
Acht Wochen können eine lange Zeit sein. Wenn man als junge Frau in Untersuchungshaft sitzt. Noch dazu, wenn man eine dreijährige Tochter hat. Allerdings sind die Vorwürfe so schwer, dass dem Ermittlungsrichter keine andere Wahl bleibt. Immerhin haben die 22-jährige Frau und ihr gleichaltriger Lebensgefährte die Haßberge mit Cannabis-Produkten, Kokain und Tilidin versorgt. Es geht um Drogenhandel im großen Stil, die Ware holen die beiden aus Frankfurt am Main. Und das selbst dann noch geht das Geschäft weiter, als sie bereits davon wissen, dass man ihnen auf der Spur ist.
Und den Angeklagten beeindrucken auch sein kurzer Aufenthalt hinter Gittern und ein Haftbefehl außer Vollzug nicht. Er macht einfach weiter. Die junge Mutter hilft ihm dabei. Dabei weiß sie von ihrem früheren Freund, dem Vater des Kindes, wohin das alles führen kann. Der sitzt nämlich auch hinter Gittern.
Am Ende des Prozesses gegen die beiden am Mittwoch veurteilt die für Drogenverfahren zuständige Dritte Strafkammer am Landgricht Bamberg den jungen Mann wegen illegalen Handelns mit Betäubungsmitteln in nicht geringer Menge und unerlaubten Handelns mit Cannabis-Produkten zu drei Jahren Freiheitsstrafe. Es geht schließlich "nicht um Pille-Palle-Mengen", wie Rechtsanwalt Joachim Voigt aus Bamberg sagt, sondern um rund neun Kilogramm Cannabis-Produkte und 30 Gramm Kokain.
In einem halben Jahr 44.000 Euro verdient
Der Schuldspruch führt dazu, dass der junge Mann das ganze Geld, das er verdient hat, mehr als 44.000 Euro in einem halben Jahr, nun als Wertersatz an die Staatskasse abführen muss. Wenn er denn jemals soviel verdient, dass man ihm etwas wegpfänden kann. Immerhin hat die Landesjustizkasse nun 30 Jahre lang Zeit, auch um Lotteriegewinne oder eine Erbschaft abzuschöpfen.
Außerdem wird er auf Anraten des psychiatrischen Sachverständigen Dr. Thomas Wenske aus Möhrendorf für eineinhalb Jahre in einer Entziehungsanstalt untergebracht. Dort soll er in einer geschlossenen Abteilung eine Therapie durchlaufen. Ziel ist es, dass er seinen enormen Drogenkonsum unter Kontrolle bekommt. Denn um an Hasch, Koks, Schmerzmittel und Psychopharmaka zu kommen und unter dem Einfluss dieser Drogen begeht er immer wieder Straftaten.
"Wollen nicht, dass Sie noch weiter ableiten"
Die junge Frau kommt mit einem dunkelblauen Auge davon: eineinhalb Jahre mit Bewährung. Drei Jahre darf sie sich nun nichts zuschulden kommen lassen, muss mit einem Bewährungshelfer zusammenarbeiten und darf keinerlei Betäubungsmittel nehmen. Das wird mit Urin- und Haar-Proben kontrolliert. "Wir wollen nicht, dass Sie noch weiter abgleiten", so der Vorsitzende Richter Markus Reznik. Denn sie kennt das Amtsgericht Haßfurt bereits von innen. Da ging es um geringen Drogenbesitz, eine eingeworfene Fensterscheibe, Schwarzfahren mit der Bahn, einen abgebrochenen Scheibenwischer und Diebstahl von Badesachen.

Außerdem muss sie als "Denkzettel" immerhin 200 Stunden gemeinnütziger Arbeit ableisten. Ob sie wegen ihrer Drogengeschichten und einer möglichen Kindeswohlgefährdung Schwierigkeiten mit dem Jugendamt bekommt, wird sich noch zeigen.
Dass es für den Angeklagten und seine Ex-Lebensgefährtin nicht noch schlimmer kommt, liegt am Paragrafen 31 des Betäubungsmittel-Gesetzes. Sie haben nicht nur sich selbst mit umfassenden Aussagen bei der Kriminalpolizei Schweinfurt schwer belastet, indem sie zahlreiche bislang nicht bekannte Beschaffungsfahrten nach Frankfurt am Main zugeben und die Handelsmengen deutlich nach oben korrigiert haben.
Angeklagte geben Namen ihrer Stammkunden preis
Sie haben auch mehrere ihrer Stammkunden mit Klarnamen genannt. Gegen drei Drogendealer läuft deshalb schon ein Ermittlungsverfahren. Zwei schweigen noch. Der dritte Beschuldigte hat schon geplaudert. Die nächsten Prozesse werfen ihre Schatten voraus. Das Verfahren gegen das Drogenpärchen aus dem Maintal im Landkreis Haßberge ist jedenfalls rechtskräftig beendet.
