anderem durch die angekündigte Erhöhung des Mindestlohns komme einiges auf die Betriebe zu. Außerdem werde es immer schwieriger, Saisonarbeiterinnen und -arbeiter zu bekommen. Immerhin habe sein Betrieb hier aber eine große Zahl an Wiederkehrern. Langfristig hoffe er, dass seine Söhne, die aktuell zehn und zwölf Jahre alt sind, den Betrieb mit einer Produktionsfläche von rund 105 Hektar eines Tages weiterführen werden.
"Herausforderungen gibt es immer, aber ich denke, wir werden sie meistern", zeigte sich Ingo Reinhart optimistisch. Positiv stimmt auch sein Blick auf die diesjährige Saison: "Am 25. März haben wir mit dem Stechen angefangen. Seit drei bis vier Tagen stechen wir richtig gut."

Dazu passt eine Pressemitteilung des Bayerischen Landwirtschaftsministeriums, laut der die Wetterbedingungen der letzten Monate auf eine gute Saison hoffen lassen. Ein Winter mit einer ausreichenden Zahl an Frosttagen und relativ wenig Sonnenschein habe dem Spargel genug Winterruhe gegeben, um nun mit viel Energie sprießen zu können.
Abgeordnete und Ministerin versuchen sich im Spargelstechen
Mit der Veranstaltung hat die Saison nun für die rund 220 Spargelbetriebe in Bayern, von denen sich 62 in Unterfranken befinden, offiziell begonnen. Dabei durften Ministerin Gerlach, Bundestagsabgeordnete Dorothee Bär und Landtagsabgeordneter Steffen Vogel (CSU) unter Ingo Reinharts Anleitung auch einmal ausprobieren, wie das Spargelstechen funktioniert.

Anschließend ging es zum Essen im Hofrestaurant des Spargelbauern. Allerdings wurde den Gästen nicht der klassische Spargel mit Kartoffeln serviert, sondern ein Spargeltoast, mit dem Reinhart auch zeigen wollte, wie vielseitig Spargel sein kann und auf wie viele verschiedene Arten er sich zubereiten lässt. "Er schmeckt fast zu allem", sagte er im Gespräch mit der Redaktion.
Dorothee Bär: Spontaner Besuch nach den Koalitionsverhandlungen
Dass einige früher gehen mussten und somit das Essen verpassten, kommentierte Dorothee Bär in ihrer Rede: "Ich bleibe da zum Essen. Alles andere wäre ein Riesenfehler." Bärs Anwesenheit war für viele eine Überraschung. Denn erst nach dem Abschluss der Koalitionsverhandlungen hatte die Bundestagsabgeordnete kurzfristig zugesagt, beim Spargelanstich dabei zu sein.
Am Rednerpult scherzte sie, Judith Gerlach vertrete an diesem Tag den grünen Spargel, während sie selbst für den weißen Spargel stehe – eine Anspielung auf die Farben ihrer Kleidung. Dabei habe sie als Kind Spargel nicht wirklich gemocht und ihre Liebe zu dem Saisongemüse erst später entdeckt. Deshalb habe sie früher immer die Spargelköpfe abgegeben. "Das würde ich heute nicht mehr machen."